Kaizen 2 go 379 : Schreibprozesse – ein retrospektiver Gemba Walk


 

Inhalt der Episode:

  • Was war der Impuls für das Schreiben eines Zukunftsromans?
  • Wie kam es dann zu der spezifischen Themenauswahl?
  • Wie hat die Entstehung dann durch eine Prozess- und Lean-Brille ausgesehen? Welche Produktionsstufen waren enthalten?
  • Wie haben Sie die Kundensicht des zukünftigen Lesers integriert?
  • Welche Evolutionsschleifen im Sinne des PDCA-Zyklus sind während des Schreibprozesses aufgetreten? Was war von Anfang an geplant, was ist unerwartet aufgetreten? Wie sind Sie ggf. mit unerwarteten Aspekten umgegangen?
  • Hat die klassische Produktions- und Lean-Erfahrung einen besonderen Einfluss auf den Schreibprozess gehabt oder haben Sie sich primär eher an dokumentierten und bewährten Schreibprozessen orientiert?
  • Wie hat sich der Schreibprozess für den Roman von anderen textuellen Kreativitäts- bzw. Erstellungprozessen unterschieden?
  • Wie hat die Post-Production ausgesehen und welche Einfluss hatte ggf. auch hier die Lean-Sicht? Was hat das für die Dienstleister bedeutet? Ist ein Autor mit Lean-Hintergrund eher bequem, problemlos oder besonders herausfordernd?
  • Was würden Sie mit der Erfahrung des ersten Romans beim zweiten verändern oder wieder so machen und warum?
  • Welchen Tipp zum Einstieg in den Schreibprozess würden Sie einem technisch orientierten Menschen geben, der auch mit einer Romanidee schwanger geht?

Notizen zur Episode:


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(Teil)automatisiertes Transkript

Episode 379 : Schreibprozesse – ein retrospektiver Gemba Walk

Herzlich willkommen zu dem Podcast für Lean Interessierte, die in ihren Organisationen die kontinuierliche Verbesserung der Geschäftsprozesse und Abläufe anstreben, um Nutzen zu steigern, Ressourcen-Verbrauch zu reduzieren und damit Freiräume für echte Wertschöpfung zu schaffen. Für mehr Erfolg durch Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit, höhere Produktivität durch mehr Effektivität und Effizienz. An den Maschinen, im Außendienst, in den Büros bis zur Chefetage.

Götz Müller: Heute habe ich Andreas Syska bei mir im Podcast-Gespräch. Er sagt von sich selber, dass er Produktionsingenieur und fasziniert von Produktion ist, und wird das sicher noch ein bisschen vertiefen gerade. Hallo Herr Syska.

Andreas Syska: Hallo Herr Müller.

Götz Müller: Ja, sagen Sie gerne noch ein paar Sätze zu sich als Person.

Andreas Syska:Ja, das kann ich gerne tun. Ich bin Produktionsingenieur und habe mein Handwerk an der TH in Aachen gelernt. Und in meinem gesamten Berufsleben war ich in der Produktion, also als wissenschaftlicher Mitarbeiter, als Führungskraft in der Industrie, als Berater und als Hochschullehrer. Und bis heute habe ich mir diese Faszination für das Thema Produktion bewahrt.

Götz Müller: Genau, wir hatten ja auch schon die ein oder andere Episode und heute haben wir mal, in Anführungszeichen, ein ganz anderes Thema: Schreibprozesse. Ich meine, irgendwie kriege ich es immer hin, Prozesse einzubauen. Es geht ums Schreiben eines Romans und ganz speziell jetzt in dem Fall eines Zukunftsromans. Und da fällt mir als erstes immer die Frage ein, was war denn der Impuls dazu, einen Zukunftsroman zu schreiben?

Andreas Syska: Na ja, ich beschäftige mich ja von Berufswegen mit dem Thema Wirtschaft, Industrie, auch Technologie und ich verfolge, was sich hier tut. Und was sich tut, das ist teilweise beängstigend, teilweise faszinierend. Und ich habe mir vorgenommen, hierüber ein Fachbuch zu schreiben. Das war der eine Teil von mir, der das wollte. Der andere Teil hat gerufen: Nein, lass das bleiben. Also ein Fachbuch ist langweilig. Mach doch mal was anderes. Zum Beispiel einen Roman. Ich sage: Einen Roman? Das kann ich nicht. Das habe ich noch nie in meinem Leben gemacht. Ja eben, versuch es doch mal. Dann habe ich mich drangesetzt, einen Roman zu schreiben. Hätte ich damals gewusst, auf was ich mich da einlasse, ich hätte es doch gemacht.

Götz Müller: Ich glaube, das ist immer gut, wenn man vorher nicht weiß, was auf einen zukommt, bei manchen Dingen.

Andreas Syska: Ja, das ist schon richtig. Man verpasst dann die schönsten Dinge, weil man halt vor diesen ganzen Schwierigkeiten zurückschreckt und vor den ganzen unbekannten Sachen, die dann hinter den Bekannten lauern. Also es war gut, dass ich es nicht gewusst habe.

