Als Grund für ein mögliches Dahintreiben geben die Autoren vier Ursachen bzw. Zustände an, die sich in meinen Augen fast eins zu eins auf den KVP übertragen lassen. Diese Zustände sind unwissend sein, abgelenkt sein, überwältigt sein, getäuscht sein. Daraus ergeben sind dann fünf Folgen, die ich in einem weiteren Artikel diskutieren werde.
Trift durch „Unwissend sein“
Unwissenheit tritt im KVP bzgl. dem aktuellen Zustand auf, ebenso wie dem Ziel, das mit den Verbesserungen erreicht werden soll. Eine weitere Form der Unwissenheit ist vorhanden, wenn überhaupt kein Bewusstsein für notwendige Verbesserungen besteht. Hier bewegen wir uns dann auf der Ebene der unbewussten Inkompetenz. Unwissenheit muss im Unternehmen nicht gleichmäßig auftreten. Leider werden Mitarbeiter auf den unteren Ebene oft bewusst unwissend gehalten („die sollen arbeiten, nicht denken“). In allen drei Formen der Unwissenheit kann sich kein Antrieb als notwendige Voraussetzung zur Verbesserung ergeben und das Unternehmen treibt dahin.
Trift durch „Abgelenkt sein“
Ablenkung tritt in Form des Klassikers „Tagesgeschäft“ auf, der in dem Spruch zum Ausdruck kommt „Ich hab' keine Zeit die Säge zu schärfen, ich muss Bäume fällen.“ Ablenkung tritt oft in Kombination mit Unwissenheit auf, mindestens in Form der Unwissenheit der Notwendigkeit. Manchmal ist es dabei schwierig, Ursache und Wirkung zu bestimmen. Ablenkung kann bspw. durch regelmäßige KVP-Runden vermieden werden. Auch eine subtile Form der Ablenkung sind fehlende oder falsche Unternehmensziele, bspw. Steigerung von Umsatz/Gewinn statt Kundennutzen. Dann kann es leicht zu wechselnden Zielen kommen, deren Verfolgung keinen echten Fortschritt bedeutet, weil das Unternehmensschiff sprichwörtlich im Kreis fährt.
– Seneca
Trift durch „Überwältigt sein“
Überwältigung kommt zum Vorschein, wenn zu viele Veränderungen gleichzeitig angegangen werden sollen. Dann kann es leicht passieren, dass der Fokus verloren geht oder durch eine Vielzahl lokaler Optimierungen der Gesamtzusammenhang übersehen wird. Die Verbesserungs-Kata trägt diesem Effekt Rechnung, dass immer nach dem nächstem Ziel-Zustand und den erwarteten Hindernissen gefragt wird. Beim Unternehmensschiff habe ich das Bild vor Augen, dass mit allen gesetzten Segeln und auf Vollgas laufendem Motor gegen den Wind gefahren wird (ohne zu bedenken, dass Kreuzen trotz dem längeren Weg hier zielführender wäre).
Trift durch „Getäuscht sein“
Täuschung kann im KVP vorkommen, wenn es an Arbeitsstandards fehlt und deshalb bei Veränderungen in den Ergebnissen nicht zwischen statistischem Rauschen und echten Verbesserungen unterschieden werden kann. Täuschung kann auch durch Kennzahlen verursacht werden, die sich an den falschen Unternehmenszielen orientieren oder diese nicht richtig abbilden. Übertragen auf das Unternehmensschiff tritt die Täuschung durch einen verstellten Sextanten auf oder eine Uhr, die nicht die korrekte Tageszeit zeugt. Im Ergebnis gibt es zwar möglicherweise einen Fortschritt, aber das erreichte Ziel ist dann nicht der Hafen, sondern die Klippen.
Die Folgen des Dahintreibens – auch im KVP – sind
- Konfusion
- Kosten
- Verschenkte Gelegenheiten
- Schmerz
- Bedauern
Diese Folgen des Triftens durch den Kontinuierlichen Verbesserungsprozess werden das Thema im nächsten Denkanstoß sein.
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