Kontinuierliche Prozessverbesserung ist wie Zahnpflege

Zahnpflege

Dieser Artikel setzt die kleine Serie “KVP ist wie …” fort. Frühere Vergleiche waren Sport, Ernährung und Kampfkunst. Der Artikel diskutiert die Gemeinsamkeiten zwischen KVP und Zahnpflege und beschreibt, welche vergleichbaren Prinzipien beiden Bereichen zugrundeliegen.

Wann?

So wie wir die Zähne zwei bis dreimal täglich putzen, kommt auch der Kontinuierliche Verbesserungsprozess erst durch regelmäßige Anwendung zur optimalen Geltung. Idealerweise finden die Verbesserungen täglich statt, d.h. wenn Potenzial zur Optimierung erkannt wird, muss nicht bis zur nächsten KVP-Runde gewartet werden. Das Streben nach Verbesserung hört auch nie auf – oder würden Sie sagen “Jetzt reicht's aber mit der Putzerei, das ist zukünftig nicht mehr nötig“.

Warum?

KVP und Zahnpflege sind bei der Einführung durchaus erstmal ungewohnt und stoßen auf Widerstand. Bei den meisten Kindern müssen die Eltern anfänglich ziemlich dahinter her sein. Ein gutes Vorbild ist nie verkehrt und manchmal ist noch etwas mehr “Energie” notwendig. Im Fall der KVP-Einführung ist ebenfalls externe Unterstützung vorteilhaft. Anfänglich muss auch die Vorgehensweise immer und immer wieder erklärt werden und selbst nach der Eingewöhnungsphase ist immer mal wieder ein kontrollierender Blick hilfreich. Selbst im Erwachsenenalter ist die regelmäßige Kontrolle durch den Zahnarzt und eine professionelle Zahnreinigung angebracht. Im KVP kann das eine Auditierung sein, die auch die Reflexion der Vorgehensweise anregt und ggf. neue Impulse und Entwicklungen einbringt. Der externe Blick vermeidet die Betriebsblindheit, im Fall der Mundhöhle ist das ziemlich offensichtlich ;-)

Wie?

Wie wird das Zähne putzen eingeführt? Mit einem einfachen “putz Dir mal die Zähne” ist es sicherlich nicht getan. Es gilt schließlich die Anwendung von Zahnbürste und Zahnpasta zu zeigen. Ähnlich gibt es auch im KVP Methoden und Werkzeuge, deren Anwendung auch gelernt werden will. Und wenn dann bei den Basiswerkzeugen Routine eingekehrt ist, gibt es noch spezielle Hilfsmittel, die für die hartnäckigen Probleme eingesetzt werden. Bei der Zahnpflege sind das Interdentalbürsten, Zahnseide und Mundspülung, beim KVP beispielsweise die sieben Management Tools.

Gehen wir jetzt mal von der konkreten Vorgehensweise weg, bleiben aber noch bei der Zahnpasta. Kaum jemand käme auf die Idee, die Zähne ohne Zahnpasta zu putzen. Auf den KVP übertragen, ist die Zahnpasta so etwas wie das kulturelle Schmiermittel, das das Ergebnis der Bemühungen deutlich verbessert. Dazu gehört dann auch die Vorbild- und Unterstützungsfunktion durch das Management und die Unternehmensleitung, die die Bestrebungen unterstützen und wie schon angemerkt ggf. auch regelmäßig einfordern muss. Gleichzeitig müssen für den nachhaltigen Erfolg des KVP und der Zahnpflege die Aktivitäten letztlich von der einzelnen Person ausgehen, in deren direkten Umfeld die Verbesserungen stattfinden (es sind ja schließlich die eigenen Zähne, die keiner besser kennt ;-) Im KVP bzw. Kaizen gibt es dafür die Begriffe japanischen Ursprungs: Gemba = vor Ort und Genchi Genbutsu = Geh hin und sieh.

In beiden Bereichen sind positive Veränderungen von außen oft gar nicht erkennbar und die Auswirkungen bei Unterlassungen sind meistens erst langfristig relevant, dann allerdings oft gravierend. Die aufkommenden Defizite werden dabei von außen oft stärker wahrgenommen. Sei es der schlechte Atem, die Diagnose beim Zahnarzt oder die Unzufriedenheit der Kunden. Warnsignale wie Zahnschmerzen oder Reklamationen werden immer wieder ignoriert. Der vielleicht abgedroschene Satz “Wer aufhört besser zu werden, ist irgendwann nicht mehr gut” drückt das sehr gut aus.

Mehr als Zahnpflege

Bei allen Gemeinsamkeiten zwischen KVP und Zahnpflege gibt es doch auch Unterschiede. Während sich der KVP in der Regel an erkennbaren Problemen orientiert, steht bei der Zahnpflege die Prävention im Vordergrund. Trotzdem hat auch der KVP präventiven Charakter, der spätestens bei der Frage auftaucht “wie können wir das Problem zukünftig vermeiden“. Ein Stichwort dazu ist Poka Yoke im Sinne der eingebauten Fehlervermeidung. Ein weiterer Unterschied ist die bei der Zahnpflege fehlende Interdisziplinarität und damit verbundene Teamarbeit, die gerade im Kontinuierlichen Verbesserungsprozess und der zugehörigen Problemlösung entscheidende Beiträge zum Erfolg liefern.

Frage: Welche Parallelen zwischen KVP und Zahnpflege kommen Ihnen noch in den Sinn? Wo fehlt Ihren Mitarbeitern noch die Routine in der Umsetzung des Kontinuierlichen Verbesserungsprozesses? Wie können in Ihrem Unternehmen äußere Impulse die Aktivitäten zur Prozessoptimierung wieder beleben?

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