Rückdelegation

Rückdelegation ist eine Herausforderung, der Projektleiter und Vorgesetzte i.A. oft ins Ausge sehen (müssen). Natürlich ist es immer möglich, die Rückdelegation “Kraft Amtes” durch Nein sagen zu unterbinden. Selten werden dadurch jedoch die Ursachen behoben, sondern nur die Symptome bekämpft. Die Folge ist dann oft Frust bei den Betroffenen. Ein besserer Weg ist es, (sich) nach den Hintergründen für die Rückdelegation zu fragen.

Die größte Falle an der Rückdelegation ist es, diese unreflektiert anzunehmen. Oft passiert dies unbewusst und gefördert durch die zugrunde liegende Aussage bzw. Annahme, “Schau' her, als Vorgesetzter bin ich wichtig”, “Es geht nicht ohne mich” usw. Dadurch entsteht eine Co-Abhängigkeit zwischen Mitarbeiter und Vorgesetztem, die beiden nicht dient und sie (und das Unternehmen) in der Weiterentwicklung bremst.

Eine wertvolle Grundeinstellung liegt in der NLP-Vorannahme “Jedem Verhalten liegt eine positive Absicht zugrunde”. Oft liegt diese positive Absicht in der Vergangenheit des Mitarbeiters, d.h. es handelt sich um eine erlernte Fähigkeit. Darüber hinaus sollte sich der Vorgesetzte auch über seinen eigenen Anteil an der Rückdelegation bewusst werden. Rückdelegation (wie Delegation) kann nur stattfinden, wenn ein Empfänger existiert.

Was können nun Aspekte bzw. Ursachen für die Rückdelegation sein? Eine Frage, die auf mögliche Antworten weist, ist: “Wozu dient die Rückdelegation dem Mitarbeiter (und dem Vorgesetzten)?”

  • Der Mitarbeiter hatte früher einen Vorgesetzten, der selbst nicht delegiert hat. D.h. der Mitarbeiter kennt den Umgang mit Verantwortung nicht. U.U. hat der frühere Vorgesetzte die Eigeninitiative des Mitarbeiters sogar bestraft, vielleicht auch nur wenn der Mitarbeiter Fehler machte.
  • Der Mitarbeiter kennt die Anforderungen an ihn nicht. D.h. er weiß z.B. nicht, dass er die Entscheidungsbefugnis hat.
  • Der Mitarbeiter hat nicht die notwendige Kenntnis, Erfahrung usw., um eine Aktivität durchzuführen oder eine Entscheidung zu treffen.
  • Der Mitarbeiter will die Verantwortung nicht übernehmen. Dahinter können u.U. wieder o.g. Ursachen stecken.
  • Der Vorgesetzte wird vermeintlich in seiner Person und ihrer Wichtigkeit bestätigt.

Die Ursachen von Rückdelegation können durch Fragen aufgedeckt werden. Oft löst sich die Rückdelegation dadurch von alleine. Allerdings braucht es u.U. ein gewisses Maß an Hartnäckigkeit und Ausdauer. Mögliche Fragen sind z.B.

  • Was haben Sie schon selbst getan, um das Problem bzw. die Aufgabe zu lösen?
  • Was würden Sie tun, wenn ich nicht da wäre?
  • Was sind Ihre Ideen, um das Problem zu lösen?
  • Welche Kompetenz (ggf. zur Entscheidung) fehlt Ihnen?

Die Fragen sollten dabei so gestellt werden, dass der Mitarbeiter mittel- und langfristig in der Lage ist, sich nicht nur die Antworten selbst zu geben, sondern sich auch die Fragen ohne Kontakt zum Vorgesetzten selbst zu stellen.

Ein nützlicher Ausweg aus der Rückdelegation ist ein offenes Gespräch zwischen Vorgesetztem und Mitarbeiter, bei dem beide Seiten ihre Position darstellen und dann in der Folge ihre Bedürfnisse schildern können. Je nach Situation kann es hilfreich sein, eine dritte Person als Moderator/Mediator hinzuzuziehen. Diese Person bringt die notwendige Neutralität mit und kann durch externe Sichtweisen und Impulse eine ggf. verfahrene Situation neu beleben.

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