Götz Müller: Ja, und jetzt ist ja ein Zukunftsroman geworden. Also kein aktuelles Thema, kein historisches Thema, sondern eben ein Blick in die Zukunft. Und da dann nochmal ein bisschen nachgebohrt. Wie kam es dazu? Zukunft? Und um was für eine Zukunft es dann geht, werden wir sicher in unserer Unterhaltung noch vertiefen.

Andreas Syska: Also Ausgangspunkt waren diese Technologien, die ich verfolgt habe, die ich seit einigen Jahren auch systematisch sammle und nachvollziehe. Und ich habe festgestellt, dass diese Dinge einen hohen Reifegrad haben. Also ob das nun die Gedankenübertragung von Lebewesen zu Lebewesen ist oder ob es KI ist, die in der Lage ist, Gesetze und Verordnungen zu schreiben. Ob es nun autonome Maschinen sind, die sich selber gehören. All dies ist in einer Erprobungsphase und kurz vor der Marktreife. Und ich habe mir überlegt, was macht das mit den Menschen, was macht das mit einer Gesellschaft? Und da diese Dinge, die ich im Roman beschreibe, in den nächsten Jahren auf uns zukommen, habe ich den Roman in die Zukunft platziert, aber in nicht allzu ferne Zukunft, sondern er spielt im Jahr 2040.

Götz Müller: Ja, das ist ja nicht so weit weg.

Andreas Syska: Nein, das ist das Schöne. Der Leser könnte sich ja entspannt zurücklehnen bei Science Fiction, die dieses Buch zum Teil auch ist, und sagen: Na ja, das ist alles schön gruselig, was da auf nachfolgende Generationen zukommt und ich habe da zum Glück nichts mit zu tun. Hier ist das anders. Diese Dinge erleben die meisten von uns noch und das kann dann halt auch erschreckend sein.

Götz Müller: Ja, jetzt hatte ich das große Glück und die Ehre, da schon mal einen Blick reinwerfen zu können, mehr als einen Blick im Grunde, also ich konnte ihn lesen. Und deshalb kann ich natürlich ein bisschen nachbohren. Ich habe es als unheimlich vielfältig wahrgenommen, auch was kleine Details angeht. Und da dann eben noch, wie gesagt, ein bisschen nachgebohrt, diese vielen Details, wenn man sie dann liest, könnte man sagen, ja klar, aber bevor man sie gelesen hat, wenn sie mich vorher gefragt hätten, was da alles drinstehen könnte, hätte ich nur mit der Schulter gezuckt.

Andreas Syska: Das ist sicherlich ein Kennzeichen dieses Romans, die Liebe zum Detail, die sich übrigens auch darin widerspiegelt, dass ich die Örtlichkeiten, in denen der Roman schreibt, präzise wiedergebe. Also das ist keine fiktive Metropolis, sondern das ist eine Stadt, die es wirklich gibt. Und ich bin im Detail so weit reingegangen, dass ich Straßenzüge und Ähnliches beschrieben habe, und halt auch diese Situation und diese Technologien. Und ich habe an vielen Kapiteln, an vielen Abschnitten sehr, sehr lange gefeilt. Aus der Sicht nun, der Roman ist fertig, ist das für mich wie ein gigantisches Mosaik, welches ich Steinchen für Steinchen zusammengesetzt habe, und, ja, das darf ich sagen, jeden Stein habe ich mit Liebe poliert und geglättet und eingesetzt.

Götz Müller: Ja, jetzt habe ich ja den Titel Schreibprozesse gewählt, wo wir uns vorher schon ausgetauscht hatten. Und das möchte ich jetzt mal so wortwörtlich nehmen. Und natürlich, wir beide als auch Lean-Menschen, kann man natürlich auch durch die Lean-Brille da drauf gucken, also durch die Prozess- und durch die Lean-Brille. Da könnte man sich jetzt ja vorstellen, ja, das ist eine Form von Wertstrom im Extremfall, wo ich vielleicht verschiedene Produktionsstufen habe.

Andreas Syska: Das ist ein interessanter Ansatz, den habe ich so noch gar nicht gesehen. Also, was die Basis war, natürlich erst einmal die grobe Idee, in welche Richtung es gehen sollte und dann habe ich ein Storyboard aufgebaut. Also das ist auch meine Arbeitsweise, wenn ich nicht einen Roman schreibe, sondern in Firmen unterwegs bin. Und dieses Storyboard, das darf man sich wirklich vorstellen, hat horizontale und vertikale Dimensionen. Ich habe auf einer Zeitachse dargestellt, was wann passieren musste und auf der anderen Achse dann welche handelnden Personen hier eine Rolle spielen und auch welche Technologien ich in welchem Moment vorstelle. Und herausgekommen ist in der Tat ein Zwei-Meter-Plan, Papiere, die vollgeklebt waren mit kleinen selbstklebenden Stickern. Und ich hatte dieses Zielbild vor Augen gehabt. Also ich hatte genau gewusst, was nun passieren wird. Und von daher habe ich natürlich, wenn ich das jetzt in den Lean-Kontext bringen möchte, mit einem Zielzustand gearbeitet. Und das Schöne an dem Zielzustand ist ja, den verlieren Sie nicht aus den Augen, aber der Weg dahin ist sehr, sehr, sehr schlängelig und genauso ist es mir auch gegangen.

