KVP – eine Frage des Maßstabs

Maßstab

Im Kontinuierlichen Verbesserungs­prozess geht es bei den Prozessen auch um Mes­sungen und in diesem Zusammen­hang auch um den Maßstab, anhand dessen die Messungen bewertet werden. Ohne diese Bewertung anhand des Maßstabs ist eine Messung letzt­lich wert­frei und damit mehr oder weniger sinnlos.

Damit stellt sich natürlich sehr schnell die Frage, woher der Maßstab kommt bzw. wie er gefunden werden kann. Dabei liegt es nahe, dass der aktuelle Zustand als Ausgangs­punkt für den Maßstab gewählt wird. Während dieser Ausgangs­punkt nicht grund­sätz­lich verkehrt ist, hat er doch einen gravie­renden Nachteil. Der Nachteil besteht darin, das der Ist-Zustand als Ausgangs­punkt eine Weg-von-Motivation darstellt, die zwar schneller wirkt als die Hin-zu-Motiva­tion, aber meist nicht nachhaltig ist.

Der Ist-Zustand als Ausgangspunkt ist auch deshalb problematisch, weil er nur bedingt eine Rich­tung vorgibt. Erst durch einen Ziel-Zustand, der auf einen Ideal-Zustand hinführt, kann eine Rich­tung entstehen, die auch dauer­hafte Motiva­tion zur Verfolgung enthält. Durch diese beiden Punkte entsteht dann auch ein Maßstab, anhand dessen anschließend auch die Zieler­reichung und der Fort­schritt dorthin konti­nuier­lich gemessen werden kann.

Der Maßstab muss sich dann auch an den Kunden­bedürf­nissen orientieren. Das heißt dann auch, dass gar keine 100 % Maschinen­verfüg­barkeit angestrebt werden sollte, sondern ein geringerer Prozent ausrei­chend ist, bei dessen Über­schrei­tung dann eher die Losgröße redu­ziert wird, um damit die Durch­lauf­zeit zu reduzieren, welche dann wieder positiven Einfluss auf die Kunden­zufrieden­heit hat.

Bei den Kundenbedürfnissen muss mindestens zwischen Prozess­anforde­rungen bzw. -bedürf­nissen und Leistungs- bzw. Ergebnis­anforde­rungen/bedürf­nissen unter­schieden werden. Die Prozess­anforde­rungen bzw. sich auf die Art und Weise wie die Leistungen erbracht werden. Die Durch­lauf­zeit ist dabei ein wichtiges Maß. In der Regel ergibt sich der Maßstab dafür aus dem aktuellen Zustand. Hier macht auch eine inkremen­telle Verbes­serung im Rahmen des KVP absolut Sinn.

„Der einzige Mensch, der sich vernünftig benimmt, ist mein Schneider. Er nimmt jedesmal neu Maß, wenn er mich trifft, während alle anderen immer die alten Maßstäbe anlegen in der Meinung, sie passten auch heute noch.“

– George Bernard Shaw

Bei den Leistungs- bzw. Ergebnis­anforde­rungen dagegen muss man dagegen acht­geben, dass man nicht dem Wunsch von Henry Fords Kunden nach schnellen Pferden verfällt. Hierbei handelt es sich auch um inkrementelle Verbesse­rungen auf der Basis einer bekannten Lösung (nämlich der Pferde). Auf diese Weise wird es selten zu bahn­brechen­den Innova­tionen kommen wie bei­spiels­weise dem iPhone.

Zur Erreichung von Innova­tionen kommt es viel stärker darauf an, dass der Maßstab der Verbes­serung sich an dem zugrunde­liegenden Bedürfnis orientiert. Bei Henry Ford war das der Trans­port von Menschen und Sachen von A nach B. Pferde sind dabei nur eine bekannte Lösung (der damalige Zeit) und der Maßstab dieser Lösung birgt erhebliche Ein­schränkungen bzgl. der denk­baren Neue­rungen.

Trotzdem kann es sinnvoll sein, im Sinne des Oster­walder­schen Value Propo­sition Design sich Gedanken zu machen, welche Schmerzen Kunden bei ihren tag­täg­lichen Aufgaben erleben, die sich unter Umstän­den aus ihrer aktuellen Lösung ergeben. Letzt­lich muss man gegen diese bekannte Lösung auch erst­mal ankommen, selbst wenn es nur ein bekanntes Unglück ist.

Im Grunde ist also der Maßstab für eine Verbesserung – egal ob inkrementell oder innovativ – immer eine Kombination aus dem aktuellen Ist-Zustand und einem besseren, erwünsch­ten Ziel-Zustand. Letz­terer wird umso heraus­fordernder ausfallen, desto mehr er sich an einer Vision orientiert, selbst diese (sinnvoller) völlig unrea­listisch ist.

Frage: Welche Maßstäbe werden in Ihrem Unternehmen an Verbesse­rungen angelegt? Wie können diese erreicht werden? Welche Aktivi­täten ergeben sich daraus?

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