Fehler
Der Fehler-Begriff beinhaltet in meinen Augen zwei Aspekte: Ersten eine Bewertung (eines Ergebnisses, einer Handlung, eines Zustands usw.) und zweitens, dass diese Bewertung als negativ bzw. unerwünscht ausfällt. Erst durch das Bewusstsein, d.h. die Erkenntnis, über diese beiden Aspekte wird der Fehler zum Fehler.
Das mag sich jetzt erstmal wie eine Trivialität anhören, ist aber die grundsätzliche Voraussetzung, damit Veränderung und damit Verbesserung überhaupt stattfinden kann. Allein in diesen ersten Schritten stecken genügend „Fehlerquellen“, die den KVP torpedieren können. Sei es das Erkennen von Fehlern, die kommunikative Weitergabe oder die Bewertung von Vorkommnissen.
Eine Vielzahl weiterer Aspekte zu Fehlern ist auf dieser Wikipedia-Seite beschrieben.
Irrtum
Ein Irrtum entsteht erst aus dem Fehler durch das zusätzliche Bewusstsein darüber in Form einer Annahme, nicht im Bewusstsein unter inhaltlichen Aspekten, die von dem oben genannten Bewertungsgegenstand (Ergebnis, Handlung, Zustand) abweicht.
Für mich ist einer Unterschiede zwischen Fehler und Irrtum der Kontrast zu dem, gegen was Fehler bzw. Irrtum „gemessen“ wird. Im Fall des Fehler ist es die Erwartung, im Fall des Irrtums die Annahme. Alleine der Unterschied zwischen Erwartung und Annahme könnte dann Basis eines weiteren Artikels sein ;-)
Einen interessanten Austausch zum Unterschied zwischen Fehler und Irrtum gab es auf dieser Seite.
– Thomas Alva Edison
Experiment
Beim Experiment besteht im Unterschied zum Irrtum ein deutliches Bewusstsein bzgl. der Möglichkeit des Scheiterns. Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter: Im wissenschaftlichen Kontext herrscht der Grundgedanke vor, dass im Experiment danach gestrebt wird, die zugrundeliegende Hypothse zu falsifizieren, d.h. nachzuweisen, dass die Annahme falsch ist. Wenn dies dann nicht gelingt, kann die Möglichkeit, dass die These richtig ist, mit einer größeren Chance bejaht werden (100 % Sicherheit gibt es nur, wenn die Kausalität nachgewiesen werden kann). Selbst wenn das Experiment also vermeintlich scheitert, entsteht daraus ein Wert. Grundsätzlich ist bei Experimenten auch zu beachten, dass es nicht nur zwei Zustände gibt, sondern sogar vier.
- Falsche Annahme – als solche erkannt —> kein Fehler, erfolgreiches Experiment
- Falsche Annahme – als solche nicht erkannt —> Fehler
- Richtige Annahme – als solche nicht erkannt —> Fehler
- Richtig Annahme – als solche erkannt —> kein Fehler, erfolgreiches Experiment
Entscheidung
Entscheidungen werden im Grunde immer auf einer bewussten Ebene getroffen, auch wenn das Bewusstsein auf einer Meta-Ebene speziell bei Nicht-Entscheidungen dafür unter Umständen nicht vorhanden ist. Die Nicht-Entscheidung ist immer auch eine positive (positiv=dafür, nicht im Sinne einer Wertung) Entscheidung, nämlich für die Beibehaltung des Status Quo.
Der eingangs erwähnte Gedanke bei der Differenzierung zwischen Fehler und Entscheidung bezog sich auf das Bewusstsein der resultierenden negativen Folgen. Dort wurde der Fehler ohne Bewusstsein der negativen Folgen kategorisiert, die Entscheidung dagegen mit Bewusstsein (bei gleichen Bewertungsmaßstäben).
Feedback
Im NLP-Umfeld existiert die wichtige Einstellung, dass es keine Fehler gibt, sondern nur Feedback. Ich will sogar so weit gehen, dass ich da auch die bewusste Entscheidung mit einbeziehe. Allen Begriffen ist gemeinsam, dass erst eine Bewertung sie zu dem macht, was mit dem Begriff ausgedrückt werden soll. Gleich gilt auch für das Feedback. Dementsprechend gibt es jeweils auch keine ultimative Wahrheit, die dazu herangezogen werden kann. Dieser Mechanismus trifft auch auf die Ergebnisse von Experimenten zu.
Sie mögen jetzt als LeserIn der Meinung sein, dass das alles nur Spitzfindigkeiten und Wortklaubereien sind und mit dem KVP nichts zu tun haben. Der zentrale Punkt in meinen Augen ist das Bewusstsein, das in allen Begriffen in unterschiedlichem Maß und Ausprägung Auftritt und den wichtigsten Unterschied ausmacht.
Bewusstsein ist auch im KVP ein wichtiges Element. Dieses zu steigern, war mir das zentrale Anliegen in diesem Denkanstoß.
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