Götz Müller: Im Grunde, wo Sie das so erzählen, passt es ja auch zu dem, was wir eben in klassischer Produktion erleben, beziehungsweise wenn wir … wenn wir ein Wertstromdiagramm aufnehmen, dann fangen wir hinten an, arbeiten uns nach vorne vor und finden dann Dinge, die wir vorher nicht gesehen hätten.

Andreas Syska: Und deswegen musste ich teilweise auch das Storyboard anpassen, weil ich gemerkt habe, das war zwar eine erste gute Idee, aber wenn ich es anders mache, ist es noch schlüssiger.

Götz Müller: Jetzt könnte ich mir vorstellen, zumindest das ist das, was ich mal irgendwo, in Anführungszeichen, gelernt habe, und wenn es ganz viele Jahrzehnte zurückgeht und ich da nicht so der Held war, was Aufsätze angeht im Deutschunterricht, man soll also eben so dieses Ziel im Auge haben, einerseits, aber halt auch, für wen schreibe ich denn das. Und auch da sehe ich eine unheimlich hohe Affinität. Ich produziere nicht irgendetwas, ich baue nicht irgendetwas, ich entwickle nicht irgendetwas, wenn ich nicht eine vage Idee davon habe, wer denn der Kunde sein wird und was der davon haben wird, und wenn er es kauft und jetzt in Ihrem Fall, wenn er es liest.

Andreas Syska: Ja, und genau den Gedanken habe ich mir nicht gemacht. Also ich habe gesagt, ich schreibe den erst einmal für mich. Und wenn er gefällt, dann freut mich das. Und wenn er nicht gefällt, dann kann ich es leider auch nicht ändern. Ich habe frühzeitig mit einer Lektorin zusammengearbeitet, die selber aus dem Literaturbetrieb kommt und mich immer wieder gemahnt hat, mir doch klarzumachen, für wen ich diesen Roman schreibe. Und ich habe ihr dann immer gesagt: Ja, für mich alleine. Was sie nicht so richtig verstehen wollte. Ich habe nicht darauf abgehoben, jetzt etwas zu formulieren, was besonders massentauglich ist. Aber ich habe Reaktionen bekommen natürlich von ihr und auch von Ihnen, Herr Müller, vielen Dank nochmal, dass Sie sich die ganze Mühe gemacht haben, und von anderen Personen, die die Manuskriptseiten gelesen haben. Und da konnte ich zumindest wissen oder erkennen, welche Reaktionen ich bei den Personen auslöse. Und dann habe ich entschieden, möchte ich das verstärken oder ist das eine unerwünschte Reaktion, die ich doch nicht haben möchte und habe daraufhin den Roman angepasst. Also in einer späteren Phase kam dann über die Testleserschaft so etwas wie eine Kundensicht hinein. Aber ich habe nicht jede Kundensicht übernommen. Das wäre auch gar nicht möglich gewesen, weil dann wäre es widersprüchlich, es jedem recht machen zu wollen, es wäre ein komischer Brei geworden und das ist er hoffentlich nicht.

Götz Müller: Ja, wobei ich dann nicht notwendigerweise einen absoluten Widerspruch sehe, weil wenn ich mich für eine Nische, in einem Produktkontext für eine Nische entscheide, dann entscheide ich mich halt für die Nische und eventuell bin ich eben erfolgreicher, wenn ich mich auf die Nische konzentriere.

Andreas Syska: Also was ich nicht gemacht habe, ist ein Buch für Fachleute zu schreiben. Das sind natürlich ganz tolle Technologien, die so als Kulisse wirken in dem Roman und auch als Auslöser für Konflikte und für Dramen, aber ich habe sie versucht so zu beschreiben, dass viele Menschen sie verstehen können. Und ich habe jetzt keine Faktenhuberei betrieben, sondern sie auch sofort in den Kontext eines Alltags, auch eines Berufsalltags, versucht zu bringen. Ich wollte schon, dass man diesen Roman versteht, wenn man eben nicht vom Fach ist und das Ganze gut nachvollziehen kann. Und ich denke, und das zeigen mir die Reaktionen derjenigen, die ich schon gelesen haben, das ist so ganz gut gelungen. Also die Technologie, das sage ich als Ingenieur, steht nicht im Vordergrund. Sie ist Mittel zum Zweck, sie ist Auslöser für Dramen, die im Roman geschehen.

Götz Müller: Sie hatten jetzt vorhin, ich bin mir ganz sicher, ob der Begriff Schleife vorkam, zumindest hatte ich mir das im Vorfeld überlegt. Und wenn man jetzt als Lean-Mensch Schleife vor dem geistigen Auge hat, glaube ich, fällt einem relativ schnell der PDCA-Zyklus ein. Und so hatten Sie es ja auch ein Stück weit, zumindest kam es bei mir so an, ausgedrückt, dass durch das Feedback des einen oder anderen Lesers oder auch Ihrer Lektorin halt da auf eine gewisse Weise Veränderungsschleifen stattgefunden haben. Und da nochmal ein bisschen tiefer rein, im Sinne von ganz klassisch im Grunde, was war geplant und jetzt in Ihrem Fall natürlich Wissenschaft erst recht, was war geplant, was war unerwartet? Solche Elemente, könnte ich mir vorstellen, gab es möglicherweise ja zuhauf.

