KVP – Eine Frage der Kultur

Kultur

Der Kontinuierliche Verbesserungsprozess ist eine Pflanze, die nicht auf jedem Boden wächst. Der Begriff der Kulturpflanze trifft durchaus auch auf den KVP zu. So wie eine Pflanze (Nutz- oder Zierpflanze) erst durch den gezielten Eingriff des Menschen zur Kulturpflanze wird, gedeiht auch der KVP erst durch die Hege und Pflege des Menschen in der gewünschten Form, damit er Nutzen stiftet (s. KVP ist eine Frage des Nutzens, s. KVP ist wie Grünpflege). Das gilt sowohl für die Einführung (Anpflanzung) als auch für die Unterstützung in der Wachstumsphase. Anderes als eine Pflanze unterliegt aber der KVP keinem Lebenszyklus, d.h. er endet nie und eine Ernte ist kontinuierlich möglich.

Neben dem fehlenden Ende des KVP gibt noch eine Reihe weiterer Punkte, an denen sich der KVP von einer Pflanze unterscheidet. Während eine Pflanze durch bestimmte (gärtnerische) Methoden in ihrem Wachstum unterstützt werden kann, sollte der methodische Aspekt beim KVP nicht überschätzt werden. KVP ist viel mehr als nur das Erlernen von Methoden (5S, Kanban, Poka Yoke usw.). Natürlich ist das Erlernen dieser Methoden nicht schädlich bzw. sogar notwendig, anhaltend wirksam und beständig wird der KVP aber nur gedeihen, wenn er auf dem Boden einer geeigneten Kultur wachsen kann. Bei konsequentem Einsatz von KVP-Methoden in einem passenden Umfeld wird der KVP aber auch umgekehrt Einfluss auf die Kultur eines Unternehmens haben.

Kultur vor der Einführung

Das heißt, es gibt keine grundsätzlichen Voraussetzungen an die Unternehmenskultur, die bestehen muss, bevor mit dem KVP begonnen wird. Irgendeine Kultur besteht im Unternehmen so oder so. Mit Kultur ist es ähnlich wie mit Kommunikation und Verhalten. Es ist ebenso wenig möglich keine Kultur zu besitzen, wie es nicht möglich ist, nicht zu kommunizieren oder kein Verhalten zu zeigen. Dabei sollte man sich auch bewusst sein, dass eine Organisationsform (ein Unternehmen o.ä.) zwar selbst nicht aktiv handelt – oder etwas besitzt – trotzdem aber Prägungen “mitbringt”, die von den Menschen gemacht sind und wiederum auf sie zurückwirken.

Bei der Einführung von KVP in Organisationen ist es aber wichtig auch die Kultur der Organisationen mit in Betracht zu ziehen und diese ggf. in eine Richtung zu beeinflussen, die für den KVP nützlich. Ebenso wie keine grundsätzlichen Voraussetzungen vor der KVP-Einführung existieren, gibt es jedoch kulturelle Randbedingungen, unter denen der KVP nicht gedeihen kann. Exemplarisch gehören die folgenden Ausprägungen dazu: Verantwortungslosigkeit (egal auf welcher Ebene), fehlende Fehlertoleranz (ggü. Menschen), mangelndes Vertrauen, Vorwurfsdenken und Handeln.

Veränderung der Kultur

Ein wichtiger Aspekt bei der KVP-Einführung ist also die Bewusstmachung der aktuellen kulturellen Randbedingungen und die aktive Veränderung der nicht nützlichen Ausprägungen. Auch bei diesem Prozess beginnt schon die Veränderung dadurch, dass die Vergangenheit zwar zur Kenntnis genommen wird, der Fokus jedoch nicht auf vergangenen Defiziten liegt (die u.U. sogar irgendwann mal nützlich waren und deshalb mindestens als Lernerfahrung beurteilt werden können), sondern der Blick nach vorne gerichtet wird, wo die Veränderung stattfinden kann.

Ähnlich wie in der Pflanzenwelt muss also bei der KVP-Einführung darauf geachtet werden, dass ein geeigneter Untergrund vorhanden ist bzw. langsam mitwächst. Das heißt beispielsweise, dass die Entwicklung bei einem Moosuntergrund in Form von Vertrauen beginnt, der langsam zu Humus wird, um später früchtetragende Pflanzen ausbringen zu können, die dann eine andauernde Ernte erlauben. Einen Baum ohne weitere Maßnahmen in sandigen Wüstenboden zu pflanzen, wird sicherlich nicht in einer reichen Apfelernte enden. Ähnlich wie bei einem Baum der beste Pflanzzeitpunkt vor 25 Jahren war, ist auch beim KVP der zweitbeste Zeitpunkt zur Einführung immer heute!

Frage: Welche “Rucksäcke” schleppt Ihr Unternehmen mit sich herum, die einem erfolgreichen KVP entgegenwirken? Wie drücken sich dieser Balast aus? Wo würde eine aktive “Entlastung” positiven Einfluss auf KVP-Bemühungen haben?

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