NLP und Projektcoaching

Die Verknüpfung von NLP und Projektcoaching ist sicherlich sehr naheliegend. Trotzdem lohnt es sich, ein paar Gedanken dazu aufzustellen. Welche Perspektiven können dabei betrachtet werden?

  • Zielpersonen des Coachings
  • Auftraggeber des Coachings
  • Inhaltliche Aspekte bzgl. der Coaching-Ziele sowie der Vorgehensweise und Methodik
  • Kompetenzen des Projektcoachs

Zielperson(en) des Coachings

Einerseits kann die Zielperson (Coachee) des Projektcoachings der Projektleiter alleine sein oder es handelt sich um das ganze Projektteam oder einen Teil des Projektteams. Durch diese Konstellation können sich Zielkonflikte zwischen den Zielpersonen ergeben. Unter Umständen sind Zielkonflikte innerhalb des Projektteams oder mit dem Projektumfeld bereits der Anlass des Projektcoachings. Durch die Anzahl der Zielpersonen ergeben sich typischerweise erhebliche Unterschiede in der Vorgehensweise und Methodik des Projektcoachings. Ebenso resultieren daraus auch verschiedene Ziele und Inhalte des Coachings.

Auftraggeber des Coachings

Hier könnte ein größerer Unterschied zwischen klassischem Coaching und Projektcoaching zum Tragen kommen. Unter Umständen handelt es sich beim Auftraggeber nicht um den oder die Coachee(s) selbst, sondern um den Auftraggeber des Projektleiters, um den Vorgesetzten des Projektleiters, um ein Mitglied des Projektlenkungskreises (Steering Board) oder um einen Vertreter der entsprechenden Personalabteilung, der ggf. von einer der vorgenannten Personen beauftragt wurde, ein Coaching zu veranlassen. Minimal können sich zu beachtende Punkte dadurch ergeben, dass das Coaching nicht nicht vom Coachee, sondern von dessen Unternehmen (oder sonstigen Organisation) bezahlt wird.

Durch diese Konstellation kann es zu (weiteren) Zielkonflikten zwischen Coach, Coachee und Auftraggeber kommen. Darüber sollten zwischen den Beteiligten klare Vorstellungen und ein gemeinsames Verständnis bestehen. Dies gilt ganz speziell für die Vertraulichkeit der Coaching-Inhalte. Auch wenn der Auftraggeber unter Umständen ein Interesse an den Inhalten des Coachings hat, steht für den Coaching-Erfolg die Vertraulichkeit der gemachten Äußerungen zwischen Coach und Coachee(s) im Vordergrund und ist auch höher zu bewerten. Fehlt diese Vertrauensbasis, kann auch der Coaching-Erfolg nicht mehr gewährleistet werden, was dann auch nicht mehr im Sinne des Auftraggebers sein kann.

Inhaltliche Aspekte bzgl. der Coaching-Ziele sowie der Vorgehensweise und Methodik

In der Regel dient das Projektcoaching der Sicherstellung des Projekterfolgs gemessen an den definierten Projektzielen. Darüber hinaus wirkt das Projektcoaching auch unterstützend auf die Weiterentwicklung der Zielperson(en) und damit auch positiv auf zukünftige Projekte ein.

  • Kommunikation und Zusammenarbeit: innerhalb des Projektteams, zwischen Projektleiter und Projektteam, mit den Stakeholdern – Teamarbeit & Motivation. In diesen Fällen umfasst das Projektcoaching oft das gesamte Projektteam oder zumindest einen Teil des Teams. Unter Umständen kann es auch wertvoll sein, die Stakeholder oder zumindest Vertreter in das Coaching einzubeziehen.
  • Methodische, soziale und persönliche Kompetenz des Projektleiters: Projektmanagement, Führung, Persönlichkeit sind nur einige Aspekte, die hier genannt werden können. In der Regel handelt es sich hier um eine eher klassische Coaching-Situation mit dem Projektleiter als Einzelcoachee, wie sie auch in anderen betrieblichen Bereichen zur Unterstützung angeboten werden kann. Je stärker die methodischen Projektmanagement-Kompetenz im Fokus des Coachings stehen, desto stärker sollten die Feldkompetenzen des Coachs im Projektmanagement ausgeprägt sein.
  • Konflikte und Krisen: innerhalb des Teams, mit der Umgebung. Ähnlich wie im ersten Fall steht auch hier das Gruppencoaching im Vordergrund. Konflikte und Krisen sind mit Sicherheit die Szenarien, in denen der Projekterfolg am stärksten gefährdet sind und die externe Unterstützung für das Team den größten Einfluss auf die Lösung ausübt. Besonders beachtet werden muss, dass die Ursachen oft außerhalb rein sachlicher Ebenen liegt, auch wenn dies auf den ersten Blick nicht den Anschein hat. Das Verständnis der logischen Ebenen kann dabei wertvolle Lösungshinweise geben.

Die Vorgehensweise im Projektcoaching orientiert sich wie “normales”, NLP-basiertes Coaching am NLP-Formatrahmen, wie er in folgenden Blog-Artikeln beschrieben und auf Projektmanagement-Aspekte abgebildet wird: Modellierung erfolgreicher Projekte, Stakeholder-Management und NLP, Teamentwicklung und NLP.

