Wie und warum entstehen Gewohnheiten und Geschäftsprozesse? Teil 2

In einem zurückliegenden Artikel habe ich schon die grundsätzlichen Gemeinsamkeiten von menschlichen Gewohnheiten und Geschäftsprozessen verglichen. Beide können Segen und Fluch zugleich sein. In diesem Artikel geht es vertieft um die möglichen Auslöser der beiden Mechanismen (also das WIE des Entstehens) und die Gründe und Folgen (also das WARUM).

Bei Gewohnheiten besteht eine Vielzahl möglicher Auslöser. Im Grunde geht es um die durchgeführten Handlungen. Wenn die Auslöser oft genug auftreten, werden aus den Handlungen Gewohnheiten (an dieser Stelle sei der englische Schriftsteller Charles Reade zitiert und nicht fälschlich der Talmud). Auslöser können sein:

  • ein Zeitpunkt
  • eine Tageszeit
  • ein Ort
  • Menschen
  • ein emotionaler Zustand
  • bestimmte Verhaltensmuster

Mit wiederholten Handlungen und damit Gewohnheiten sind typischerweise Belohnungen verbunden, d.h. es liegt oder lag ihnen eine positive Absicht zugrunde (wohlgemerkt aus der Sicht des Handelnden, nicht seiner Umwelt). Diese Belohnungen treffen auch schlechte Angewohnheiten zu. U.U. sind sie jedoch zum aktuellen Zeitpunkt nicht mehr gültig oder zeitgemäßig. D.h. die ursprünglich positive Intension existiert zwar nicht mehr, die Macht der Gewohnheit lässt uns die Handlung trotzdem ausführen.

Bei Geschäftsprozessen bestehen vergleichbare Ursache-Wirk-Mechanismen. Bei den Auslösern und Folgen kann jedoch objektiver zwischen positiven und negativen Aspekten unterschieden werden. Objektiv bedeutet hier in der Regel aus der Sicht des Unternehmens und seinen Kunden, idealerweise auch unter Einschluss der Mitarbeiter, Lieferanten und ultimativ der Gesellschaft/Volkswirtschaft, in der sich das Unternehmen bewegt.

Unter Berücksichtigung dieser unterschiedlichen Stakeholder lassen sich die folgenden beiden Auslöser positiv bewerten:

  • ein konkreter Kundenbedarf, d.h. ein Leistungsprozess, gesteuert durch das Pull-Prinzip
  • die Unterstützung eines Leistungsprozesses (Unterstützungsprozess) oder dessen Steuerung (Führungsprozess)

Wie oben erwähnt, existieren bei Geschäftsprozessen jedoch auch zahlreiche negative – weil in der Folge verschwenderische – Auslöser, ohne Anspruch auf Vollständigkeit beispielsweise:

  • falsches Sicherheitsdenken (Überproduktion, Lagerhaltung)
  • fehlende Kenntnis (Fehler & Defekte, Überbearbeitung & unangemessese Prozesse)
  • unangebrachtes Führungsverhalten (ungenutzes Mitarbeiter-Potenzial)
  • andere Folgeverschwendungen (Transport von Maschinen und Material, Bewegung von Menschen, Wartezeiten und Suchvorgänge)
  • mangelnde Reflektion, ungesteuerte Evolution (Komplexität)

Die Belohnung und der Antrieb (im positiven Sinn) stellt sich bei Geschäftsprozessen durch die Wertschöpfung und damit die Bezahlung des Kunden ein. Zur Wertschöpfung gehört neben dem Kundenbedarf auch die Veränderung bzw. Bearbeitung eines Produkts ebenso wie die Korrektheit im ersten Anlauf (trifft eines der Kriterien nicht zu, handelt es sich um eine Verschwendung).

Neben der Belohnung im positiven Sinn können sich aus “schlechten” Prozessen und Aktivitäten auch Bestrafungen ergeben. Dies sind primär unnötige Kosten und unzufriedene Kunden mit allen Folgen (Verlust von Marktanteilen usw.).

Frage: Welche Auslöser können Sie für Ihre persönlichen Gewohnheiten identifizieren? Was löst die Geschäftsprozesse in Ihrem Unternehmen aus? Welche Vor- und Nachteile resultieren aus den Gewohnheiten und Geschäftsprozessen, wo macht Veränderung Sinn?

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