Warum wir zurück in die Steinzeit müssen

Steinzeit

Eine Sache, die für erfolgreiches Lean Management eine zentrale Bedeutung hat, ist der One-Piece-Flow, der auch in den Lean Prinzipien verankert ist.

In diesem Artikel finden Sie einige Gedanken dazu und die Auflösung der Frage, was die Steinzeit damit zu tun hat.

Dem One-Piece-Flow steht praktisch immer die Tendenz gegenüber, zu vermeintlichen Optimierungszwecken aus der Sicht des Produzenten bzw. seiner Produktionsabteilung möglichst große Lose zu kreieren und dazu Aufträge zusammenzufassen.

Nicht selten werden die Käufer bzw. deren Einkaufsabteilung sogar noch mit günstigeren Preisen geködert, um selbst schon diese Zusammenfassung zu vollziehen. Oft sprechen über diesen Punkt dann zwei Bereiche, die die entstehenden Auswirkungen gar nicht auf dem Radar des Bewusstseins haben (der Einkauf seitens des Kunden und der Vertrieb seitens des Herstellers).

Für den Hersteller bzw. dessen Produktion entsteht dadurch eine Intransparenz über die wirkliche zeitliche Verteilung des Bedarfs und er wird der Möglichkeit beraubt, durch kleine Losgrößen eine flexible Fertigung aufzubauen, die schnell, das heißt mit geringer Durchlaufzeit, auf neue Kundenanforderungen bzw. -bestellungen reagieren kannn.

Und wie schon oben erwähnt, tendiert die Produktion selbst auch dazu die Losgrößen zu vergrößern, weil dadurch vermeintlich Kosten bei den Rüstvorgängen gespart werden.

Im Grund kommt es hier also zu sich selbst verstärkenden Effekten und Teufelskreisen, die meist zu stark betriebswirtschaftlich orientierten Kennzahlen und einem prägenden Kontext führen, statt den echten Kundennutzen und die Kundenbedürfnisse im Auge zu haben.

„Mit dem Computer gelingt technisch perfekt die Rückkehr in die Steinzeit. Ganz gleich, wohin online die Wege führen, mehr Stolpersteine gab's auch damals nicht.“

– Karlheinz Karius

Nach diesen Vorbemerkungen werden Sie vermutlich langsam ungeduldig und wollen wissen, was es jetzt mit der Steinzeit auf sich hat und warum wir dorthin zurück müssen.

Der Gedanke, der dem zugrundeliegt, bezieht sich auf die vermutliche Entstehung der ersten Ansätze, einzelne Produktionsaufträge zu größeren Losen zusammenzufassen. Diese Ansätze beruhen in meinen Augen in der entstehenden Arbeitsteilung der frühen Wildbeuter. Da war vielleicht jemand nicht (mehr) gut zu Fuß, konnte aber geschickt mit den Händen aus Steinen erste primitive Werkzeuge und Waffen herstellen. Dafür wurde er von seiner Sippe mit Fleisch von den erlegten Wildtieren belohnt.

Um diese wiederum besser mit geeigneten Jagdwaffen auszustatten, ist die erste Konzentration auf ähnliche Arbeitsschritte bei der Sammlung geeigneter Steine und deren anschließender Bearbeitung die logische Folge.

Anders kann ich es mir nicht erklären, dass in unterschiedlichen Szenarien Menschen unterschiedlichster Professionen (und da nehme ich mich selbst auch nicht aus), immer wieder dazu tendieren, ähnliche Arbeitsschritte an verschiedenen Produkten oder Halbfertigfabrikaten zusammenzufassen. Das können Situation im privaten Kontext oder Haushaltskontext sein, ebenso wie im betrieblichen Kontext, sei es in der klassischen Produktion aber auch in unterschiedlichen Büro.

Immer wieder habe ich den Eindruck, dass Batching tief im genetischen Code der Menschen verankert ist. Das kann dann so weit führen, dass es stattfindet, obwohl erst ganz kurz vorher darum gebeten wurde, es zu vermeiden.

Um dieses Problem bzw. es den Menschen an der Wurzel „auszutreiben“, vermute ich, müsste man wirklich zeitlich zurück in die Steinzeit reisen, um die grundsätzliche Vermeidung dort schon anzulegen und den Menschen zu vermitteln, dass der One-Piece-Flow aus Kundensicht unbestreitbare Vorteile hat.

Frage: Welche Angewohnheiten begegnen Ihnen immer wieder, die gegen die Lean Prinzipien verstoßen? Welche Ursachen für diese Gewohnheiten können Sie sich vorstellen? Wie könnte eine Veränderung initiiert werden?

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