KVP – eine Frage der Helden

Helden

So wie Entdecker und Erfinder in der Geschichte der Mensch­heit zur Weiter­entwick­lung und Erweite­rung des mensch­lichen Hori­zonts geführt haben, gibt es auch in der Welt des Konti­nuier­lichen Ver­besse­rungs­prozes­ses zwei Arten von Helden – die Problem­entdecker und die Lösungs­finder. Beide Rollen nehmen in beiden genannten Welten wichtige Funk­tionen ein, ohne deren Eigen­schaften es nicht zu den Fort­schritten gekommen wäre.

Dabei können die beiden Rollen erst im Zusammen­spiel ihre Stärken aus­spielen und in der Summe mehr errei­chen als jeder Einzelne alleine, selbst wenn dieses Zusammen­spiel direkt gar nicht stattfindet.

Vergleichbare Aspekte gelten auch im Konti­nuier­lichen Ver­besse­rungs­prozess. Jede Rolle für sich würde weit hinter ihren Möglich­keiten zurück­bleiben. Die beiden Rollen benötigen ihren jewei­ligen „Gegen­spieler“, um die eigenen Fähig­keiten voll aus­spielen zu können. Nur gemein­sam ist es möglich, eine Weiter­entwick­lung zu erreichen.

Der Problementdecker

Problementdecker sind oft Menschen, die den Unter­schied zwischen einem Ist- und dem gewünschten Soll­zustand wahr­nehmen. Sie erkennen Defi­zite in Produkten, Prozessen oder Situa­tionen. Teil­weise suchen sie bewusst danach, oft ist es aber eine Fähig­keit, die sie nicht bewusst nutzen und auch nicht erklären können. Im Neuro-Linguis­tischen Program­mieren spricht man vom Meta-Programm des Gegen­beispiel­sortierers, teilweise kombi­niert mit dem Meta-Programm einer Weg-von-Moti­vation.

Der Lösungsfinder

Während beim Problem­entdecker das Defizit im Vorder­grund steht, ist es beim Lösungs­finder eben die Suche nach einer (neuen) Lösung für eine Situation, die mög­licher­weise der Problem­entdecker aufge­zeigt hat. Während der Problem­entdecker seine Haupt­motiva­tion aus der Aufdeckung des Defizits zieht und dann unter Umständen schlag­artig das Inte­resse verliert, kann sich der Lösungs­finder in die Suche und die Auflösung der defizitären Situa­tion regel­recht verbeißen und erst aufgibt, wenn eine zufrieden­stellende Lösung gefunden ist.

„Ein Held ist nicht mutiger als ein gewöhn­licher Sterb­licher. Aber er ist es fünf Minuten länger.“

– Ralph Waldo Emerson

Der eine oder andere mag sich jetzt fragen, was ist denn mit all den anderen oder einem selbst, wenn man kein Held ist und weder zur einen noch zur anderen Gruppe gehört? Die Mensch­heit teilt sich ja auch nicht nur in Entdecker und Erfinder auf.

Sowohl die früheren als auch die aktuellen Entdecker und Erfinder sind auch auf diese dritte (viel größere) Gruppe von Menschen angewiesen – aus zwei Aspekten.

Zum einen bildet diese Gruppe die wichtige Funktion der Unter­stützung bei Entdeckungs­reisen über unbekannte Ozeane oder fremde Länder (Kolumbus hätte seine Entdeckungs­fahrt kaum ohne Mann­schaft durch­führen können) und Gottlieb Daimler hat auch jemand gebraucht, der nach seinen Zeich­nungen gefertigt und die Kutsche auf den Hof geschoben hat. Und selbst über diese Unter­stützungs­rollen hinaus würden Entdeckungen und Erfin­dungen in ihren Wir­kungen verpuffen, wenn es dann da nicht die große Gruppe der Menschen gäbe, die den Entdeckern nach­folgen oder die Erfin­dungen nutzen würden.

Ich möchte sogar so weit gehen, dass den Entdeckern und Erfindern mög­licher­weise ein großer Teil ihrer Moti­vation fehlen würde, hätten sie nicht – zumindest unbewusst – die Ahnung davon, dass ihre Entdeckungen und Erfin­dungen anderen Menschen nutzen.

Wichtig ist, dass sich alle Menschen in der Organi­sation über ihre Rolle bewusst sind und diese im positiven Sinn der Organi­sation ausüben, ohne in „helden­haftes“ Gehabe zu verfallen und damit zum Stör­faktor werden. Anderer­seits muss sich auch die Organi­sation ihrer Helden und deren Wert bewusst sein und mit ihnen pfleglich umgehen, ohne in einer Helden­verehrung zu erstarren. Auch dieser gegen­seitige Umgang mitei­nander ist ein Aspekt, der in die Kategorie „Respect for People“ fällt, nicht von alleine entsteht und Teil der Organi­sations­kultur ist.

Frage: Welche Helden gibt es in Ihrem Unter­nehmen? Wie sieht der Umgang mit ihnen aus? Wo fehlen Ihnen noch Helden?

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