Damit stellt sich natürlich sehr schnell die Frage, woher der Maßstab kommt bzw. wie er gefunden werden kann. Dabei liegt es nahe, dass der aktuelle Zustand als Ausgangspunkt für den Maßstab gewählt wird. Während dieser Ausgangspunkt nicht grundsätzlich verkehrt ist, hat er doch einen gravierenden Nachteil. Der Nachteil besteht darin, das der Ist-Zustand als Ausgangspunkt eine Weg-von-Motivation darstellt, die zwar schneller wirkt als die Hin-zu-Motivation, aber meist nicht nachhaltig ist.
Der Ist-Zustand als Ausgangspunkt ist auch deshalb problematisch, weil er nur bedingt eine Richtung vorgibt. Erst durch einen Ziel-Zustand, der auf einen Ideal-Zustand hinführt, kann eine Richtung entstehen, die auch dauerhafte Motivation zur Verfolgung enthält. Durch diese beiden Punkte entsteht dann auch ein Maßstab, anhand dessen anschließend auch die Zielerreichung und der Fortschritt dorthin kontinuierlich gemessen werden kann.
Der Maßstab muss sich dann auch an den Kundenbedürfnissen orientieren. Das heißt dann auch, dass gar keine 100 % Maschinenverfügbarkeit angestrebt werden sollte, sondern ein geringerer Prozent ausreichend ist, bei dessen Überschreitung dann eher die Losgröße reduziert wird, um damit die Durchlaufzeit zu reduzieren, welche dann wieder positiven Einfluss auf die Kundenzufriedenheit hat.
Bei den Kundenbedürfnissen muss mindestens zwischen Prozessanforderungen bzw. -bedürfnissen und Leistungs- bzw. Ergebnisanforderungen/bedürfnissen unterschieden werden. Die Prozessanforderungen bzw. sich auf die Art und Weise wie die Leistungen erbracht werden. Die Durchlaufzeit ist dabei ein wichtiges Maß. In der Regel ergibt sich der Maßstab dafür aus dem aktuellen Zustand. Hier macht auch eine inkrementelle Verbesserung im Rahmen des KVP absolut Sinn.
– George Bernard Shaw
Bei den Leistungs- bzw. Ergebnisanforderungen dagegen muss man dagegen achtgeben, dass man nicht dem Wunsch von Henry Fords Kunden nach schnellen Pferden verfällt. Hierbei handelt es sich auch um inkrementelle Verbesserungen auf der Basis einer bekannten Lösung (nämlich der Pferde). Auf diese Weise wird es selten zu bahnbrechenden Innovationen kommen wie beispielsweise dem iPhone.
Zur Erreichung von Innovationen kommt es viel stärker darauf an, dass der Maßstab der Verbesserung sich an dem zugrundeliegenden Bedürfnis orientiert. Bei Henry Ford war das der Transport von Menschen und Sachen von A nach B. Pferde sind dabei nur eine bekannte Lösung (der damalige Zeit) und der Maßstab dieser Lösung birgt erhebliche Einschränkungen bzgl. der denkbaren Neuerungen.
Trotzdem kann es sinnvoll sein, im Sinne des Osterwalderschen Value Proposition Design sich Gedanken zu machen, welche Schmerzen Kunden bei ihren tagtäglichen Aufgaben erleben, die sich unter Umständen aus ihrer aktuellen Lösung ergeben. Letztlich muss man gegen diese bekannte Lösung auch erstmal ankommen, selbst wenn es nur ein bekanntes Unglück ist.
Im Grunde ist also der Maßstab für eine Verbesserung – egal ob inkrementell oder innovativ – immer eine Kombination aus dem aktuellen Ist-Zustand und einem besseren, erwünschten Ziel-Zustand. Letzterer wird umso herausfordernder ausfallen, desto mehr er sich an einer Vision orientiert, selbst diese (sinnvoller) völlig unrealistisch ist.
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