KVP – eine Frage des Modellbaus

Modellieren

Wenn Sie sich jetzt fragen, ob ich unter die Bastler gegangen bin, kommen Sie dem schon ziemlich nahe. Unter Modell­bau verstehe ich hier den Aspekt der Model­lierung einer Vor­gehens­weise. Model­lieren ist eine Technik aus dem NLP (Neuro-Linguis­tisches Program­mieren), um erfolg­reiche Stra­tegien zu analy­sieren, zu verstehen und dann schließ­lich nachzu­bilden. Dieser Satz wirft gleich die nächste Frage auf: Was ist eine Stra­tegie? Graf Moltke meinte dazu: „Stra­tegie ist die Fort­bildung des ursprüng­lich leiten­den Gedankens entspre­chend den sich ändernden Verhält­nissen.

Besser passt m.E. die folgende Defini­tion, weil sie den Prozess­gedanken und die Repro­duzier­barkeit (als einen Bestand­teil von Model­lieren) enthält: Eine Stra­tegie ist der Prozess, durch den Res­sourcen organi­siert werden.

Modellieren setzt dabei auf der ober­sten Stufe des vier­stufigen Kompe­tenz­modells auf.

  1. Unbewusste Inkom­petenz: Das Klein­kind, dass nicht weiß, dass es nicht Fahr­rad fahren kann.
  2. Bewusste Inkompe­tenz: Jetzt hat das kleine Kind das erste Mal das große Geschwis­ter auf dem Fahr­rad gesehen und selbst viel­leicht schon die Erfah­rung des Umfal­lens gemacht.
  3. Bewusste Kompe­tenz: Nach einigem Üben und Stürzen klappt das Fahren jetzt. Das Kind ist aber mit dem Losfahren, dem Synchro­nisieren der Bein­arbeit und dem Lenken noch sehr beschäf­tigt. Dann auch noch auf den Weg zu achten, ist nicht einfach.
  4. Unbewusste Kompe­tenz: Nach ein paar Wochen fährt das Kind einfach los. Die Beine und Arme scheinen jetzt von selbst zu wissen, was zu tun ist und das Kind kann sich jetzt auch mit seiner Umwelt beim Fahren beschäf­tigen.

Das Erreichen der vierten Kompe­tenz­stufe ist aber bei weitem nicht geeignet und ausreichend, jemand anderem die erworbene Kompe­tenz beizu­bringen. Hier kommt es jetzt darauf an, die rou­tiniert gewor­denen Abläufe sich wieder ins Bewusst­sein zu rufen, um die Fähig­keiten auch anderen beizu­bringen. Dabei kann es auch nütz­lich sein, sich von außen beobachten zu lassen. Eine weitere Stra­tegie ist es – mit posi­tiven Aspekten für den Lern- wie auch den Lehr­vorgang – die erwor­benen Kompe­tenzen möglichst früh an andere zu vermitteln. Diese Vor­gehens­weise verstärkt und beschleunigt sowohl den eigenen Kompen­tenz­erwerb (man lernt etwas am besten, indem man es jemand anderem beibringt), wie auch die Fähig­keit, die Kompe­tenz weiter­zugeben (die eigene ursprüng­liche Uner­fahrenheit ist noch frisch im Gedächt­nis).

Diese Vorgehens­weise wird bei­spiels­weise in der Toyota Kata und ihren Coaching-Zirkeln verfolgt. Dort findet ein gegen­seitiges Coaching in abwech­seln­den Rollen der Teil­nehmer statt. Gleich­zeitig werden ganz prak­tisch und konti­nuier­lich die Geschäfts­pro­zesse verbessert. Systema­tisch model­liert wurde die Ver­besse­rungs- und Coaching-Kata durch Mike Rother in seinem Buch “Die Kata des Weltmarkt­führers: Toyotas Erfolgs­methoden“. Ein weiteres, lange bewährtes Bei­spiel gemein­samen Lernens und gegen­seitiger Unter­stützung ist das Toastmasters-Prinzip für die Entwicklung der (öffentlichen) Kommuni­kations- und Rede­fähig­keiten der Mit­glieder (vor Gruppen).

KVP und die zugrunde­liegen­den Kompe­tenzen können auf unter­schied­liche Art und Weise vermittelt und einge­führt werden. Ein guter Weg dabei ist die Model­lierung der erfolg­reichen Vor­gehens­weisen von Vor­bilder. Dabei ist nicht zwin­gend not­wendig, die Model­lierungs­arbeit selbst durch­zuführen. Sinn­voller ist es auf die Erfah­rung beste­hender Model­lierungs­aktivi­täten und die dabei entstan­denen Modelle zurück­zugrei­fen.

Modellieren im KVP findet dabei unter ver­schied­enen Aspek­ten statt. Ein direkter Ansatz ist der Einsatz von Lean-Metho­den und -Werk­zeugen wie 5S/5A, TPM, SMED, Poka Yoke (um nur ein paar zu nennen, sprechen Sie mich gerne an, um Näheres darüber zu erfahren). Etwas indirek­ter ist der Einsatz des PDCA-Zyklus als dem eigent­lichen Konti­nuier­lichen Ver­besse­rungs­prozess. Im eingangs erwähnten NLP spricht man hier von einer Meta-Ebene. Diese Meta-Ebene lässt sich noch weiter über­lagern (und damit die Erfolgs­chancen steigern), indem man sich auf die Kulturebene begibt und auch die (unbewussten) Denk- und Hand­lungs­weisen modelliert, wie dies in der Toyota-Kata zum Ausdruck kommt.

Frage: Wie wurde in Ihrem Unter­nehmen der KVP eingeführt? Welche Erfah­rung haben Sie mit der Nutzung und dem Rück­griff auf beste­hende (externe) Erfah­rungen gemacht? Wo haben Sie schon durch Lehr­tätig­keiten die eigenen Kompe­tenzen wieder ins Bewusst­sein gerufen und verstärkt?

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