NLP in Veränderungsprojekten (2)

Bei diesem Artikel handelt es sich um die Fortsetzung des früheren Artikels “NLP in Veränderungsprojekten“. Dort wurde das Thema vorallem anhand der logischen Ebenen behandelt. Ein spezieller Aspekt, der Veränderungen erschweren kann, sind die Gewohnheiten, die sich auf der zweiten logischen Ebene abspielen. Die Gewohnheiten werden daher jetzt intensiver betrachtet.

Gewohnheiten sind ein mächtiger, sehr oft unbewusster Antrieb für menschliche Handlungen. Dies gilt sowohl für positive als auch für negative Handlungen. Im Sinne der NLP-Vorannahmen ist es jedoch besser statt von richtigen oder falschen Verhaltensweisen von nützlichen und weniger nützlichen Verhaltensweisen zu sprechen. Positive Auswirkungen entstehen durch die höhere Gelassenheit gegenüber dem Verhalten von Menschen ebenso wie die Wertschätzung, die ihnen dadurch entgegengebracht wird. Außerdem sollte entsprechend den Vorannahmen davon ausgegangen werden, dass allen Verhaltensweisen positive Absichten zugrundeliegen oder mindestens irgendwann einmal in der Vergangenheit zugrundelagen.

Schon damit, dass diese Einschätzung in Veränderungsprojekten und -prozessen den Betroffenen aktiv und offen kommuniziert wird, entsteht eine Entspannung der Situation. Der nächste Schritt in der Veränderungsarbeit ist es dann, diese ursprünglich oder unter Umständen immer noch aktuell positiven Absichten gemeinsam in ihren Ausprägungen bewusst zu machen.

Nicht nur die positiven Absichten von Verhaltensweisen sollten berücksichtigt werden, sondern auch der Aspekt, dass bei jeder – speziell von außen initiierten – Veränderung mitschwingt, dass eben diese bisherigen Verhaltensweisen der Betroffenen jetzt als “falsch” bewertet werden, da sie ja sonst nicht verändert werden sollten. Selbst wenn dies nicht offen so ausgedrückt wird, entsteht doch oft unbewusst bei den Betroffenen genau dieser Eindruck. Auch hier ist also offene und wertschätzende Kommunikation gefragt, um Widerstände zu vermeiden bzw. wenn das nicht möglich ist, zumindest zu reduzieren.

Wenn die Veränderungen von außen angestoßen werden, sollte auch sehr genau geprüft werden, dass die ursprünglichen Hintergründe und Anlässe, vor denen die Gewohnheiten entstanden sind, heute nicht mehr gültig sind. Sollte dies doch der Fall, aber nicht mehr bewusst sein, kann eine Veränderung sehr leicht am ursprünglichen Ziel einer Verbesserung vorbeischießen, was dann logischerweise fatale Folgen auf das Ergebnis hat, wenn sich im Endeffekt dadurch sogar eine Verschlechterung ergibt.

Um den Erfolg von Veränderungen im Sinne der unterstützenden Mitarbeit der Betroffenen (diese zu Beteiligten machen) ebenso wie realer Verbesserungen sicherzustellen, ist es also notwendig mit den Betroffenen die ursprünglichen Absichten und Hintergründe herauszuarbeiten, um einen Ausgangspunkt für die Veränderungen zu erhalten. Zusammen mit dem gewünschten Zielzustand ergibt sich dann erst die Richtung, in der Veränderungen vorgenommen werden. Im NLP-Formatrahmen drückt sich diese Vorgehensweise im zweiten und dritten Schritt (Problemidentifikation und Zieldefinition) ebenso wie im fünften Schritt (Öko-Check) aus. Speziell der Öko-Check überprüft die Auswirkungen auf die Umwelt, die u.U. auch die ursprünglichen Absichten abdecken.

Um den Gedanken der ursprünglichen Absicht hier noch etwas zu verdeutlichen, sei die Geschichte des weihnachtlichen Gänsebratens wiedergegeben, die dies sehr schön illustriert.

Am Weihnachtsmorgen richtet eine Mutter mit ihrer kleinen Tochter eine Gans her. Bevor sie die Gans in die Kasserolle setzt, kürzt sie mit einer Geflügelschere die Beine der Gans. Das kleine Mädchen fragt daraufhin die Mutter: “Mami, warum schneidest Du der Gans die Füße ab?” Die Mutter überlegt kurz und antwortet dann: “Kind, das weiß ich auch nicht. Das hat meine Mutter schon so gemacht. Spring' doch einfach ins Nachbarhaus und frag' die Oma.” Das Mädchen läuft nach nebenan und ruft ganz aufgeregt: “Oma, Oma, warum schneidest Du der Gans die Füße ab?” Auch die Großmutter hat nur die gleiche Antwort und schickt das kleine Mädchen nach oben zur Urgroßmutter in ihr Zimmer. Dort wiederholt es die Frage. Nach kurzem Überlegen breitet sich ein Lächeln auf dem Gesicht der Urgroßmutter aus. “Weißt Du Kind, das hat meine Mutter schon so gemacht, weil unser Topf früher zu klein war für die Gans mit ihren Füßen.”

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