Routine modellieren

Zum Thema Routine und Gewohnheiten habe ich schon einige Artikel geschrieben (Prozesse und Gewohnheiten 3Prozesse und Gewohnheiten 2, Prozesse und Gewohnheiten). Dieser Artikel behandelt das Thema Routine schaffen aus der NLP-Perspektive, genau genommen durch Routine modellieren, d.h. des Vorgangs bzw. der Vorgehensweise Routine schaffen. Dabei greife ich auf eine persönliche Erfahrung zurück, die ich vor kurzem machen konnte. Modellierung bedeutet dabei, dass die Randbedingungen auf den sechs logischen Ebenen herausgearbeitet und dann dupliziert werden. Je größer die Überdeckung dabei ist, desto erfolgreicher und anhaltender wird die Modellierung sein.

Zurück zu meiner Erkenntnis bei der Modellierung von Routine. Die Ausgangssituation war, dass ich einen 12-wöchigen Prozess zur Kreativitätssteigerung durchlaufen wollte. Ich schreibe hier bewusst in der Vergangenheitsform, da ich nach drei Wochen erkannt habe, dass die vorgeschlagene Vorgehensweise bzw. das angestrebte Ergebnis nicht mehr meinen Erwartungen und Zielen entsprach (vgl. Wohlgeformheitskriterien von Zielen). Allerdings war ein Aspekt so interessant, dass ich ihn (bis jetzt) beibehalten habe und mir dazu weitere Gedanken gemacht habe, die dann schließlich in diesem Artikel gemündet sind.

Ein zentraler Teil des beschriebenen Prozesses sind tägliche, sogenannte Morgenseiten, bei denen direkt nach dem Aufstehen noch vor allen anderen Aktivitäten drei Seiten handschriftlich beschrieben werden. Dabei geht es vorrangig darum, diese drei Seiten Papier zu füllen und zwar in möglichst kurzer Zeit (typischerweise benötigt man dazu 30 Minuten), ohne auf Sinn oder Unsinn zu achten. Das Beschreiben der drei Seiten kann durchaus im Halbschlaf erfolgen, es soll auch nicht lange darüber nachgedacht werden. Die Seiten werden auch anschließend nicht nochmal durchgelesen oder in folgenden Prozessschritten weiterverarbeitet.

Nach drei Wochen etwa habe ich für mich verschiedene Dinge festgestellt. Das frühere Aufstehen hat immer weniger Widerstand verursacht, d.h. es war eine erste Stufe der Routine eingekehrt. Das ist nun keine wirklich neue Erkenntnis. Diese 21-Tage-Routine wird in der einschlägigen Literatur auch so beschrieben (auch wenn die persönliche Erfahrung nochmal eine andere Bedeutung hat).

Die Erkenntnis, die sich bei mir darüber hinaus ergeben hat, liegt in der Trennung von Form und Inhalt der Routine. Dabei nehme ich die Form der Routine als deutlich wichtiger wahr als den Inhalt (manche der Morgenseiten waren kaum mehr als bekritzeltes Papier). D.h es wird zuerst eine formale Routine installiert, ohne auf den Inhalt zu achten. Die Vorgehensweise gleicht dem grundsätzlichen Ansatz von Prozessoptimierungen ebenso wie auf der Meta-Ebene dem Kontinuierlichen Verbesserungsprozess. In beiden Fällen geht es darum zuerst Standards zu schaffen und dann von dieser Plattform aus Verbesserungen anzustreben.

Das heißt also, die gewählte Vorgehensweise kann auf der inhaltlichen Ebene durchaus und vermeintlich sinnfrei sein bzw. erscheinen, wenn auf der Form- und damit der inhaltlichen bzw. Meta-Ebene eine Routine erreicht wird. In einem weiteren und verknüpften Schritt wird dann die Routine auch auf die inhaltliche Ebene ausdehnt. Da die Regelmäßigkeit auf der Form-Ebene bereits erreicht wurde, ist die nächste Hürde einfacher zu nehmen.

Im KVP wird diese inhaltliche Routine durch die Verbesserungs-Kata erreicht, dadurch dass immer wieder routiniert die gleichen Fragen gestellt werden. Auf der formalen Ebene wird die Routine durch den Coach als “externe” Person geschaffen. Steht dieser nicht zur Verfügung, ist es zielführender, zuerst die formale Routine ohne Fokus auf den Inhalt zu schaffen. Das kann dann durch etwas so einfaches wie die Morgenseiten oder vergleichbares erreicht werden.

Verglichen mit sportlichen Anstregungen ist das der Weg zum Marathon, der langsam von wenigen Minuten bzw. Kilometern auf die volle Dauer bzw. Distanz erweitert wird. Erst wenn die volle Distanz erreicht ist, wird der Augenmerk auf eine gute Zeit gelegt.

Frage: Wie erreichen Sie Routine in Ihren (persönlichen) Abläufen, speziell ohne Unterstützung von außen?

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