KVP – auch eine Frage für den Service

Service

Zu diesem Artikel hat mich das Verhalten eines Zwangs­dienst­leisters „inspiriert“. Zwangs­dienst­leister heißt hier, dass deren Dienst­leistung behörd­lich vorge­schrieben ist, die Regula­rien dazu aber im Grunde schon 80 Jahre alt sind (es handelt sich also nicht um die GEZ ;-) und erst seit zwei Jahren eine teil­weise Öffnung bei der Wahl des Dienst­leisters besteht.

Worin besteht jetzt der Bezug zum KVP? Erstmal darin, dass sich der KVP ultimativ am Kunden orien­tieren sollte (was bei dem betref­fenden Dienst­leister definitiv nicht der Fall ist). Bei dieser Orien­tierung sollte man nicht eine graue, anonyme Kunden­masse im Blick haben, sondern den einzelnen Kunden, der die Leistung in Anspruch nicht. Natür­lich ist es ein­facher, einen Geschäfts­prozess mit dem Unter­nehmen im Fokus zu entwerfen und den Kunden dann in dieses Raster zu pressen. Unter dem Gesichts­punkt der Kunden­orientie­rung sollte man eher über­legen, welche Ansprüche der Kunde hat und dann die eigenen Geschäfts­prozesse daran auszu­richten. Das heißt nicht, dass das ein­fach ist. Wenn die Frage im Vorder­grund steht, wer für den Geld­strom ins Unter­nehmen sorgt, sollte die Antwort aber klar auf der Hand liegen. Vorallem wenn die Kunden (plötz­lich) eine Wahl haben, wen sie sich als Dienst­leister aussuchen.

Das beginnt schon bei der Kommuni­kation mit den Kunden. Da wird freitags irgend­wann ein Zettel in den Brief­kasten geworfen und angekün­digt, dass man am Montag im Lauf des Tages kommt. Faktisch war der erste Anlauf dazu dann um 7:45 Uhr gewesen, wohl gemerkt zu einer Jahres­zeit, in der Schul­ferien sind und am Brief­kasten ein Zettel hing, dass bitte ein neuer Termin zu verein­baren sei.

Der zweite Anlauf war dann 9:45 Uhr, leider in einer Form, dass ich nicht gesehen hatte, wer vor der Tür steht.

Mein etwas ungehaltener Hinweis auf die kurz­fristige Ankün­digung und die mangelnde Kunden­orientie­rung wurde einfach damit abgetan, dass man diese Arbeit seit 33 Jahren mache und nicht bereit sei, daran etwas zu verändern.

„Ein Unternehmen, das sich unein­geschränkt dem Service widmet, hat nur eine Sorge bezüg­lich der Gewinne. Sie sind peinlich hoch.“

– Henry Ford

Welche Gefahren drohen durch dieses Verhalten? Die sind nun nicht aus­schließ­lich Service-spezi­fisch aber in meinen Augen dort besonders relevant.

Verlust von Marktanteilen durch neue Wett­bewerber in einem beschränkten Markt

Das Marktvolumen in diesem Fall ist absolut beschränkt, es sind auch keine echten Innova­tionen möglich. Dazu kommt, dass das Geschäft sehr regional ist, weil die Leistung vor Ort inner­halb eines vernünf­tigen Radius erbracht werden muss. Die Leistung wird insge­samt als lästig wahr­genommen und ist einfach nur ein notwendig Übel. Auf das Kano-Model abgebildet, handelt es sich prak­tisch nicht einmal um Basis­merkmale, sondern im Grunde nur um Vermei­dungs­merkmale einer Leistung, die eigentlich nur wider­willig in Anspruch genommen wird.

Schlechte Reputation

Normalerweise wird über die betref­fende Leistung kaum berichtet oder erzählt. Wenn darüber erzählt wird, dann nur aufgrund von Ärger den man damit hat, speziell, wenn es sich um das geschil­derte Verhalten der betei­ligten Personen dreht. Wenn die Leistung mal über das normale Maß hinaus­geht, hat man in der Regel nur Probleme damit, weil Folge­kosten wahr­schein­lich sind, ohne dass ein gefühlter Nutzen auftritt, weil prak­tisch nur der Status Quo aufrecht­erhalten bzw. wieder herge­stellt wird. Natürlich steckt in dieser Aussage viel Subjek­tivität, aber so ist das manchmal.

Beide Gefahren sollten in meinen Augen Moti­vation genug sein, sich Gedanken über die Kunden­orientierung in den Service-Prozessen zu machen. Die bisher gemachte Erfah­rung in diesem konkreten Fall lässt mich aller­dings das Gegenteil vermuten.

Frage: Welche Erfahrungen haben Sie schon fehlender Kunden­orien­tierung in Kunden­dienst­prozessen gemacht? Wie wird in Ihrem Unter­nehmen damit umgegangen?

Sie können einen Kommentar hinter­lassen, indem Sie hier klicken.

Jetzt eintragen und Artikel/Denkanstöße zukünftig per eMail erhalten.

Artikel teilen auf ...

Hinweis: Ich behalte mir vor, Kommentare zu löschen, die beleidigend sind oder nicht zum Thema gehören.