Andreas Syska: Ja, also dieses Storyboard, von dem ich berichtet habe, das war mein Zielbild. Das hatte ich auch wirklich vor Augen gehabt.

Andreas Syska: Und es erinnert so ein bisschen an einen, also wenn wir schon mal bei diesen Lean-Themen sind oder bei verwandten Themen, es erinnert ein bisschen an Scrum. Sie haben eine Vorstellung, wo Sie hinwollen und unterwegs korrigieren Sie permanent, aber ich habe jetzt aus diesem Roman keinen Liebesroman gemacht oder einen Western-Roman oder was auch immer. Das blieb unverändert, was ich damit machen wollte. Aber im Detail habe ich einige Dinge verändern müssen. Und was jetzt herausgekommen ist, sieht in vielen Stellen anders aus, als ich mir vor einigen Jahren vorgestellt habe. Aber es ist deswegen nicht schlechter, sondern eher besser geworden. Und ja, im Sinne von PDCA-Zyklen, es gab dann kleine Schleifen, wie gesagt, über Rückmeldungen der Leser. Und wenn ich jetzt auch ausgelöst durch Ihre Frage mal zurückschaue auf den gesamten Prozess, dann gibt es etwas, was ich jetzt komplett anders machen würde. Also ich habe dieses Storyboard geschrieben und dann habe ich den Roman nicht linear formuliert, sondern ich war mal hier im Kapitel, ich war mal da im Kapitel. Ich wusste ja, was ich hier reinschreiben wollte und was ich in diesem Kapitel auslösen wollte. Das ging eigentlich recht gut. Ich habe mal hinten geschrieben, mal vorne, mal in der Mitte. Und als ich alles zusammengefügt habe und erstmals selber in einem Rutsch gelesen habe, habe ich gemerkt, das passt ja an vielen Stellen gar nicht. Also nicht von der Dramaturgie her. Das war weiterhin logisch mit den gewollten Überraschungen. Aber die Begriffe passten nicht zusammen. Ich habe sehr viele Begriffe erfunden. Ich habe Markennamen für Technologien erfunden. Ich habe Technologien erfunden. Ich habe gesellschaftliche Veränderungen mit Slogans versehen. Es sind an die 50 Begriffe, die ich erfunden habe, und die waren nicht stimmig. Die habe ich dann vor vier Jahren anders geschrieben als vor einem Jahr. Und dann musste ich am Ende noch eine richtige Bereinigung vornehmen und das war sehr mühevoll. Da würde ich heute anders vorgehen und sagen: Wenn du jetzt schon mal einen Begriff erfindest, dann schreibst du dir ein Glossar und genau so verwendest du den Begriff immer, wenn du schreibst. Und wenn du ihn dann änderst aus guten Gründen, dann kannst du diese Änderungen nachvollziehen. Das hätte ein bisschen Arbeit gerade nach hinten heraus gespart.

Götz Müller: Ja, da kommt mir jetzt aber der Gedanke, im Grunde sind das genau Dinge, die man ja in der klassischen Wertstromanalyse auch manchmal erst erkennt, dass halt Teilabschnitte und jetzt hier an der Stelle eher dieser, nicht so sehr der Schreibprozess, sondern eher der vielleicht der kreative Prozess, dass halt verschiedene Elemente nicht zusammenpassen. Dass man im Extremfall vielleicht Systembrüche hat, wie gesagt, hier jetzt eher auf einer Meta-Ebene. Aber auch da sehe ich irgendwie ja durchaus Affinitäten zu dem, was man halt in einem klassischen Unternehmen immer mal wieder sieht.

Andreas Syska: Ja, stimmt. Also Sie regen mich hier zum Nachdenken an, weil ich habe bisher diesen Roman nicht aus der Lean-Perspektive gesehen. Oder auch den Entstehungsprozess. Aber wir haben ja in einer Produktion häufig an den Schnittstellen Probleme, so wie wir Systeme haben zwischen Mensch und Maschine oder wo wir Informationen von einem System ins andere übertragen. Die Systeme an sich funktionieren sehr gut, aber immer die Schnittstellen oder häufig sind es die Schnittstellen, wo es nicht klappt und das habe ich in meinem Roman auch erlebt. Diese Schnittstellen knirschten.

Götz Müller:: Kann man jetzt das so ausdrücken, oder die Frage, die mir durch den Kopf geht, ist, wenn man jetzt Lean-Verständnis hat, passiert einem dann, ganz platt ausgedrückt vielleicht sogar, passiert einem dann sowas trotzdem? Oder ist man da vielleicht einen Tick aufmerksamer als der klassische Autor, klassisch in Anführungszeichen?

