Beim Stichwort Strategie kommt mir sofort das u.g. Drucker-Zitat in den Sinn, das auch im Bezug zum Lean Management und dessen Einführung und Anwendung sehr treffend zum Einsatz kommt.
Die Frage, die dann relativ schnell aufkommt (wenn sie nicht gestellt und beantwortet wird, ist in meinen Augen ein Scheitern schon fast vorprogrammiert), dreht sich darum, ob die vorhandene Kultur (es gibt immer eine Kultur, Kulturlosigkeit ist grundsätzlich nicht möglich) für Lean Management geeignet ist und wie ggf. diese vorhandene Kultur geändert werden kann, damit Lean Management erfolgreich ist.
Auf einer Meta-Ebene führt diese Fragestellung dann wieder zu Methoden und geeigneten Werkzeugen, um eine Bewertung zu erhalten und die ggf. notwendigen Veränderungen zu erreichen.
Eine Methode, um eine Lean-Kultur zu schaffen, ist Mike Rothers Kata-Modell. Ich nenne sie bewusst Modell, weil ihre Elemente meines Wissens nicht den bewussten Begrifflichkeiten der Toyota-Kultur auftreten. Dieser Gedankengang soll jetzt nicht Rothers Anstrengungen und Ergebnisse schmälern, sondern nur in einen (neuen) Kontext setzen. Man sollte sich allerdings dieser „Tatsache“ bewusst sein und verstehen, dass sein Kata-Modell nicht der einzige Weg sein muss, eine Lean-Kultur zu beschreiben und einzuführen.
Wenn man den Meta-Gedanken noch weiter spinnt und sich Gedanken macht, auf welchem Weg Rother sein Kata-Modell geschaffen hat, kommt man meines Erachtens zur Basis-Methode der Modellierung, wie sie auch im Neuro-Linguistischen Programmieren beschrieben ist (auch dabei handelt es sich natürlich um ein Modell).
– Peter F. Drucker
Grundlage einer Modellierung ist es durch Beobachtung und Befragung erfolgreicher Menschen und Organisationen deren Vorgehensweisen, Denkstrukturen und Strategien (in der Regeln auf der vierten Kompetenzstufe der unbewussten Kompetenz) mit den dafür erworbenen Routinen und Gewohnheiten möglichst umfassend zu erkennen und zu verstehen.
Hinter der Modellierung und der folgenden Anwendung eines daraus entwickelten Modell steckt ein weiterer Gedanke, der im Kata-Modell ebenfalls sein Pedant hat. Ich beziehe mich hier auf die drei Stufen des Shu-Ha-Ri, das ebenfalls seinen Ursprung im fernöstlichen Kampfsport hat und modelliert, wie der Verlauf des erfolgreichen Erlernens, Anwendens und Weiterentwickelns einer Vorgehensweise aussieht.
Die erste Phase Shu dient dem Erwerb der grundlegenden Fähigkeiten. Dazu gehören im Fall des Lean Management natürlich auch Werkzeuge und Methoden, die einen Baustein dabei bilden. Es ist jedoch nicht ausreichend, sich nur auf diese eher mechanistischen Elemente zu beschränken, auch wenn dies der (vermeintlich) einfachere bzw. leichtere Weg ist. Im Fall der Toyota-Kata geht auch darum, sich strikt an die Vorgehensweise zu halten, auch wenn diese Striktheit sehr wahrscheinlich Unverständnis und Widerstände hervorruft. Diese Widerstände vorwegzunehmen, d.h. sich im Vorfeld darüber bewusst zu werden und dies in der eigenen Kommunikation mit allen Beteiligten auch darzustellen, ist ein kleines, aber unter Umständen entscheidendes Element.
Die zweite Phase Ha ist geprägt von der bewussten Auflösung des strikten Rahmens der ersten Phase. Ein Fehler, der zu oft gemacht wird, ist der zu frühe Wechsel in diese Phase. Dies bewirkt dann eine Auflösung der unter Umständen mühsam erworbenen Fähigkeiten, die aber noch nicht vollständig zu Gewohnheiten geworden ist. Auch hier ist es wichtig, sich über die ablaufenden Mechanismen auf einer Meta-Ebene bewusst zu sein.
In der dritten Phase Ri, einer dann (vermeintlich) methodisch losgelösten Vorgehensweise, kommt es wieder zur unbewussten und routinierten Anwendung und Weiterentwicklung der in der ersten Stufe bewusst erworbenen Kompetenzen, ohne gegen die zugrundeliegenden Prinzipien zu verstoßen.
Im Grunde und an dieser Stelle abschließend sind es in meinen Augen also wieder „nur“ die zwei Erfolgsfaktoren Gewohnheit und Bewusstsein, auf die sich Erfolg oder Misserfolg zurückführen lassen und die im Grunde auch Methoden sind. Die Schlussfolgerung daraus ist, dass methodenfreie Lösungen nicht denkbar sind, zumindest für nicht mich (ohne hier die Generalisierung „unmöglich“ zum Einsatz zu bringen).
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