Nach dem ersten Artikel zum Thema vorteilhafter sozialer Umgebungsmerkmale für den Kontinuierlichen Verbesserungsprozess geht jetzt um die fachlichen Merkmale dieser Umgebung, wie sie folgend aufgelistet sind.
Diese fachlichen Merkmale scheinen sich erstmal rein auf dieser Ebene zu bewegen, es darf aber auch hier der Einfluss des Faktors Mensch nicht vergessen werden, der dadurch die bestimmende Kraft bleibt.
- Termintreue
- Qualität ist heilig
- Einfachheit
- Anpassung
- Hoher Standardisierungsgrad
Termintreue
Während sich die Termintreue bei Projekten auf die Planung und Erreichung von Terminen bzgl. Meilensteinen und Fertigstellung bezieht, geht es beim Kontinuierlichen Verbesserungsprozess um einen anderen zeitlichen Aspekt. Hier ist es von Vorteil, wenn Verbesserungsthemen so bald wie möglich angegangen und nicht auf vordefinierte KVP-Runden verschoben werden. Wenn notwendige Verbesserungen erkannt wurden, macht es nicht viel Sinn, wenn diese künstlich hinausgezögert werden. Dafür ist es dann wichtig, die Verbesserungsaktivitäten auf der unterst möglichen Ebene anzugehen und nicht wegzudelegieren.
Termintreue gilt auch für die anfängliche Entwicklung von Routine im KVP durch regelmäßige (wöchentliche) KVP-Runden.
Qualität ist heilig
Natürlich spielt auch die Qualität in Prozessen und im KVP eine entscheidende Rolle. Das heißt aber nicht, dass im KVP keine Fehler gemacht werden dürfen. Im Grunde sind Fehler und die damit verknüpfte Fehlertoleranz und -kultur eine Voraussetzung für Verbesserungen und die Schaffung neuen Wissens. Ohne Fehler kann kaum neues Wissen entstehen, weil immer nur innerhalb des Wissenshorizonts operiert wird. Erst wenn unbekanntes Territorium beschritten wird, sind echte Verbesserungen möglich.
Qualität im Sinne der Null-Fehler-Perfektion ist auch der ultimative Antrieb und Auslöser des Kontinuierlichen Verbesserungsprozesses. Ohne den Anspruch der Fehlerfreiheit kommt der KVP irgendwann zum Stillstand, weil eine Zufriedenheit mit dem dann erreichten Status Quo eintritt und der Wunsch nach Verbesserung wegfällt.
Einfachheit
So wie im Projektmanagement eine grundlegende Frage existiert „Wer macht was bis wann?“ besteht im Prozessmanagement und dem KVP die fundamentale Frage „Wie kann die Zeit zwischen Bedarf und Vergütung verkürzt, der Aufwand minimiert und gleichzeitig der Kundennutzen gesteigert werden?“
Daraus resultiert ebenso die Vermeidung von Verschwendungen und Unnötigem in den Prozessen wie auch der Einsatz möglichst „schlanker“ Methoden und Werkzeuge im KVP, wie bspw. der A3-Report zur Begleitung und Dokumentation von Verbesserungsvorhaben.
– Arthur Schopenaueri
Anpassung
Es gibt keinen Kontinuierlichen Verbesserungsprozess von der Stange oder aus der Schublade. Er ist auch viel mehr als nur etwas Schulung für ausgesuchte Mitarbeiter und Führungskräfte oder der Einsatz von Methoden und Werkzeugen. Es gibt im KVP bzw. im Lean-Management allgemeingültige Prinzipien und wichtige kulturelle Aspekte.
Die Aussage zur Anpassung an die (unternehmenspezifische) Umgebung steht aber nicht im Widerspruch mit der Standardisierung, wie sie im nächsten Abschnitt gefordert wird.
Die Spanne zwischen Individualität und Standardisierung lässt sich mit einem Auto vergleichen. In der Regel sind PKW aus vergleichbaren Komponenten aufgebaut und dienen im Grund nur dem Transport von A nach B auf bestehenden Straßen. Trotzdem sind Autos hochgradig individuell, selbst innerhalb einer Marke und eines Typs. Bezieht man jetzt noch die individuellen Fahrtziele der Fahrer und die zugrundeliegende Motivation ein, wird schnell klar, dass praktisch kein Auto dem anderen gleicht.
Hoher Standardisierungsgrad
Während in Projekten die Individualität naturgemäß vorherrscht und diese sich auch teilweise auf den Projektmanagementprozess ausdehnt (indem dieser auf das betreffende Projekt individuell zugeschnitten wird), besteht in Prozessen ebenso natürlich ein großer Wunsch nach Standardisierung der Aktivitäten in einem bestimmten Prozess. Ohne die bestimmte Basis der Arbeitsstandards sind Verbesserungen nicht sinnvoll möglich, weil diese nicht von statistischen Effekten unterschieden werden könnten.
Diese Standardisierung lässt sich auch den Verbesserungsprozess selbst mit dem PDCA-Zyklus und der Verbesserungs-Kata ausdehnen. Weitere Aspekte dazu finden Sie in einem früheren Artikel zur Frage der Standards. Der scheinbare Widerspruch zur individuellen Anpassung wurde bereits oben diskutiert.
Der aufmerksame Leser des Ursprungsartikel zu den 10 Merkmalen hoch performanter Projektumgebungen wird festgestellt haben, dass dieses zuletzt beschriebene Merkmal bei den Projektmerkmalen nicht existiert hat. Damit ist auch dokumentiert, dass Projekte und Prozesse durchaus bei den nützlichen Umgebungsmerkmalen große Gemeinsamkeiten aufweisen aber mindestens dieser eine Unterschied besteht und relevant ist.
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