Andreas Syska: Also ich habe niemals bewusst mir vorgenommen, diesen Roman nach Lean-Prinzipien zu schreiben. Also jetzt nicht die Lean-Prinzipien dort auftreten zu lassen, sondern meine eigene Arbeit so zu organisieren. Aber das muss ich auch gar nicht, weil ich das ohnehin tue. Ich organisiere mich selber und meine Arbeit nach diesen Prinzipien. Und ich habe darauf geachtet, dass diese Dinge einigermaßen im Fluss waren. Das ist mir nicht immer gelungen, das war mir bewusst, aber ich habe mich darum bemüht, die Dinge möglichst effizient zu machen. Also habe mich bei der Texterstellung Hilfsmittel bedient, also ich habe vieles diktiert und dann transkribieren lassen. Ich habe bei den ersten Entwürfen, habe ich mich um Zeichensetzungen nicht gekümmert, weil ich genau wusste, das kann dann auch das Korrektorat oder ein automatisiertes System machen. Da habe ich also auf Effizienz der Arbeit geachtet und versucht da nicht in Schönheit zu sterben an einigen Ecken. Also insofern, ja, mehr würde mir jetzt aber spontan aus der Lean-Kiste erst einmal nicht einfallen. Aber vielleicht haben Sie ja ein paar Dinge, die hier eine Rolle hätten spielen können.

Götz Müller: Ja, nicht notwendigerweise. Was mir da halt auch durch den Kopf ging, ist, obwohl ich jetzt auch schon ein Buch geschrieben habe, zumindest in einem offiziellen Verlag verlegt, heißt es ja immer so vage, auch wenn ich mir da nie was angeguckt habe, dass es halt dokumentierte, bewährte Schreibprozesse gibt, so ein bisschen à la Blueprint. Keine Ahnung, mir fällt jetzt kein deutscher Begriff an der Stelle ein. Mach das, mach das, mach das nacheinander. So ein bisschen, glaube ich, aber wie ich es bei Ihnen schon auch rausgehört habe, so im Sinne von ein Storyboard, um Dinge, die dann vielleicht in der späteren Phase passieren, da hinführen zu können.

Andreas Syska: Ja, das Storyboard hat sicherlich geholfen und im Nachhinein hätte auch etwas anderes geholfen. Ich bin ja jemand, der in seinem Berufsleben, ich weiß nicht wie viel, 10.000 Seiten zu Papier gebracht habe. Und wenn sie mich fragen, ob ich schreiben kann, würde ich sagen, ja, das ist etwas wie vor Publikum reden. Das ist in Fleisch und Blut übergegangen. Natürlich kann ich schreiben. Und so habe ich dann halt auch begonnen, den Roman zu schreiben. Und festgestellt, auch das waren die Reaktionen der ersten Testleser, dass das so nicht geht, dass meine Sprache, die ich im Roman verwendet habe, obwohl ich es spannend machen wollte, immer noch zu technokratisch und zu dröge, wie wir im Rheinland sagen würden, klingt. Und ich habe im Grunde alles vergessen müssen, was ich über Schreiben weiß. Und das ist ungefähr so, als wenn Sie in eine Produktion gehen, und sagen: Ich bewerte jetzt hier mal nicht, sondern ich schaue mir das an und werde den Teufel tun, zu sagen, ach, ich kenne das Muster und so und so, müssen unsere Maßnahmen aussehen. Also das Beste wäre es gewesen, oder die Empfehlung kann ich auch allen geben, die jetzt ebenfalls Romane schreiben wollen: Vergessen Sie alles, was Sie bisher an Ihrer eigenen Schreibtechnik gemocht haben. Das können Sie da nicht gebrauchen.

Götz Müller: Ja, das ist ja so ein bisschen das Thema, was man beim Verbessern manchmal hat. Hier ist die Lösung, egal wie das Problem aussieht.

Andreas Syska: Ja, so ähnlich. Also ich habe natürlich zu Werkzeugen gegriffen. Das waren meine Schreibweise und das hat, wie gesagt, nicht funktioniert. Und da musste ich halt viel, viel, viel, viel üben. und ich habe auch angeregt durch meine Lektorin, Bücher zum Thema Schreiben gelesen. Natürlich gibt es solche Bücher von Drehbuchautoren, von Romanautoren, die sagen, wie man so etwas macht. Und ich habe von Grund auf lernen müssen, wie man Figuren anlegt. Ich habe von Grund auf lernen müssen, wie man Konflikte anlegt. Also eine Figur anlegen, das machen Schauspieler meines Wissens auch. Die sagen sich: Ich stelle mir diese Figur in allen Einzelheiten vor. Also zum Beispiel, was hätte sie in ihrem Kühlschrank? Was ist da drin? Oder was macht die Person, wenn sie sich mit dem Hammer auf den Daumen haut? Wie reagiert sie? Das sind Dinge, die im Roman gar nicht vorkommen. Aber das Bild von dieser Person ist dann so schlüssig, dass ihr Handeln im Roman ebenfalls schlüssig ist. Sie sagen sich dann selber: Ja, die Person konnte ja jetzt nur so reagieren, also entweder jähzornig oder, weinerlich oder wie auch immer. Das war eine gute Lektion.

Götz Müller: Mhm. Jetzt ging mir noch, und Sie haben es ja auch gerade gesagt im Grunde, Sie haben vorher schon viel, viel, viel geschrieben, jetzt als Hochschuldozent, wissenschaftliche Texte, Vorlesungsskripte. Ich weiß ja, dass Sie eine Website haben, Faszination Produktion, auch Blogbeiträge, eine Videoserie ging mir da durch den Kopf. Wie hat sich das Thema Roman an der Stelle jetzt unterschieden? Sie hatten es schon ein bisschen angedeutet.

