KVP – eine Frage der Konjunktur?

Konjunktur

Die Frage nach der geeigneten Konjunk­turlage für den Konti­nuier­lichen Ver­besse­rungs­prozess wird immer wieder gestellt. Die Antwor­ten auf diese Frage darauf gleichen sich oft, von drei möglichen Ant­worten (die sinn­lose Antwort, dass KVP unab­hängig von der Konjunktur unnötig sei, mal ausge­nommen) sind zwei aber falsch oder zumin­dest nicht hilf­reich für die Entwick­lung eines Unter­nehmens. Welche zwei Antwor­ten das sind, warum sie falsch sind und welches die richtige Antwort ist, erläutere ich in diesem Artikel.

Etwas präziser ausge­drückt, geht also darum, bei welcher Konjunk­tur Aktivi­täten im KVP nötig oder unnötig sind. Um Missver­ständ­nissen gleich zu Beginn entge­genzu­wirken, so etwas wie gute oder schlechte Konjunktur gibt es in meinen Augen nicht wirk­lich. Ein einzel­nes Unter­nehmen kann sich in einer positiven wirt­schaft­lichen Lage befinden oder eben in einer schlechten. Bei jeder konjunk­turellen Lage gibt es Unter­nehmen, deren wirt­schaft­liche Situa­tion entge­gen dem gesamt­wirt­schaft­lichen Durch­schnitt oder einer einzel­nen Branche läuft – in beiden Rich­tungen. Bleiben wir aber ein­fach bei dem Begriff Konjunk­tur.

„Die Wirtschaftskrise führt im Geschäftsleben auch modisch zu Konsequenzen. Man trägt wieder Wertschöpfungskette.“

– KarlHeinz Karius

Gute Konjunktur – kein KVP nötig

Eine Aussage, die mir in dieser Situa­tion immer wieder begegnet, lautet: “Wir haben so viele Auf­träge, wir können uns nicht auch noch um unsere Pro­zesse kümmern.” Wenn ein Unter­nehmen in Zeiten hohen Auftrags­eingangs nicht an den Prozessen arbeitet, können ganz leicht folgende Effekte eintreten.

  • Die Aufträge können nicht mehr korrekt abgewickelt werden. Es kommt zu Verzö­gerungen und/oder Rück­gängen in der Leistungs­qualität. Kunden werden unzu­frieden und wechseln unter Um­ständen sogar zu Wett­bewerbern. In vielen Fällen sind diese Kunden dann für das Unter­nehmen verloren. Sie werden kaum aus eigenem Antrieb zurück­kehren, wenn die Auftrags­lage des früheren Liefe­ranten zurückgeht.
  • Um die Aufträge abwickeln zu können, werden Über­stunden gefahren. Dadurch kann eine negative Routine entstehen, die zur dauer­haften Über­lastung der Mitar­beiter führt. Diese Über­lastung kann dann in einer höheren Fluk­tuation resul­tieren, was wiede­rum die Situa­tion verschärft, weil weniger Arbeits­kräfte im Unter­nehmen zur Verfügung stehen.
  • Durch die hohe Arbeits­belastung kann es zu vermehr­ten Aus­fällen durch Krank­heit oder Arbeits­unfälle kommen. Hier gelten dann die gleichen nega­tiven Sekundär­folgen wie oben.
„Wo die Wirtschaft wächst, ist sie im Wandel begriffen, wo sie schrumpft, wird sie zum Wandel gezwungen.“

– Hans-Jürgen Quadbeck-Seeger

Die einzige sinn­volle Reaktion in Zeiten hoher Aus­lastung kann demnach nur sein, speziell dann für mehr Effi­zienz in den Prozessen und damit höherer Produk­tivität zu sorgen. Das auf Eis legen des KVP verschenkt das Poten­zial des hohen Auftrags­eingang und provo­ziert gleich­zeitig den Rück­gang der Auf­träge, welche in wirt­schaft­lich schlech­teren Zeiten wieder fehlen und diese ver­stärken. Der Artikel im MaschinenMarkt diskutiert unter diesem die aktuelle Situation in mittelständischen Unternehmen der DACH-Region.

Schlechte Konjunktur – kein KVP möglich

Auch in Zeiten einer schlech­ten Auf­trags­lage begegnet mir immer wieder die Aus­sage, dass dann kein KVP möglich sei, weil man es sich nicht leisten kann. Natürlich ist es wichtig, die Zahlungs­fähigkeit des Unter­nehmens nicht aufs Spiel zu setzen. Der Haupt­einfluss darauf kann aber in Zeiten ein guten wirt­schaft­lichen Lage durch geeignete Rück­lagen genom­men werden. Darüber hinaus gibt es auch Förder­möglich­keiten, die auch oder gerade in Zeiten wirt­schaft­licher Herausforde­rungen in Anspruch genom­men werden können. Dann kann das Mehr an verfüg­barer Zeit bei niedrigem Auftrags­eingang genutzt werden, um die Pro­zesse für die Zukunft fit zu machen und gerade in dieser Zeit die Routine aufzu­bauen, die in Verände­rungs­prozessen (die ständig ablaufen) notwendig ist. Die Ver­besse­rungs-Kata ist dazu eine gute Mög­lich­keit, den Konti­nuier­lichen Ver­besse­rungs­prozess tief in der Unter­nehmens­kultur zu verankern.

„Business in schweren Zeiten ist wie Fußballspielen auf tiefem Boden: die wirklich Guten werden bei diesen Platzverhältnissen noch besser, denn sie wissen, daß sie sich jetzt besonders konzentrieren müssen.“

– KarlHeinz Karius

Ein oft beschrit­tener Weg, die Kosten­situa­tion bei niedri­gem Auf­trags­eingang zu ver­bessern, ist die Verringe­rung der Beleg­schaft und/oder Kurz­arbeit. Speziell wenn erste­res passiert, birgt dies die große Gefahr, dass in besse­ren Zeit dann die not­wen­digen Mitar­beiter nicht mehr zur Verfü­gung stehen. Was dann die Folge fehlen­der Prozess­ver­besse­rungen ist, habe ich schon oben beschrie­ben.

Es sollte jetzt keine Über­raschung mehr sein, dass in meinen Augen die einzig rich­tige Antwort auf die Ver­knüpfung von Konjunktur und KVP die ist, dass es diese Ver­knüpfung nicht gibt. Das heißt, das Bestre­bung, Pro­zesse zu ver­bessern, ist immer nötig. Wie es in Zeiten schlech­terer wirt­schaft­licher Lage ermög­licht werden kann, ist also keine Frage des „OB“ sondern nur des „WIE“. Diese ganz andere Frage verschwen­det keine Energie auf die Defi­nition der Richtung (des Zielzu­stands), sondern fokus­siert alle Kräfte auf den Weg und mög­liche Hinder­nisse (wenn diese nicht auftre­ten sollten oder abseh­bar sind, sollte schon das zu Denken geben).

Frage: Wie wird in Ihrem Unter­nehmen mit dem KVP in Zeiten unter­schied­lichen wirt­schaft­lichen Erfolgs umge­gangen? Wo bestimmen Hinder­nisse das Ziel, wo bestimmen sie den Weg?

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