Spezielle Aspekte zur Vorgehensweise können sich durch folgende Sonderfälle ergeben, die insbesondere dann interessant und relevant werden, wenn es sich um mehr als eine Zielperson handelt. Diese Spezialfälle sind jedoch in ihren Teilaspekten zu umfangreich, als dass sie im Rahmen dieses Artikels beschrieben werden könnten.

  • Moderation
  • Mediation
  • Prozessberatung

Unterschiede in der Vorgehensweise und den Inhalten können sich auch durch die Phasen eines Projekts ergeben, in denen Coaching-Unterstützung notwendig wird. Auch dies sprengt jedoch den Umfang dieses Artikels und wird ggf. Gegensatz eines weiteren Beitrags sein.

Insgesamt soll sich das Projektcoaching grundsätzlich an der klassischen Hilfe zur Selbsthilfe orientieren.

Kompetenzen des Projektcoachs

Ein Projektcoach sollte umfangreiche Kompetenzen besitzen. Diese leiten sich einerseits aus der Coaching-Funktion selbst ab und decken sich damit mit den Anforderung an einen “normalen” Coach. Darüber hinaus sollte der Projektcoach auch spezifische Kompetenzen im Projektmanagement-Bereich besitzen.

Coaching-Kompetenzen

Die unterschiedlichsten Quellen nennen eine Vielzahl von Kompetenzen, über die ein Coach im Allgemeinen verfügen sollte. Zusammengefasst ergeben sich vier Kompetenzbereiche, die durch die Coaching-Funktion und Ausbildung abgedeckt werden sollten und die hier in Stichworten aufgeführt werden.

  • Persönliche Kompetenzen: Selbstreflektion, Selbstorganisation, Übereinstimmung von Einstellung, Verhalten und Handlung sowie persönliche Weiterentwicklung des Coachs
  • Methodische Kompetenzen: Vielfältige und situationsgerechte Anwendung von Coaching-Methoden und Modellen, Begleitung des/der Coachee(s), Weiterentwicklung von Methoden und deren Anwendung
  • Soziale Kompetenzen: Beziehungsaufbau, Zuhören, Unvoreingenommenheit, Konflikte wahrnehmen und lösen, eigene und fremde Standpunkte erkennen, Wertschätzung ggü. dem/den Coachee(s
  • Handlungskompetenz: Ausrichtung am Thema des/der Coachee(s), optimale Unterstützung bei der Veränderung, Wechselwirkungen berücksichtigen

Projektmanagement-Kompetenzen

Die Projektmanagement-Kompetenzen des Projektcoaches werden tw. bei den Coaching-Kompetenzen unter dem Begriff der Feldkompetenzen geführt.

  • Langjährige und umfassende Projektmanagement-Erfahrung als Projektleiter, Teammitglied, idealerweise auch als Auftraggeber
  • Projektorientierte Fachkompetenzen bzgl. Projektmanagement-Methoden, auch und speziell wie Kommunikation, Teambildung, Motivation, Konflikte, Komplexität im Bezug auf Projekte

In besonderem Maß muss ein Projektcoach darauf achten, seinem Coaching-Auftrag gerecht zu werden. Es besteht speziell durch die Anforderungen an die Projektmanagement-Kompetenzen und die vorhandene Erfahrung die Gefahr, die Coaching-Rolle zu verlassen und in eine Beraterrolle zu schlüpfen oder gar Aufgaben des Projektleiters zu übernehmen. Diese Doppelfunktion kann einen zusätzlichen Wert für ein Projekt bieten, sie muss jedoch immer bewusst wahrgenommen werden. D.h. der Projektcoach sollte zu jedem Zeitpunkt Klarheit über seine Rolle haben und dies der/den Zielperson(en) auch deutlich kommunizieren. Aus diesen Gründen sollten die allgemeinen Coaching-Kompetenz höher bewertet werden, als die spezifischen Projektmanagement-Kompetenz. Oder anders ausgedrückt: Ein guter Coach kann auch einen guten Projektcoach abgeben, dagegen ist die Gefahr des Scheiterns als Projektcoach für einen sehr guten Projektleiter deutlich größer. Eine weitere Gefahr der Feldkompetenzen im Projektmanagement kann darin bestehen, dass der Projektcoach die Unbedarftheit und damit die Fähigkeit zu so genannten “dummen Fragen” verliert. Zur Kompensation dieser Problematik dienen ebenfalls die allgemeinen Coaching-Kompetenzen – ein weiterer Grund diese im Zweifelsfall höher zu bewerten.

Wie auch in normalen Coaching-Situation ist es Aufgabe des Projektcoachs die Zielperson(en) darin zu unterstützen, Lösungen für die fragliche Situation zu entwickeln, nicht aber diese Lösungen selbst zu entwickeln. Dazu gehört auch ggf. vage oder versteckte Probleme wahrzunehmen, den Beteiligten bewusst zu machen und dadurch die Entwicklung von Lösungen zu initiieren.

NLP-Kenntnisse des Projektleiters können für ihn eine wertvolle Ressource sein. Er darf jedoch nicht vergessen, dass er sehr wahrscheinlich Teil des Systems ist und damit natürliche Grenzen im Sinne von Selbstcoaching vorhanden sind. Die Hinzuziehung eines externen Projektcoaches umgeht die Verstrickungsproblematik und kann positive Impulse für den Projekterfolg liefern.

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