NLP in Veränderungsprojekten

NLP ist nicht nur ein nützliches Modell zur Initiierung und Durchführung schneller Veränderungen, seine Werkzeuge können auch bei der Unterstützung und Begleitung von Veränderungsprojekten und -prozessen eingesetzt werden.

Durch die Definition des Begriffes Projekt (z.B. die Einmaligkeit und Neuheit, siehe Vorannahmen im Projektmanagements), die zu erzielenden Ergebnisse und den Prozess diese zu erreichen, wird auch klar, dass jedes Projekt Veränderungen verursacht. Mit Projektmanagement ist es bzgl. Veränderungen also ähnlich wie mit der Kommunikation: So wie es nicht möglich ist, nicht zu kommunizieren, ist es auch nicht denkbar, Projekte zu initiieren, zu definieren, zu planen, durchzuführen und abzuschließen, ohne dass sich dadurch keine Veränderungen im Umfeld des Projektes ergeben. Zum Umfeld eines Projektes gehören auch die Stakeholder, also all die Personen, die am Projekt beteiligt sind, ein Interesse am Verlauf und Ergebnis eines Projektes haben oder vom Verlauf und den Ergebnissen des Projekts betroffen sind.

Mit diesem Verständnis von Veränderungen und den Stakeholdern wird auch sehr schnell deutlich, wie entscheidend der bewusste und angemessene Umgang mit Stakeholdern auf den Projektverlauf sein kann. Gerade viele öffentliche Bau- und Investitionsprojekte lassen ebenso wie betriebliche Organisationsprojekte erkennen, welchen Einfluss Stakeholder auf den Projektverlauf haben können.

In welchen Bereichen und wie wird NLP nun einsetzt, um Veränderungen zu erreichen? Ein Ansatzpunkt zur Beantwortung dieser Frage ist das Modell der Logischen Ebenen.

Veränderung des Umfelds und des Kontextes

Umfeld und Kontext werden auf der ersten logischen Ebene behandelt. Wie in der Einleitung zu den logischen Ebenen dargestellt, behandelt NLP das Umfeld und den Kontext im Vergleich zu den höheren Ebenen eher stiefmütterlich. Das Umfeld spielt bei den Wohlgeformtheitskriterien von Zielen im NLP eine Rolle. Diese Erweiterung gegenüber den klassisch SMARTen Zielen für Projekte kann einen wertvollen Beitrag im Projektmanagement liefern, speziell wenn die Projektziele dann auf einzelne Projektmitarbeiter heruntergebrochen werden. Im Projektmanagement nimmt auch die Umfeldanalyse und das abgeleitete Stakeholder- und Risikomanagement einen zentralen Platz ein. Innerhalb dieser Teilbereiche ist dann die Kommunikation ein wichtiges Hilfsmittel.

Bei der Projektkommunikation sind diesbezüglichen zwei Richtungen zu unterscheiden. Da ist einerseits der Informationsfluss aus dem Projekt zu den Stakeholdern wichtig. Die Initiative liegt hier innerhalb des Projekts beim Projektleiter.

Ebenso wichtig ist der Informationsfluss von den Stakeholdern, aus dem Umfeld zum Projekt. Die Initiative dazu geht aber trotzdem vom Projektleiter aus, in der Regel durch strukturierte Gespräche mit den Stakeholdern zur Klärung von deren Bedürfnissen, deren Interesse am Projekt und deren (Macht-)Einfluss auf das Projekt (ggf. indirekte Informationen durch und über dritte Personen).

Bei beiden Informationsrichtungen kann NLP zum Beispiel durch das Meta-Modell der Sprache (Teil eines späteren Artikels) mehr Bewusstsein und Präzision für die Informationsinhalte schaffen.

Im Kontext von Veränderungsprojekten und -prozessen kann die NLP-Methode des Reframing hilfreiche Unterstützung bieten. Dadurch können Betroffene von Veränderungen neue Einsichten in dieselben gewinnen, neue Aspekte und Vorteile erkennen. Im Idealfall können Veränderungsprozesse dadurch schneller durchlaufen werden, ohne dass die notwendigen Verarbeitungsschritte übersprungen werden, sondern sie bewusster absolviert werden.

