Dabei ist es vor allem wichtig, dass alle drei Charakteristiken gleichzeitig zutreffen müssen. Viel zu oft passiert es, dass bestimmte Vorgänge als notwendig betrachtet werden, weil es schon immer so war. Ich denke hier beispielsweise an Polierarbeiten bei der Autolackierung. In den allermeisten Fällen besteht die Notwendigkeit für diesen Vorgang aufgrund des wahrgenommenen Ist-Zustands. Bei genauer Betrachtung handelt sich dabei aber um eine Nacharbeit aufgrund eines nicht perfekten Lackiervorgangs. Deshalb ist der Poliervorgang an sich eine Verschwendung (#7: Fehler & Defekte) also etwas überflüssiges.
Ich denke, wenn der Begriff „Überflüssiges“ gewählt wird (statt Verschwendung) bzw. dieses Charakteristikum im Hinterkopf behalten wird, öffnet das die Augen für eine gesteigerte Wahrnehmung dieser unnötigen und damit zu vermeidenden Aktivitäten. Mari Furukawa-Caspari verwendet dafür den sehr passenden Begriff „für die Katz“.
Wie schon im letzten Artikel steht auch beim Thema „Überflüssiges“ das Bewusstsein an ganz zentraler Stelle im Vordergrund und die zugrundeliegende Frage lautet dann: Wie kann dieses Bewusstsein, geschaffen, aufrechterhalten und verstärkt werden?
– Giorgio Armani
Routine ist dabei ein Weg, wie das Bewusstsein für Überflüssiges erreicht werden kann. Jetzt könnte es sein, dass sich aus zwei Gründen Widerspruch zu dieser Aussage regt. Einerseits möglicherweise, weil Routine als etwas negatives und deshalb zu vermeidendes eingeordnet wird und anderes weil dem Überflüssigen durch die Beschäftigung damit erst Raum zugeordnet und es dadurch erst angezogen wird.
Bewusstsein für Überflüssiges als Routine
Ich habe persönlich die Erfahrung gemacht, dass meine Aufmerksamkeit als eine Form von Bewusstsein für eine Sache durch Kontrast gesteigert wird. Das mag bei mir persönlich durch mein Meta-Programm des Gegenteilsortierers bzw. Gegenbeispielsortierers verursacht bzw. verstärkt sein. Das heißt für mich, dass ich Formen der Routine strebe, die trotzdem Unterschiede bzw. Abwechslung enthält, im Idealfall nicht vorhersagbar. Stündliche Erinnerung durch meine Smartwatch sind da also weniger hilfreich, weil ich schnell das Muster auch in der Abwechslung erkenne. Trotzdem glaube ich, dass diese externen Impulse eher wirken als gar keine Impulse.
Überflüssiges anziehen (?)
Ich stimme dem Grundgedanken zu, dass die Beschäftigung mit „Dingen“ diese oft erst in die Welt bringt. Das ist auch bei Überflüssigem so. Allerdings ist Überflüssiges wie vieles andere erstmal „nur“ eine Bewertungsfrage. Trotzdem bin ich hier der Meinung, dass es Kriterien gibt, die diese Bewertung objektivieren (s. Beginn). Wie in vielen anderen Fällen auch, hilft es meiner Meinung nach, wenn man die Aussage bzw. Fragestellung einfach mal negiert und sie dann auf ihre Sinnhaftigkeit überprüft.
Die Dinge, die mit überflüssig bewertet sind, existieren also und es macht keinen Sinn, sich damit nicht zu beschäftigen, weil sie die Produktivität in Prozessen reduzieren. Im Kontinuierlichen Verbesserungsprozess geht es also darum, die überflüssigen Dinge zu vermeiden.
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