Andreas Syska: Es ist eine ganz andere Schreibweise. Es ist eine ganz andere Art, Geschichten aufzubauen. Wobei ich jetzt auch ausgelöst durch Ihre Frage da eine Brücke sehe. Denn vielleicht nicht so sehr durch das, was ich schriftlich mache, sondern das, was ich mündlich mache. Ich darf ja auch immer wieder vor Leuten Keynotes halten. Und es gab eine Phase, die war mitten im Schreibprozess, die ist jetzt ein paar Jahre her, wo ich recht häufig eingeladen worden bin, auch zum Thema Wirtschaft und Industrie der Zukunft Keynotes zu halten. Und dann habe ich mir einfach vorgenommen, Elemente aus dem Roman zu nehmen, und die in meine Keynote einzubauen. Und das gipfelte dann sogar darin, dass ich einmal eine Keynote komplett aus Romanelementen aufgebaut habe. Das ist jetzt nicht die Dramatik, die sich in meinem Roman wiederfindet, aber es war trotzdem eine Geschichte zu erkennen. Und die Reaktion des Publikums hat mich bestärkt, darin genauso weiterzumachen. Also in dem Moment habe ich über meine Keynotes eine Brücke von reinem Wiedergeben von Fachlichem hin zum Belletristik-Autor vorgenommen. Das war eine riskante Geschichte. Ich habe vor mehreren hundert Leuten, ich weiß, einmal vor über tausend Leuten gesprochen. Eine Stunde lang habe ich im Prinzip ein Ein-Personen-Stück aufgeführt und im Nachhinein habe ich mir gesagt: Du bist wahnsinnig, du bist kein Schauspieler. Und tausend, einhundert Leute hätten jetzt aber richtig unzufrieden sein können, aber es hat funktioniert. Ich habe mich sehr gefreut, ich habe Anerkennung bekommen, ähnliche wie von den Testlesern. Das war aber spannend, das war interessant, das war auch verstörend, das war irritierend. Wann gibt es mehr zu dem Thema? Und das freut mich natürlich sehr, wenn Leute fragen: Wann gibt es mehr?

Götz Müller: Mir geht gerade durch den Kopf, es gibt ja durchaus das ein oder andere Fachbuch, auch im Lean-Kontext oder speziell im Lean-Kontext, das in Romanform geschrieben ist. Da fällt mir die Trilogie von dem Ballé ein.

Andreas Syska: Ja.

Götz Müller: Und auch das ein oder mindestens ein Buch im Jeff-Liker-Kontext. Ich glaube, er selber war da nicht Autor, aber irgendwo so aus dem Kontext raus. Und da habe ich, speziell bei dem Ballé, habe ich mitgenommen, dass halt nochmal ein Aspekt mit reingebracht wird. Vielleicht sogar für einen in Anführungszeichen unbedarften Leser, der vielleicht mit Lean gar nichts zu tun hat, der aber plötzlich in das Thema dann viel mehr reingezogen wird, wie wenn man jetzt klassisch ein absolutes Hardcore-Fachbuch dem um die Ohren haut.

Andreas Syska: Auf jeden Fall und ich ergänze da Das Ziel von Goldratt. Ich habe ihn ja auch gelesen und ich fand es sehr, sehr spannend, wie er diese Dinge halt auch in eine Story gepackt hat, die auch in sich schlüssig war. Jetzt, wo ich selber einen Roman geschrieben habe, muss ich sagen, also lehrreich war dieses Buch, aber das sage ich jetzt, obwohl es mir vielleicht gar nicht zusteht, weil ich selber Anfänger bin, aber es hat keine hohe literarische Qualität. In diesem Roman, das ist mir auch beim Schreiben aufgefallen, fehlt etwas. Also was heißt fehlt? Das war nicht die Aufgabe vom Roman, das Ziel, nun Nobelpreisliteratur zu erzeugen. Aber auch hier ausgelöst oder angemahnt durch meine Lektorin, die ich sehr dankbar dafür bin, die Szenerie war teilweise, die Szenerien waren teilweise sehr dürftig beschrieben. Also wenn Sie sich das vor einem Auge vorstellen, sehen Sie häufig Leute in einem kahlen Raum, von dem sie gar nicht wissen, welche Farbe er hat, wie groß der Raum ist. Da ist mir ans Herz gelegt worden, immer diese Szenen sehr ausführlich zu beschreiben und das habe ich gemacht. Es findet natürlich auch einiges in einem Besprechungsraum namens Ballroom statt und den habe ich akribisch beschrieben mit den ganzen Medi-Wänden, die sich automatisch eröffnen mit der Fläche, auf der die Avatare dann erscheinen, wenn sie gerufen werden. Ich habe diese Räume und auch Lokale, also Kneipen und Umgebungen habe ich sehr, sehr detailliert beschrieben. Vor einem geistigen Auge bleiben da keine Fragen offen. Ich habe sogar Gerüche beschrieben, die jetzt die Protagonisten wahrnehmen. Und das ist wieder, Sie haben es eben gerade angesprochen, diese Liebe zum Detail, die sehr, sehr viel Arbeit gemacht hat, aber die diesen Roman auch voll und aus meiner Sicht interessant machen.

