Komplex bzw. kompliziert sind zwei Begriffe, die im Alltag oft synonym verwendet werden, ähnliche Situationen beschreiben, aber im Grunde doch unterschiedliche Bedeutungen haben, die dann auch Auswirkungen auf den Umgang mit den Situationen haben können.
Komplex
Komplexität ist dann gegeben, wenn sich die Eigenschaften einer Sache oder eines Systems nicht aus den Eigenschaften der Einzelteile oder Systemkomponenten ergeben, bestimmt werden können oder vorhersagen lassen. Die Komplexität entsteht dabei durch Betrachtung der Sache selbst, ein Vergleich mit anderen Sachen ist dazu nicht notwendig. Maximal entsteht die Komplexität in den Augen des Betrachters, d.h. ein und dieselbe Sache ist für einen Betrachter komplex, für einen anderen jedoch nicht, weil er in der Lage ist, die Eigenschaften zu erfassen bzw. vorherzusagen.
Kompliziert
Die Bewertung der Kompliziertheit ist ebenfalls betrachterabhängig. Kompliziertheit entsteht aber nur durch den (impliziten) Vergleich mit nicht komplizierten Dingen. Man spricht dabei auch vom verlorenen Komperativ, d.h. in der Regel wird die Vergleichssache nicht genannt, jedoch stillschweigend ihre Existenz vorausgesetzt, ohne sich über die Sache selbst wirklich Gedanken zu machen.
Beiden Begriffen ist also gemeinsam, dass die Bewertung subjektiv ist, also vom Betrachter und dessen Fähigkeiten oder Erfahrung abhängt. Ebenso haben die Begriffe zwar unterschiedliche lateinischen Wurzeln, die jedoch aus dem gleichen griechischen Wort hervorgehen.
Während die Komplexität typischerweise einen Zustand kennzeichnet, der in den Augen des Betrachters nicht zunehmen, jedoch durch Erkenntnisgewinn abnehmen kann, ist die Kompliziertheit ein Zustand, der sich in beiden Richtungen verändern lässt. Dies wird durch den Vorgang des “Komplizierens” beschrieben, während ein vergleichbarer Vorgang für die Komplexität fehlt.
Der Unterschied zwischen komplex und kompliziert wird noch deutlicher bei den gegenteiligen Begriffen: komplex vs. simpel bzw. kompliziert vs. einfach. Dabei soll aber auch nicht unerwähnt bleiben, dass umgekehrt beim Gegenteil von einfach sowohl kompliziert als auch komplex genannt wird.
So weit erstmal die Unterscheidung der Begriffe. Die viel wichtigere Frage ist allerdings, wie kann eine Reduktion erreicht werden, sowohl in der Komplexität als auch der Kompliziertheit. Die Antworten auf diese Fragen sind in der Begriffsdefinition bereits enthalten.
Ein Weg dabei ist der Erkenntniszuwachs des Betrachters, wodurch eine implizite Reduktion erreicht wird. Dieser Erkenntniszuwachs kann beispielsweise durch gemeinsame Visualisierung der Abläufe erzielt werden. Oft ist es auch so, dass sich durch die Visualisierung erste Veränderungsmöglichkeiten ergeben, um Prozessschritte einfacher, d.h. weniger kompliziert zu gestalten oder die Komplexität durch Entfernung von Schnittstellen zu reduzieren.
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