Den Gedanken zu diesem Artikel und der Dynamik im KVP habe ich schon vor längerer Zeit beim Lesen des Buchs „Selbstbild – Wie unser Denken Erfolge oder Niederlagen bewirkt“ von Carol Dweck erhalten. Dieses Buch hatte mich schon einmal zu einem Artikel inspiriert. Damals ging es um das Denken. Das Buch beschreibt die Grundlagen und Ursachen von Erfolgen und Misserfolgen durch das Selbstbild einer Person. Die Autorin vertritt die These, das es nicht die Talente eine Menschen sind, die Grundlagen des Erfolgs bilden, sondern dessen Selbstbild. Sie unterscheidet dabei zwischen einem statischen Selbstbild (das auf Talent beruht) und einem dynamischen Selbstbild (das durch Entwicklung entsteht).
Vergleichbare Aspekte zur Statik und Dynamik bestehen in meinen Augen auch beim KVP. Mit den statischen und dynamischen Aspekte meine ich hier die Ausrichtung auf die Ziele, die mit dem KVP verfolgt werden. Ein eher statisches Ziel ist es, wenn sich die angestrebten Verbesserungen am Ist-Zustand orientieren. Man spricht dann auch von Weg-von-Zielen. Die Problematik mit Weg-von-Zielen liegt für mich darin begründet, dass das Bestreben hauptsächlich darin liegt, den aktuellen Zustand zu verlassen. Diese Ausrichtung wird speziell dann problematisch, wenn in einem Unternehmen der KVP schon eine gewisse Historie hat und die niedrig hängenden Früchte deshalb bereits alle geerntet sind. Selbst wenn die grundsätzlich begrüßenswerte Einstellung vorherrscht, dass der aktuelle Zustand (eines Prozesses) immer der Schlechteste ist, beinhaltet dieser Ansatz jedoch keine Dynamik in der Ausrichtung der Verbesserungsbestrebungen.
Viel mehr Dynamik entsteht durch die Ausrichtung an der Unternehmensvision, die wiederum die kontinuierliche Vermehrung des Kundennutzen als Ursprung hat. Da eine Vision ein grundsätzlich nicht erreichbar ferner Idealzustand ist, bleibt die Anziehungskraft konstant erhalten. Bildlich gesprochen, entsteht die Karotte vor dem Auge des Zugtiers, der dieses andauernd nachläuft und der Wagen mehr oder weniger nebenbei gezogen wird.
– aus China
Die Dynamik in den Verbesserungsbestrebungen entsteht auch dadurch, dass die Unternehmensleitung und die Führungskräfte nur die Ziele vorgeben, den Weg dorthin aber den Mitarbeitern überlassen. Überlassen heißt dabei aber nicht, dass sie mit den Herausforderungen alleine gelassen werden. Die Führungskraft hat dabei die Aufgabe, die Suche nach dem geeigneten Weg so unterstützen, dass eine Selbstständigkeit und Dynamik in der Verbesserung entsteht und sich dadurch selbst trägt (so lange die Karotte in Form der Vision und davon abgeleitete Ziel-Zustände bestehen).
Das Mittel der Wahl ist dabei die Verbesserungs-Kata mit ihrer Routine der vier Schritte
- Ausrichtung an der Vision
- Verständnis für die Ausgangssituation
- Festlegung des nächsten Ziel-Zustands
- Verfolgung dieses Ziel-Zustands mittel Experimenten in PDCA-Zyklen.
Um diese Routine und trotzdem eine Dynamik in der Verbesserung zu schaffen und aufrechtzuerhalten gibt es die fünf Fragen der Coaching-Kata.
- Wie ist der Ziel-Zustand?
- Wie der Zustand jetzt?
- Welche Hindernisse halten Sie von der Erreichung des Ziel-Zustands ab?
- Was ist der nächste Schritt?
- Wann können wir sehen, was wir aus diesem Zustand gelernt haben?
Mit diesen Fragen vermeidet die Führungskraft, den Weg vorzugeben und unterstützt gleichzeitig den Mitarbeiter in den Verbesserungsbestrebungen, in dem sie den – wohlwollenden aber durchaus kritischen – Blick von außen einbringt, die Reflektion des bisher Erreichten und Gelernten fördert und dabei auch die Ausrichtung am Ziel-Zustand lebendig erhält. Mit dieser Dynamik ist dann auch ständiges Lernen und die daraus resultierende Weiterentwicklung der Menschen verbunden, der Mitarbeiter und der Führungskräfte.
Vergessen Sie aber nicht, dass auch das beste Zugtier mal eine Erholungspause braucht und dann die Karotte auch bekommt. Auf das Umfeld im Unternehmen übertragen heißt das, feiern Sie Erfolge, belohnen Sie die Mitarbeiter für Ihre Anstrengungen. Wissen Sie dann aber auch, wann der Aufbruch zu nächsten Etappe angesagt ist und wohin der Weg führen soll.
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