Götz Müller: Ja, was Sie jetzt auch mindestens zweimal in meiner Erinnerung erwähnt haben, eben diese frühe Einbindung weiterer Personen. Was glaube ich schon, wenn ich mir jetzt mein eigenes kleines Buch ins Gedächtnis rufe, klar, ich habe da ein Exposé geschrieben und das wurde dann abgenickt und es war relativ klar, wie die Struktur aussieht, weil der Rahmen relativ eng war. Aber im Grunde habe ich das erste Feedback oder das nächste, das zweite Feedback erst bekommen, was fertig war.

Götz Müller: Und da habe ich jetzt bei Ihnen rausgehört, dass das eben auch sehr, ja, ich verwende jetzt mal den Begriff, auch sehr lean war. Also in iterativen Schritten kontinuierlich immer wieder Feedback, sei es der Lektorin oder eben der Testleser, von dem ich ja auch einer war, eingeflossen sind. Und was ich jetzt nach der etwas längeren Vorrede, auf was ich da raus will, ist, jetzt ist ja ein Roman, wenn er dann veröffentlicht wird, dann ist er viel mehr als das reine Schreiben. Natürlich ist das der Kern, so wie man sagt, okay, das sind die wertschöpfenden Elemente, aber ich brauche natürlich auch viele unterstützende Elemente. Und jetzt im Schreibprozess fällt mal ein, Lektorat hatten sie genannt, Korrektorat, Satz, aber dann auch noch so profane Dinge wie einen Verlag suchen, Marketing und alles, was da noch außen rumkommt. Und auch da die Frage, hatte Lean da irgendeine Form von Einfluss oder an der Stelle bewusst doch gar nicht?

Andreas Syska: Also bewusst habe ich diesen Einfluss nicht wahrgenommen, aber ich habe mich auf das konzentriert, was ich machen wollte, nämlich das Schreiben und habe, wie gesagt, viel, viel von Grund auf neu lernen müssen. Und das ist aber ein Teamprozess und die Testleser haben sehr geholfen, das Publikum, welches ich mit meinen Inhalten bei Keynotes konfrontieren durfte, haben geholfen. Die professionelle Hilfe der Lektorin und auch den Prozessen, die sie danach beschrieben haben, der jetzt vor kurzem abgeschlossen ist. Korrektorat, das Buch muss gesetzt werden, ein Cover muss entworfen werden. Das ist übrigens sehr, sehr gut gelungen. Das Cover ist richtig, richtig gut, passt also halt zum Inhalt, wenn ich das mal so unbescheiden sagen darf. Und dann auch der technische Upload in Portalen, das Reservieren einer ISBN, der Titelschutz, den sie beantragen müssen. Das ist unglaublich viel, was da kommt. Und ich bin froh über die Leute, die mir dabei geholfen haben, teils aus Gefälligkeit, teils natürlich auch bezahlt. Das heißt, ich habe nicht mit einem Verlag zusammengearbeitet. Ich habe in letzter Zeit keine guten Erfahrungen mehr mit Verlagen gemacht, auch schon auf der Sachbuchebene. Verlage neigen ganz kräftig dazu, Vorgaben zu machen, auch inhaltlicher Natur, die sie dann zur Bedingung machen, dass man überhaupt in dem Verlag veröffentlichen kann. Manchmal lässt ein Verlag sich auch noch einen Titel einfallen, den sie als Autor gar nicht haben wollen, aber er macht das jetzt halt einfach mal so. Und was Marketing angeht, habe ich als Sachbuchautor keinerlei Unterstützung von Verlagen erleben dürfen. Dann habe ich mir gesagt: Okay, ich gebe meine Freiheit als Autor auf für eine Unterstützung, die ich mir auf dem freien Markt auch einkaufen kann. Ja, das finanzielle Risiko an der Stelle liegt dann bei mir, aber ich habe dann auch die komplette Kontrolle über den Prozess und das war es mir halt wert.

Götz Müller: Ja, ein Punkt, der mir in dem Kontext auch so ein bisschen provokativ vielleicht euch in den Kopf ging, ist jetzt ein, ich nenne es jetzt einfach mal Lean-Mensch, ist jetzt ein Lean-Mensch ein einfacher Autor oder eher ein schwieriger Autor?

Andreas Syska: Oh, wer ist jetzt der Lean-Mensch? Also sagen wir mal so, wir können uns, glaube ich, darauf einigen, damit meinen Sie mich. Und ich bin ein schwieriger Autor. Ich bin erbarmungslos mit mir selber und ich lasse nicht locker, bis diese Textstelle, das gilt auch für meine Arbeit bei Kunden, bis es so ist, dass ich sage, da stehe ich komplett dahinter und das funktioniert jetzt auch so. Also dieses husch, husch, fertig, wohlwissend, dass es nicht gut funktionieren wird, das mache ich nicht. Wohl aber iterative Prozesse. Ich weiß genau, das ist zu 80 Prozent fertig. Das ist noch nicht komplett. Die nächste Schleife kommt noch. Aber ich habe einen sehr hohen Anspruch an mich. Das mache ich auch deshalb, weil wenn ich den nicht hätte, dann dürfte ich keine hohen Ansprüche an andere Menschen haben. und die habe ich nun mal.

