KVP – eine Frage der Trift

Trift

Der Impuls zu diesem Artikel ist durch ein Buch ent­standen, das ich kürzlich gelesen habe. Die Autoren vertreten darin die Ansicht, dass das Leben bewusst geplant werden sollte, um zu ver­meiden, dass man zum Treib­gut in den Strö­mungen bzw. Triften des Lebens wird. Egal, ob man jetzt dieser Ansicht oder dem Modell von Steve Job (bzw. Søren Kierke­gaard) folgen will, dass das Leben nur im Rück­blick ver­standen werden kann, ergeben sich interes­sante Bezüge zum Konti­nuier­lichen Verbesse­rungs­prozess.

Als Grund für ein mögliches Dahin­treiben geben die Autoren vier Ursachen bzw. Zustände an, die sich in meinen Augen fast eins zu eins auf den KVP über­tragen lassen. Diese Zustände sind unwis­send sein, abge­lenkt sein, über­wältigt sein, getäuscht sein. Daraus erge­ben sind dann fünf Folgen, die ich in einem wei­teren Artikel disku­tieren werde.

Trift durch „Unwissend sein“

Unwissenheit tritt im KVP bzgl. dem aktuellen Zustand auf, ebenso wie dem Ziel, das mit den Verbesse­rungen erreicht werden soll. Eine weitere Form der Unwissen­heit ist vorhanden, wenn über­haupt kein Bewusst­sein für notwendige Verbesse­rungen besteht. Hier bewegen wir uns dann auf der Ebene der unbewussten Inkom­petenz. Unwissen­heit muss im Unter­nehmen nicht gleich­mäßig auf­treten. Leider werden Mitar­beiter auf den unteren Ebene oft bewusst unwis­send gehalten („die sollen arbeiten, nicht denken“). In allen drei Formen der Unwissen­heit kann sich kein Antrieb als not­wendige Vor­aus­setzung zur Verbes­serung ergeben und das Unter­nehmen treibt dahin.

Trift durch „Abgelenkt sein“

Ablenkung tritt in Form des Klassikers „Tages­geschäft“ auf, der in dem Spruch zum Ausdruck kommt „Ich hab' keine Zeit die Säge zu schärfen, ich muss Bäume fällen.“ Ablenkung tritt oft in Kombi­nation mit Unwissen­heit auf, minde­stens in Form der Unwis­senheit der Not­wendig­keit. Manchmal ist es dabei schwierig, Ursache und Wirkung zu bestimmen. Ablenkung kann bspw. durch regel­mäßige KVP-Runden vermieden werden. Auch eine subtile Form der Ablenkung sind fehlende oder falsche Unter­nehmens­ziele, bspw. Steige­rung von Umsatz/Gewinn statt Kunden­nutzen. Dann kann es leicht zu wech­selnden Zielen kommen, deren Ver­folgung keinen echten Fort­schritt bedeutet, weil das Unter­nehmens­schiff sprich­wört­lich im Kreis fährt.

„Schimpflich ist es, nicht zu gehen, sondern sich treiben zu lassen und mitten im Wirbel der Dinge verblüfft zu fragen: Wie bin ich bloß hierher gekommen?“

– Seneca

Trift durch „Überwältigt sein“

Überwältigung kommt zum Vorschein, wenn zu viele Verände­rungen gleich­zeitig angegangen werden sollen. Dann kann es leicht pas­sieren, dass der Fokus verloren geht oder durch eine Viel­zahl lokaler Optimie­rungen der Gesamt­zusammen­hang übersehen wird. Die Verbes­serungs-Kata trägt diesem Effekt Rechnung, dass immer nach dem näch­stem Ziel-Zustand und den erwar­teten Hinder­nissen gefragt wird. Beim Unter­nehmens­schiff habe ich das Bild vor Augen, dass mit allen gesetzten Segeln und auf Vollgas laufen­dem Motor gegen den Wind gefahren wird (ohne zu bedenken, dass Kreuzen trotz dem längeren Weg hier ziel­führen­der wäre).

Trift durch „Getäuscht sein“

Täuschung kann im KVP vorkommen, wenn es an Arbeits­standards fehlt und deshalb bei Verände­rungen in den Ergeb­nissen nicht zwischen statis­tischem Rauschen und echten Verbes­serungen unter­schieden werden kann. Täuschung kann auch durch Kenn­zahlen verur­sacht werden, die sich an den falschen Unter­nehmens­zielen orien­tieren oder diese nicht richtig abbilden. Über­tragen auf das Unter­nehmens­schiff tritt die Täuschung durch einen verstell­ten Sextanten auf oder eine Uhr, die nicht die korrekte Tages­zeit zeugt. Im Ergebnis gibt es zwar mög­licher­weise einen Fort­schritt, aber das erreichte Ziel ist dann nicht der Hafen, sondern die Klippen.

Die Folgen des Dahintreibens – auch im KVP – sind

  • Konfusion
  • Kosten
  • Verschenkte Gelegenheiten
  • Schmerz
  • Bedauern

Diese Folgen des Triftens durch den Konti­nuier­lichen Verbesse­rungs­prozess werden das Thema im nächsten Denkanstoß sein.

Frage: Wo erreicht der KVP in Ihrem Unter­nehmen nicht die gesteckten Ziele? Was könnten die Ursachen dafür sein? Wie können Sie denen entgegen­wirken?

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