Meta-Modell – Generalisierung

Die Generalisierung ist letzte der Wahrnehmungsfilter im Meta-Modell der Sprache. Ohne ihn wäre effiziente Kommunikation gar nicht möglich, da sonst alle Dinge bis ins letzte Detail beschrieben werden müssten. Trotzdem ist es auch notwendig, das richtige und Maß an Ausgewogenheit zwischen zu großer Generalisierung und zu großer Spezialisierung zu finden.

Im Bezug auf Projektmanagement lässt sich die Bedeutung des Wahrnehmungsfilter auch sehr schön verdeutlichen. Einerseits sind Projekte definitionsgemäß einmalig und damit ein Maximum an Spezialisierung, andererseits beruht dann Projektmanagement wiederum auf dem Konzept, dass es trotz der Einmaligkeit einzelner Projekte doch Gemeinsamkeiten in der Vorgehensweise gibt. Dies kommt auch darin zum Ausdruck, dass von einem Projektmanagement-Prozess gesprochen wird. Dieser wird erst dadurch ermöglicht, dass durch den Filter der Generalisierung die Gemeinsamkeiten in den Vorgehensweise in den Vordergrund gestellt werden.

Es werden folgenden Generalisierungen unterschieden:

  • Universalquantoren: Dies ist sicher der einfachste Fall, da es sich um die Verwendung bestimmter Wörter handelt, wie “alle”, “jeder”, “immer”, “keiner”, “niemand”, “nie” usw. Hinterfragt wird dann einfach die Allumfassendheit bzw. die Existenz von Ausnahmen.
  • Generalisierter Referenzindex: Hier treten ebenfalls Verallgemeinerungen auf, die jedoch etwas subtiler in ihrer Form sind. Sie werden gekennzeichnet durch Wörter wie “die Frauen”, “die Männer”, die Kinder”, “die Kunden”, “die Stakeholder” usw. Die Hinterfragung bezieht sich dabei wiederum auf die Ausnahmen.
  • Fehlender Referenzindex: Bei dieser Verallgemeinerung fehlt der Bezug. Trotzdem werden Ausnahmen indirekt nicht zugelassen. Schlüsselwörter sind hier beispielsweise “jemand”, “etwas”, “man”, “andere”, Leute
  • Symmetrische Prädikate: Diese Generalisierung bezeichnet die Prozesse, denen immer zwei Personen(-gruppen) beteiligt sind, jedoch in der Aussage nur auf eine Personen Bezug genommen wird.
  • Unsymmetrische Prädikate: im Unterschied zum symmetrischen Prädikat ist jedoch nur eine Person aktiv. “Die Kunden verstehen uns nicht.” Frage: “Verstehen wir die Kunden?”
  • Ursache-Wirkungsbeziehung und komplexe Äquivalenz: Diese beiden Verzerrungen haben auch generalisierende Aspekte. Details können der Beschreibung im Verzerrungs-Artikel entnommen werden.

Weitere Beispiele von Generalisierungen und mögliche Rückfragen

  • “Alle Projekte brauchen ein Projekt-Handbuch.”
    Universalquantor
    “Wirklich alle?”
    Verlorener Performativ (Tilgung)
    “Wer sagt das?”
  • “Bei uns gehen wir in Projekten immer so vor.”
    Generalisierter Referenzindex
    “In allen Projekten?”
    Fehlender Referenzindex
    “Wo ist ‘bei uns' bzw. wer ist ‘wir', in der Abteilung, im Bereich, in der ganzen Firma?”
    Universalquantor
    “Immer?”
    Unspezifisches Verb (Tilgung)
    “Was heißt ‘so vorgehen'?”
  • “Herr XY gerät immer mit allen anderen in Streit.”
    Fehlender Referenzindex
    “Wer sind die anderen?”
    Universalquantoren
    “Sind es wirklich alle?”
    “Immer?”
    Nominalisierung
    “Was genau bedeutet Streit?”
    Unsymmetrisches Prädikat
    “Geraten die anderen auch mit Herrn XY in Streit?
  • “Wenn wir das Ziel X verfolgen, risikieren wir Nachteile beim Ziel Y.”
    Symmetrisches Prädikat
    “Hat das Ziel Y auch Auswirkungen auf das Ziel X?”

Mit dem diesem Artikel endet die Serie über das Meta-Modell der Sprache und die Verwendung im Projektmanagement. Mit Hilfe des Meta-Modells können Projektleiter Ihre Kompetenzen im Bereich der Kommunikation weiter ausbauen. Dazu gehört primär die mündliche Kommunikation, aber durchaus auch die schriftliche Kommunikation, bei der sich die Präzision in Projektberichten und anderen Dokumenten steigern lässt. Der bewusste Umgang mit den Wahrnehmungsfiltern des Meta-Modells dient dabei nicht nur der Verbesserung der eigenen Kommunikation des Projektleiters zu Projekt-Stakeholdern aller Art, sondern auch in der bewussteren Wahrnehmung von Generalisierungen, Tilgungen und Verzerrungen in der Kommunikation anderer Personen.

Die Verbesserung der Kommunikation in den Projekten dient letztlich allen Beteiligten und erhöht die Erfolgschancen der Projekte.

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