KVP – eine Frage der Muster und ihrer Durchbrechung

Muster

Handlungsmuster als Form von Routine haben wie üblich ihre Vor- und Nach­teile, auch im Rahmen des Konti­nuier­lichen Verbesse­rungs­prozesses selbst und der Prozesse, die es zu verbes­sern gilt. Es ist also dabei entschei­dend zu erkennen, wo diese Muster positive Auswir­kungen haben, wo sie nega­tive Auswir­kungen haben und deshalb besser durch­brochen werden. Dabei sollte auch klar sein, dass diese Muster­durch­brechung nicht nur auf Beifall stoßen wird. Letzt­lich geht es dann auch darum liebge­wonnene Gewohn­heiten abzulegen.

Im generellen wirt­schaft­lichen Umfeld sprechen wir dann von disrup­tiven Situationen. Das können neue Produkte sein, neue Dienst­leistungen sein oder eben auch gene­rell neuen Vor­gehens­weisen. Manchmal treten diese Verände­rungen langsam auf. Hier denke ich zum an das Thema Elektro­fahrzeuge. Manch­mal kann es auch ganz schnell sein. Dabei kommt mir das bei­spiels­weise das Smart­phone in den Sinn. In nicht wenigen Fällen haben diese Verände­rungen, die vermeint­lich singulär an einer Stelle auftreten, Folgen in ganz anderen Berei­chen, die auf den ersten Blick gar nicht ersicht­lich sind. Im Zusammen­hang mit Elektro­fahr­zeugen sind das bspw. Her­steller von Werk­zeug­maschinen zur Herstellung von Getriebe­zahn­rädern (weil Elektro­motoren keine oder andere Getriebe benö­tigen) und bei Smart­phones ist es der (Fach-) Einzel­handel, weil poten­zielle Käufer Preisalternativen vor Ort im Laden prüfen können.

Um von Verände­rungen im Unter­nehmens­umfeld nicht über­rascht zu werden, gibt es eine m.E. sehr nütz­liche Strategie. Dabei geht es darum, die Konstanz in den Bedürf­nissen der Kunden zu erkennen (die Engpass-konzen­trierte Strategie EKS spricht hier vom konstanten Grund­bedürfnis) und die äußeren Verände­rungen wahrzu­nehmen, die auf diese Bedürf­nisse und deren Befrie­digung einwirken.

Im Bereich der Sozialen Medien ist es beispiels­weise das Bedürfnis der Menschen nach sozialen Kontakten und Mittei­lung. Gleich­zeitig gibt es den Effekt des Cocooning. Mit Facebook & Co. wird plötzlich beides möglich. Mit dem Web 2.0 werden gleich­zeitig andere Effekte mög­lich, wie Professor Kruse in seinem Beitrag vor der Enquete-Kommision Internet und digitale Gesellschaft darlegt. Dadurch entstehen Verände­rungen in der poli­tischen Meinungs­bildung und Einfluss­nahme mit plötz­lich ganz anderen Betei­ligten in einer Form, wie dies vor einigen Jahren so noch nicht denkbar war.

„Der Fortschritt geschieht heute so schnell, dass, während jemand eine Sache für gänzlich undurchführbar erklärt, er von einem anderen unter­brochen wird, der sie schon realisiert hat.“

– Albert Einstein

Im konti­nuier­lichen Verbesse­rungs­prozess wird der Aspekt des kons­tanten Grund­bedürf­nisses über die Unter­nehmens­vision abgedeckt. Hier schließt sich also der Kreis zwischen dem kleinen Verbesse­rungen im KVP und der strate­gischen Gesamt­aus­richtung des Unter­nehmens. Der einzige Unter­schied zwischen diesen beiden Werk­zeugen liegt also in der Hierar­chie­ebene, in der relevante Fragen disku­tiert werden. wenn sich der KVP an der Verbes­serungs­karte ausgerichtet wird meines Erachtens deutlich, dass auch der KVP ein wichtiger Bestand­teil der Unter­nehmens­stra­tegie ist. Bei der Stra­tegie beziehe ich mich auf die Definition von Moltke, wie ich sie im Artikel „Prozess vs. Projekt“ zitiert habe.

Das konstante Grundbedürfnis im KVP ist die Notwen­dig­keit, laufend externe Ein­flüsse zu berück­sichtigen, um mit den resul­tieren­den Verände­rungen Schritt zu halten. Die vorhan­denen Hand­lungs­muster der Routine werden durch die Coaching-Kata und ihre fünf Fragen durch­brochen. Dass diese Muster­durch­brechung auch auf Wider­stand stößt, ist mir kürz­lich wieder in einem Kunden-Workshop begegnet. Dabei ist es dann die Aufgabe von Führungs­kräften diesen Wider­stand wahrzu­nehmen, die zu Grunde liegende positive Absicht den Betei­ligten bewusst zu machen und wertzu­schätzen, aber gleich­zeitig die Notwen­digkeit der Verände­rung deutlich zu machen und dem Wider­stand nicht nach­zugeben. Dabei geht es primär nicht darum, den Wider­stand zu brechen, sondern Routine auch in der Verände­rung zu schaffen, bis letzt­lich eine konti­nuier­liche Verände­rungs­kultur entsteht, in der Verän­derung nicht mehr als Feind, sondern als Freund will­kommen geheißen wird.

In Coaching-Szenarien wird diese Muster­durch­brechung (engl.: Separator) eingesetzt, um den Coachee beziehungs­weise Klienten aus seinen einge­fahrenen Mustern zu holen und ihn für die Entwick­lung neuer Möglich­keiten zu öffnen. Während in Coaching-Szenarien das Einver­ständnis des Coachee zu dieser Muster­unter­brechung implizit vorausgesetzt werden kann, bewegt sich der Vorge­setzte gegenüber seinen Mitar­beiter immer auf dem schmalen Grat am Rande der Manipulation. Eine offene Kommuni­kation mit dem Mitar­beiter ist dabei in der Regel ein ange­brachter Weg, diesen Vorwurf zu vermei­den und gleich­zeitig der Führungs­verant­wortung gerecht zu werden, die vom Unter­nehmen gefordert wird.

Frage: Welche Muster stehen in Ihrem Unter­nehmen einem wir­kungs­vollen Einsatz des KVP entgegen? Wie gehen Sie, die betrof­fenen Führungs­kräfte und Mitar­beiter mit diesen Mustern und deren Durch­brechung um?

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