Lasst Nudeln sprechen

Wenn Sie sich fragen, was will er denn jetzt mit Nudeln, habe ich mein erstes Ziel schon erreicht, nämlich Aufmerksamkeit bekommen ;-)

Nun aber mal ernsthaft. Wie Sie vielleicht mittlerweile festgestellt haben, macht Lean Management immer mal wieder Anleihen bei ganz normalen, alltäglichen Dingen (und manchmal konstruiere ich diese Anleihen ganz bewusst). Beim letzten Mal war es der Milk-run, dieses Mal sind es Nudeln, genau genommen Spaghetti.

Warum Spaghetti? Nun, was ist eine Eigenschaft von Spaghetti? Sie sind miteinander verschlungen, es ist kein Anfang, kein Ende und keine Struktur erkennbar. Ähnliches ist oft der Fall, wenn die Logistikwege visualisiert werden. Es ist kein Anfang, kein Ende und keine Struktur erkennbar. Was liegt da näher, wenn diese Visualisierung folgerichtig Spaghetti-Diagramm genannt wird. Im folgenden Bild finden Sie ein Beispiel.

spaghetti

Das Gemeine an diesen Situationen ist, dass der Betroffene als Teil des Systems diese verschlungenen Bewegungsabläufe als solche oft gar nicht wahrnimmt bzw. wahrnehmen kann. Spaghetti-Diagramme entstehen durch die Beobachtung eines Systems von außen. Es können dabei nicht nur reine Bewegungen von Menschen aufgezeichnet werden, sondern auch die verschlungenen Wege, die Informationen, Unterlagen, Akten u.ä. in Unternehmen nehmen. In vielen Fällen entsteht erst durch die Visualisierung der Bewegungswege Klarheit über deren verschlungenes Wesen. Erst diese Erkenntnis ist typischerweise der Anlass und Auslöser für Veränderungen und Verbesserungen.

Eine Möglichkeit, mehr Ruhe und Struktur in die Bewegungsabläufe zu bekommen, ist der im letzten Artikel beschriebene Milk-run. Ähnlich wie beim Spaghetti-Essen sieht die Lösung des Dilemmas der “Verwirrung” nun nicht so aus, dass man irgendwie den Anfang sucht, sondern man greift zu Hilfsmitteln in Form von Besteck oder man – wenn man Alexander heißt – greift zum Schwert, um den gordischen Knoten zu zerschlagen.

So ist auch das Spaghetti-Diagramm nur ein Visualisierungshilfmittel, aber nicht das Werkzeug, um eine Entwirrung zu erreichen. Es zeigt zwar Stationen auf, die besonders oft angelaufen werden und die zugehörigen Wege. Ein wirklicher Durchbruch in der Optimierung der Verhältnisse wird jedoch nur erreicht, wenn nicht nur kosmetische Veränderungen an der Oberfläche vorgenommen, sondern tiefgreifendere Veränderungen an der Wurzel angegangen werden. Dies können bspw. Umgestaltungen in der räumlichen Anordnung eines Fertigungsbereichs sein, d.h. in der Platzierung der einzelnen Arbeitsplätze. Wenn es sich um den Informationsfluss dreht, sind typischerweise Veränderungen in den Abläufen und Verantwortlichkeiten notwendig.

Frage: Welche Verwirrung haben Sie schon unbewusst in den Bewegungsabläufen in Ihrem Unternehmen wahrgenommen? Welche verschlungenen Wege nehmen Informationen in Ihrem Unternehmen? Wo gehen auf diesen Wegen immer wieder Informationen verloren oder sind unnötig lange unterwegs?

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