Mit dieser Ausage will ich nicht ausdrücken, dass der Kontinuierliche Verbesserungsprozess nicht auch im Einkauf funktioniert. Es funktioniert aber nicht, wenn Beratungsleistung im KVP-Umfeld mit den klassischen Methoden des Einkaufs “beschafft” wird. Vielleicht ist das für eine engumrissene Workshop-Moderation noch möglich. Spätestens an dem Punkt, wenn es um die Einführung eines KVP geht, wenn kulturelle Aspekte ins Spiel kommen, ist es mit der Vergleichbarkeit von Angeboten vorbei. Dann ist es auch nicht möglich, im Vorfeld eines „Projekts“ (in Anführungszeichen, weil der KVP ja kein Ende kennt) auch nur ansatzweise die Randbedingungen und damit den Aufwand vorherzusagen. Ebenso wichtig ist es, dass eine Beziehung zwischen den Vertragspartnern und darüber hinaus auch zu den beteiligten und betroffenen Führungskräften und Mitarbeitern des Unternehmens entsteht.
Wie Jeff Liker in seinem Artikel (engl.) ausführt, kann diese Beziehung kaum durch die Beantwortung von Ausschreibungsunterlagen entstehen. Ohne das parallel entstehende Verständnis für die spezifische Situation eines Unternehmens bzgl. seiner Geschäftsprozesse und der Ziele, die diesbezüglich angestrebt werden, ist es auch nicht möglich eine Vorhersage über Dauer und Umfang der notwendigen Beratungsleistung zu treffen. Damit das Unternehmen trotzdem nicht eine Katze im Sack kaufen muss, ist es mir persönlich wichtig, das im Verlauf des Projekts von Beginn an ein Gegenwert für das Unternehmen entsteht. Dieser Gegenwert kann durch Einsparungen erreicht werden, durch Erkenntniszuwachs im Verständnis zur eigenen Situation und der Prozesse des Unternehmens ebenso wie durch Kenntnisse über Lean Management, die zugrundeliegende Philosophie, die notwendige Kultur aber auch Werkzeuge und Methoden.
– Albert Einstein
Unterm Strich entstehen im Vorfeld eines möglichen Projekts massive Verschwendungen auf beiden Seiten des Tisches. Beim Unternehmen, weil es versucht, im Vorfeld der Ausschreibung Anforderungen festzulegen, denen die Anbieter gerecht werden sollen, ohne das Unternehmen und seine spezifischen Randbedingungen und Zielsetzungen wirklich zu kennen. Nach der Ausschreibung, weil dann die möglicherweise zahlreichen Angebote durch Normierung zu bewerten sind, die in der Regel den Beratungsansätzem nicht gerecht werden. Beim Berater, weil er Ausschreibungsunterlagen vorbereitet, die von einem Kenntnisstand ausgehen, die das noch unbekannte Ergebnis und den Weg dorthin vorwegnehmen sollen (wären diese bekannt, wäre gar keine Beratung notwendig).
Wenn es dann zu Folgegesprächen kommt, entsteht sehr wahrscheinlich auf beiden Seiten Frustration, weil die angebotene „Lösung“ mangels Kenntnis oben genannten Randbedingungen nicht die erwartete und gewünschte schnelle Behebung von Situationen verspricht, die unter Umständen über Jahre und Jahrzehnte entstanden sind. In Abwandlung des Einstein-Zitats können über lange Zeit entstandene Probleme und Gewohnheiten in Organisationen nicht in Bruchteilen dieser Zeit behoben bzw. geändert werden.
Jeff Liker vergleicht in meinen Augen zu Recht die Auswahl eines Lean-Beraters mit der Entscheidung für einen persönlichen Coach. Zu einem Zeitpunkt, da in Deutschland die Bundesligasaison gerade zu Ende gegangen ist, erscheinen mir auch Parallelen zum Fußball auf der Hand zu liegen. Natürlich wird sich ein Verein, die zurückliegenden Erfolge eines neuen Trainers ansehen. Auch das verfügbare Budget spielt dabei eine Rolle. In beiden Fällen wird aber das entstehende Vertrauen durch Gespräche den entscheidenden Ausschlag geben. Und das kann – wie kürzlich erlebt – sehr schnell gehen. Eine Erfolgsgarantie für die Tabellenposition nach zwölf Monaten wird jedoch trotzdem niemand geben können. Der Erfolg hängt letztlich auch hier neben den Fähigkeiten des Trainers von vielen anderen Faktoren ab, von der Mannschaft, den individuellen Spielern, ebenso wie der Vereinsführung. Die Beispiele erfolgreicher Trainer bei einer Mannschaft oder in einem Jahr und Misserfolgen bei einer anderen Mannschaft oder im Folgejahr untermauern diese These vielfach.
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