KVP – eine Frage des Überflüssigen

Überflüssig

Überflüssig sind die Tätigkeiten, die in Geschäfts­prozessen keine Wert­schöpfung darstellen und auch nicht dazu bei­tragen, dass diese erst mög­lich wird. Überflüssig sind all die Tätig­keiten, die zu den sieben (+ zwei) Verschwen­dungs­arten gehören. Wert­schöpfend sind all die Tätigkeiten, die eine Sache verändern, der Kunde bereits dafür zu bezahlen (mit den Augen eines spezi­fischen Kunden betrachtet, nicht bzgl. einer grauen Kunden­masse oder allgemeinen Ziel­gruppe) und bei ersten Mal richtig gemacht wird.

Dabei ist es vor allem wichtig, dass alle drei Charak­teris­tiken gleich­zeitig zutreffen müssen. Viel zu oft passiert es, dass bestimmte Vorgänge als notwendig betrachtet werden, weil es schon immer so war. Ich denke hier bei­spiels­weise an Polier­arbeiten bei der Auto­lackie­rung. In den aller­meisten Fällen besteht die Notwen­digkeit für diesen Vorgang auf­grund des wahrge­nommenen Ist-Zustands. Bei genauer Betrach­tung handelt sich dabei aber um eine Nach­arbeit auf­grund eines nicht perfek­ten Lackier­vorgangs. Deshalb ist der Polier­vorgang an sich eine Verschwen­dung (#7: Fehler & Defekte) also etwas über­flüssiges.

Ich denke, wenn der Begriff „Überflüssiges“ gewählt wird (statt Verschwen­dung) bzw. dieses Charakteristikum im Hinterkopf behalten wird, öffnet das die Augen für eine gestei­gerte Wahr­nehmung dieser unnötigen und damit zu vermei­denden Aktivi­täten. Mari Furukawa-Caspari verwendet dafür den sehr passen­den Begriff „für die Katz“.

Wie schon im letzten Artikel steht auch beim Thema „Überflüssiges“ das Bewusst­sein an ganz zentraler Stelle im Vorder­grund und die zugrunde­liegende Frage lautet dann: Wie kann dieses Bewusst­sein, geschaffen, aufrecht­erhalten und verstärkt werden?

„Auf alles Überflüssige zu verzichten ist ein erster Schritt zu Ausgeglichenheit.“

– Giorgio Armani

Routine ist dabei ein Weg, wie das Bewusst­sein für Über­flüssiges erreicht werden kann. Jetzt könnte es sein, dass sich aus zwei Gründen Wider­spruch zu dieser Aussage regt. Einer­seits möglicherweise, weil Routine als etwas nega­tives und deshalb zu vermei­dendes ein­geord­net wird und anderes weil dem Über­flüssigen durch die Beschäf­tigung damit erst Raum zuge­ordnet und es dadurch erst angezogen wird.

Bewusstsein für Überflüssiges als Routine

Ich habe persönlich die Erfahrung gemacht, dass meine Auf­merk­sam­keit als eine Form von Bewusst­sein für eine Sache durch Kontrast gestei­gert wird. Das mag bei mir persön­lich durch mein Meta-Programm des Gegen­teil­sortie­rers bzw. Gegen­bei­spiel­sortie­rers verursacht bzw. verstärkt sein. Das heißt für mich, dass ich Formen der Routine strebe, die trotzdem Unter­schiede bzw. Abwechs­lung enthält, im Idealfall nicht vorher­sagbar. Stünd­liche Erinne­rung durch meine Smart­watch sind da also weniger hilf­reich, weil ich schnell das Muster auch in der Abwechs­lung erkenne. Trotzdem glaube ich, dass diese exter­nen Impulse eher wirken als gar keine Impulse.

Überflüssiges anziehen (?)

Ich stimme dem Grund­gedanken zu, dass die Beschäfti­gung mit „Dingen“ diese oft erst in die Welt bringt. Das ist auch bei Überflüs­sigem so. Allerdings ist Über­flüssiges wie vieles andere erstmal „nur“ eine Bewer­tungs­frage. Trotzdem bin ich hier der Meinung, dass es Kri­terien gibt, die diese Bewertung objekti­vieren (s. Beginn). Wie in vielen anderen Fällen auch, hilft es meiner Mei­nung nach, wenn man die Aussage bzw. Frage­stellung einfach mal negiert und sie dann auf ihre Sinn­haftig­keit über­prüft.

Die Dinge, die mit überflüssig bewertet sind, existieren also und es macht keinen Sinn, sich damit nicht zu beschäf­tigen, weil sie die Produk­tivität in Prozessen redu­zieren. Im Konti­nuier­lichen Verbes­serungs­prozess geht es also darum, die über­flüssigen Dinge zu vermeiden.

Frage: Welchen Stellen­wert hat die Vermeidung von Über­flüssigem in Ihrem Unter­nehmen? Wie wird Über­flüssiges definiert und identi­fiziert? Welche Strategien zur Vermei­dung werden dann einge­setzt?

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