Götz Müller: Mhm, ja. Ein Stück weit habe ich mich da an manchen Stellen auch rausgehört und auch andere Menschen, die mit mir zu tun haben, glaube ich, empfinden mich nicht immer als einfach. Also ich kann es definitiv nachvollziehen. Und ich werde bei mir persönlich zumindest den Verdacht nicht los, dass Lean da einen kleinen Einfluss ausübt.

Andreas Syska: Also wenn Sie erst einmal sich selber gegenüber ein harter Kritiker sind, ist da überhaupt nichts gegen einzuwenden.

Götz Müller: Gut, jetzt hatten Sie, so ein bisschen zum Abschluss mit Blick auf die Uhr, Sie hatten an einer Stelle auch angedeutet, dass Sie vielleicht, wenn Sie es nochmal machen würden, Dinge anders machen würden und da möchte ich noch ein bisschen nachbohren, was es gegebenenfalls gewesen wäre, aber eben auch das Warum, was ja auch wieder im Lean-Kontext eine wichtige Frage ist.

Andreas Syska: Also als erstes fällt mir das bereits Erwähnte ein, dass ich zwar weiterhin auf einem Storyboard aufbauen würde, aber diesen Prozess jetzt anders gestalten würde. Vielleicht würde ich den Roman diesmal linear schreiben und nicht Stück für Stück. Und ich würde mich um noch mehr Testleserschaft bemühen in einer ersten Phase, um noch zusätzliche Sichtweisen zu bekommen. Was ich dann daraus mache, ist dann halt meine Geschichte. Und natürlich ist das Gesamte ein Lernprozess, also auch die eben gerade von mir erwähnte Post-Production, die bin ich jetzt erstmalig durchgelaufen, also was einen Roman angeht und weiß jetzt an einigen Ecken, wie ich auch als Autor mit einem externen Dienstleister anders umgehen müsste. Das ist nicht als Drohung zu verstehen, sondern als praktischer Hinweis. Ich weiß zum Beispiel, wo ich dann doch noch gefordert bin zwischen Korrektorat und Buchsatz, womit ich nicht gerechnet habe. All diese Dinge, die würden jetzt in ein nächstes Projekt einfließen als, wie sagt man so schön, als Learning aus dem ersten Projekt. Und damit wird das zweite Projekt, wenn es denn eins gibt, leichter von der Hand gehen, natürlich.

Götz Müller: Ja, das bringt mich dann so ein bisschen auch zu meiner Abschlussfrage. Wenn jetzt jemand zuhört und vielleicht sich so im Stillen zu sich selber sagt, ja, mir geht ja auch schon lang etwas durch den Kopf, aber irgendwie wusste ich nicht, wie ich anfangen soll. Speziell, wenn es vielleicht auch technisch orientierte Menschen sind, die dann in ein ganz anderes Umfeld vielleicht rein wollen. Was wäre Ihr Tipp zum Einstieg in den, ja, und auch da schließt sich die Klammer wieder, in den Schreibprozess?

Andreas Syska: Vollkommen vergessen, was man bisher über Schreiben wusste. Vollkommen unvoreingenommen reingehen in den Prozess. Sich frühzeitig aber klarzumachen, was Romanautorschaft bedeutet. Und sich lösen von der fixen Idee, es muss ein, in Anführungszeichen, renommierter Verlag sein. Das sind Dinge, die ich auf den Weg geben würde. Und einfach sein Ding machen, als fünfte Empfehlung.

Götz Müller: Ja, und das Ergebnis dieser Empfehlungen, ich werde das in den Notizen zur Episode, werde ich geeignete Hinweise einbauen, um es mal so auszudrücken. Und jetzt an der Stelle, ich fand es eine spannende Unterhaltung. Wie gesagt, so für mich ein Stück weit ein Blick hinter die Kulissen, weil ich ja das Ergebnis lesen konnte, aber eben den Prozess dorthin bisher nicht kannte. Deshalb an der Stelle, Herr Syska, vielen Dank für Ihre Zeit.

Andreas Syska: Ja, vielen Dank für Ihre Zeit, Herr Müller.

Götz Müller: Das war die heutige Episode im Gespräch mit Andreas Syska zum Thema Schreibprozesse – ein retrospektiver Gemba Walk. Notizen und Links zur Episode finden Sie auf meiner Website unter dem Stichwort 379.

Wenn Ihnen die Folge gefallen hat, freue ich mich über Ihre Bewertung bei Apple Podcasts. Sie geben damit auch anderen Lean-Interessierten die Chance, den Podcast zu entdecken.

Ich bin Götz Müller und das war Kaizen to go. Vielen Dank fürs Zuhören und Ihr Interesse. Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit bis zur nächsten Episode. Und denken Sie immer daran, bei allem was Sie tun oder lassen, das Leben ist viel zu kurz, um es mit Verschwendung zu verbringen.
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