KVP – eine Frage der Unterstützung

Unterstützung

Eine Frage, die sich mir immer wieder stellt, ist die nach der (fehlenden) Unterstützung von Lean, KVP & Co. durch die Unternehmensleitung, die Unternehmer bzw. Inhaber bei kleineren Unternehmen, teilweise auch durch die Führungskräfte (wobei diese in ihrem Verhalten oft nur ein Abbild der Unternehmensleitung sind).

Manchmal ist die fehlende Unterstützung darin begründet, dass der Wert der kontinuierlichen Verbesserung nicht erkannt wird. Manchmal ist es der Glaube, dass die Notwendigkeit nicht besteht. Manchmal sind es Vorbehalte gegen das Konzept an sich. Manchmal ist es auch so, dass einfach das klassische Tagesgeschäft dem KVP und Lean insgesamt „im Weg steht“.

Manchmal treffen aber all diese Punkte nicht zu – der Wert und das Konzept wird verstanden und die Notwendigkeit auch mehr als akzeptiert – und trotzdem fehlt auf Dauer die aktive Unterstützung in der täglichen Verbesserungsarbeit. Nicht das aktiv dagegen gearbeitet wird, bloß reicht halt eine passive Duldung auch nicht aus, damit der Kontinuierliche Verbesserungsprozess von ganz oben und für alle anderen Menschen im Unternehmen sichtbar und glaubhaft gefördert wird.

Durch eine kürzliche Unterhaltung und ein Buch über ein völlig anderes Geschäftsmodell (außerhalb klassischer Produkt- oder Dienstleistungsbranchen) ist mir jetzt eine Gedanke gekommen, was mit eine weitere Ursache für die fehlende aktive Unterstützung sein könnte.

In diesem Geschäftsmodell ist ein entscheidender Erfolgsfaktor, dass die Geschäftsprozesse bzw. der Kernleistungsprozess für alle Beteiligten anwendbar und duplizierbar gehalten werden, um möglichst wenig Reibungspunkte und Hürden für die Anwender zu schaffen. Werbeblock: Was bspw. mit dem Job Instruction Training aus dem Training Within Industry vermittelt werden kann ;-)

„Es hilft den Menschen nicht, wenn man für sie tut, was sie selbst tun könnten.“

– Abraham Lincoln

Jetzt ist es so, dass dieser Leistungsprozess gleichzeitig keine größeren technisch/fachlich/sachlichen Anforderungen an die durchführenden Personen stellt (außer ihn eben wie definiert durchzuführen und dadurch trotzdem erstaunliche Ergebnisse erzielt werden können.

Aufgrund der Einfachheit des Prozesses kommt es jetzt zu einem interessanten Phänomen, der gerade für kreative und unternehmerisch denkende Menschen eine Hürde aufbauen kann. Für diesen Personenkreis kann es passieren, dass der Leistungsprozess ihnen zu einfach erscheint und für sie deshalb scheinbar keine besondere Herausforderung darstellt. Dadurch passiert es immer wieder, dass sich die Kreativität und der unternehmerische Anspruch darauf richtet, dem Prozess eine persönliche Note aufzudrücken, um besagte unternehmerische Veranlagung auszuleben. Dadurch geht leider oft die Einfachheit und Duplizierbarkeit verloren, was wiederum dem Geschäftserfolg entgegensteht.

Auf den KVP übertragen, kann ich mir gut vorstellen, dass die bloße Verbesserung eines bestehenden Geschäftsprozesses in täglichen kleinen Schritten – die idealerweise auch von den direkt beteiligten Menschen realisiert werden – zu wenig Herausforderungen für Führungskräfte und Unternehmer bietet. Der bloße Unterstützerrolle für die Mitarbeiter im Verbesserungsprozess fordert dabei scheinbar zu wenig der Fähigkeiten, die eine Person zur Führungskraft oder zum Unternehmer gemacht hat – die Fähigkeit Neues zu schaffen und dann dafür auch einen Markt und eine Nachfrage zu entwickeln.

Natürlich stellt sich jetzt die Frage, wie dieser Mechanismus durchbrochen werden kann.

Ähnlich wie bei der einleitend beschriebenen Problematik auch denke ich, dass es damit beginnen muss, überhaupt erstmal bei den Beteiligten ein Problembewusstsein zu schaffen (was ja auch am Beginn des bewährten Toyota-Problemlösungsprozesses steht), die Auswirkungen festzuhalten, mögliche Ursachen zu ergründen (wie oben geschehen), um dann Abhilfemaßnahmen zu treffen, die Wirksamkeit zu testen und die neue Vorgehensweise zum Standard zu machen. Ähnlich wie bei den Fragen der Coaching-Kata kann es ausreichend sein, die diese Problematik und die Auswirkungen immer wieder zu beschreiben und die Intension immer wieder zu hinterfragen (den positiven Willen wohlgemerkt vorauszusetzen). In beiden Fällen sind in meinen Augen externe Impulse dabei zwingend notwendig, weil dieser blinde Flick anders nicht überwunden werden kann.

Frage: Welche Unterstützung bieten Unternehmensleitung und Führungskräfte für den KVP in Ihrem Unternehmen? Wie kann diese Unterstützung gesteigert werden? Was würde das für den KVP bedeuten?

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