KVP – eine Frage der Bedrohung

Bedrohung

Wenn wir über den KVP reden, denken wir in der Regel an kleine Verände­rungen und Verbesse­rungen eines Ist-Zustands. Man könnte schon fast von einer Königs­disziplin sprechen, wenn sich diese Verbesse­rungen an einem ange­strebten Ziel-Zustand orien­tieren, der in Rich­tung einer Vision liegt. Ebenso vorteil­haft ist es, wenn sich diese äußere Vision am Kunden­nutzen ausrichtet. In der Regel ist dieser Kunden­nutzen ziem­lich stabil, weil und wenn er sich an den Bedürf­nissen der Kunden orientiert.

Was passiert aber, wenn äußere Einflüsse auf diesen Kunden­nutzen einwirken und in der Folge eine Bedrohung für Unter­nehmen darstellen? In vielen Fällen können diese Verände­rungen erst im Rück­blick verstanden und beur­teilt werden. Oft es dann aber zu spät, wenn dieser Punkt erreicht und eine Beur­teilung mög­lich ist. Das kann der sprich­wört­liche Teich sein, in dem die Seerosen die bedeckte Fläche täglich verdoppeln. Am Vortag der kompletten Bedeckung der Wasser­ober­fläche ist es erst die Hälfte. Wenn man jetzt Teil des Systems Teich ist und nur einen einge­schränkten Überblick über die Situa­tion hat, wird man diesen Zustand mit großer Wahr­schein­lich­keit gar nicht erkennen.

Einen vergleich­baren Eindruck hatte ich vor einiger Zeit bei den Kommen­taren zu einer Presse­mitteilung, in der es um einen Fast-Food-Liefer­dienst ging. Bei vielen Kommen­taren war es die Quin­tessenz, dass das doch ziemlich unsinnig sein und kein Mensch so etwas brauchen würde. Mir geht es jetzt nicht darum, ob der Bedarf wirk­lich existiert, ob Fast Food gesund ist, oder das Ansinnen insgesamt eigent­lich verboten gehört (was durchaus auch geäußerte Meinungen waren). Ich finde es vielmehr spannend, wie sehr hier eine Art von Vogel-Strauß-Technik eingesetzt und auf dem Prinzip Hoff­nung gebaut wird, auch dieser Kelch wird doch an uns vorüber­gehen.

„The pessimist sees difficulty in every opportunity. The optimist sees the opportunity in every difficulty. / I am an optimist. It does not seem too much use being anything else.“

– Winston Churchill

Einen kleinen Eindruck dieser Reak­tionen lässt sich in den Kommen­taren zu diesem Spiegel-Artikel nachlesen (ca. zwei Monate älter als mein Blog-Beitrag). Selbst schon da verkennen manche die Realität oder machen den Fehler aus zurück­liegenden Ereig­nissen auf die Zukunft zu schließen.

Nach dieser langen Vorrede fragen Sie sich jetzt vielleicht, was das mit dem KVP zu tun hat. Meines Erach­tens gehört es zur konti­nuier­lichen Verbes­serung dazu, Was-wäre-wenn-Szenarien aufzu­stellen und aus der Analyse entspre­chende Maß­nahmen abzuleiten. Bei bekannten Entwick­lungen (im Rahmen von Verbesse­rungen) wird dazu die Fehler-Möglich­keits-Einfluss-Analyse (FMEA) genutzt. Warum sollte es nicht möglich sein, einen Schritt weiter­zugehen und vergleichbare Frage­stellungen (Was kann passieren? Was sind die Folgen? Wie kann ich es erkennen? Wie kann ich es vermeiden?) auch für (teilweise) unbe­kannte Szenarien einzu­setzen.

Mit Sicherheit ist es sinnvoll, durch Betrach­tung vergangener Entwick­lungen diese auf die Zukunft abzu­bilden. Sei es den Wandel in Land­wirtschaft und Vieh­zucht, im Transport­wesen, in der Tele­kommuni­kation oder in jüngster Zeit die Kombination aus Computern und drahtloser Kommuni­kations­technik oder die Robotik, wie in o.g. Artikel angeführt wird.

Darüber hinaus können auch die wirt­schaft­lichen und gesell­schaft­lichen Auswir­kungen der genannten Entwick­lungen beobachtet und auf zukünftige Verände­rungen über­tragen werden. Das mag sich jetzt erstmal wie ein Wider­spruch zu meiner obigen Aussage anhören, dass man aus zurück­liegenden Ereig­nissen nicht auf die Zukunft schließen kann. Diese direkte Schluss­folgerung ist natürlich nicht möglich. Wir können aber aus der Bewäl­tigung zurück­liegender Verände­rungen auf den Umgang mit zukünf­tigen Situa­tionen schließen und auf jeden Fall daraus lernen. Natürlich lässt sich für jede positive Entwicklung auch ein negatives Gegen­beispiel finden. Persönlich liegt mir die oben zitierte Ein­stellung von Winston Churchill aber deut­lich näher.

Entscheidend ist es auf jeden Fall, die von den Verände­rungen und Entwick­lungen betrof­fenen Menschen auf dem Weg mit- und ihre Sorgen ernst­zunehmen. Wie dies auch ablaufen kann, beschreibt John Kotter in seinem Buch „Das Pinguin-Prinzip“ anhand einer Geschichte aus der Tierwelt.

Bei allen Heraus­forde­rungen, denen betroffene Men­schen unter­worfen sind, bietet der Rück­blick auf vergangene Entwick­lungen auch die Erkenntnis, dass Verände­rungen bewältigt werden können, auch wenn das für den einzelnen Betrof­fenen in der spezi­fischen Situa­tion unter Umständen ein schwacher Trost ist.

Frage: Wie gehen Sie mit äußeren Entwick­lungen und resultie­renden Bedro­hungen Ihres Unter­nehmens um? Wie beziehen Sie die Menschen in die Verände­rungen mit ein?

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