Veränderung von Gewohnheiten

Gewohnheiten spielen sich auf der zweiten logischen Ebene ab, die sich mit dem Verhalten von Personen beschäftigt. Limitierende Gewohnheiten können sowohl im persönlichen, wie auch Projektumfeld negativen Einfluss ausüben. Sie zu überwinden sollte im Bestreben der betroffenen Personen sein. Das gilt auch ganz speziell für den Projektleiter in seiner Rolle innerhalb des Projekt. Limitierende Gewohnheiten können dabei in ganz unterschiedlichen Bereichen auftreten, sei es im Arbeitsverhalten, im Erscheinungsbild und Auftreten und in allen Aspekten der Selbstorganisation.

Gewohnheiten haben Einfluss auf

  • den Umgang mit der Zeit (der eigenen und der anderer Personen). Dazu gehört auch die Priorisierung der Tätigkeiten, Delegation von Aufgaben und die Fähigkeit sich abzugrenzen.
  • die Vorbereitung und Durchführung von Besprechungen, sowie deren Nachbereitung.
  • Verhandlungen, bei denen es oft nützlich sein kann, sich auf eine Meta-Position zu begeben (im Sinne des Harvard-Modells), um neue Ebenen der Einigung zu erkennen und Win-Win-Situationen anzustreben.
  • Problemlösungen und Konflikte. Hierbei ist es ebenfalls wichtig, den eigenen Beitrag zu erkennen und die Situation von außen betrachten zu können.
  • Präsentationen, bei denen die Sache und der Bezug zur Zielgruppe im Vordergrund stehen sollte, statt die Person des Präsentierenden.
  • kreative Tätigkeiten, z.B. sich auf die Moderation beschränken zu können und sich statt auf eigene Beiträge auf die Integration aller notwendigen Beteiligten zu konzentrieren.

Veränderung von Fähigkeiten

Fähigkeiten sind Teil der dritten logischen Ebene. Sie haben auch viel mit Lernen und Lernstrategien zu tun. NLP mit seinen Lernstrategien, die über klassische Lerntechniken hinausgehen, kann dabei einen wertvollen Betrag liefern, um den Projektbeteiligten neue Fähigkeiten zu vermitteln. Teilweise werden die Fähigkeiten auch über die Glaubensätze der darüberliegenden Ebene beeinflusst, sodass Veränderungen dort nachhaltiger auch auf Fähigkeiten wirken.

Veränderungen von Werten, Glaubensätzen, Filtern, Meta-Programmen

Veränderungen in diesen Bereichen finden auf der vierten logischen Ebene statt. So wie Veränderungsarbeit mit NLP auf dieser Ebene nur mit Zustimmung der beteiligten Person(en) passieren kann und darf, gilt das auch für den Einsatz im Projektmanagement. Dagegen ist es in meinem Modell der Welt zulässig, nützlich und wertvoll, NLP-Kenntnisse und -Fähigkeiten einzusetzen, um ein besseres Verständnis für Projektpartner und Stakeholder zu erreichen. Dadurch lassen sich oft Missverständnisse und Konflikte zuverlässig vermeiden bzw. auflösen.

Mit NLP (z.B. dem Meta-Modell der Sprache) können limitierende Glaubenssätze erkannt und aufgelöst werden, die unter Umständen negativen Einfluss auf den Projektfortschritt haben können. Ich denke hierbei an Zweifel bzgl. der notwendigen Fähigkeiten, um Aufgaben innerhalb des Projekts auszuführen. Diese Zweifel können sowohl Einzelpersonen, als auch ganze Teams betreffen. Ein Weg sind dabei Erfolgstagebücher, wie sie nicht nur Einzelpersonen führen können, sondern im Rahmen von Projekten mittlerweile ihren festen Platz im Repertoire des Projektmanagements haben. Gemeinsam ist ihnen die Zielrichtung auf Schaffung einer positiven Grundstimmung, Steigerung der Motivation – speziell in kritischen Phasen – und eines Wir-Gefühls. Dadurch lässt sich auch ein gemeinsamer Wertekanon in Projekten und Organisationen aufbauen und resultierende positive Effekte erzielen.

Ähnliche Punkte lassen sich auch für die fünfte und sechste logische Ebene anführen. Auch hier geht es noch stärker um das Verständnis als um die Veränderung.

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