Ein häufiger Fehler ist der blinde Aktionismus: Unternehmen stehen unter einem massiven Ergebnisdruck, angetrieben von wachsenden Kundenanforderungen, Kostenzielen und steigender Konkurrenz. Verantwortliche Entscheider fühlen sich häufig gezwungen, schnell sichtbare Maßnahmen zu ergreifen, um Handlungsfähigkeit zu demonstrieren. Doch Digitalisierung und Automatisierung ohne eine gründliche Prozessanalyse bergen Risiken. Sie können bestehende Probleme nicht nur verschleiern, sondern sogar verstärken.
Ein Beispiel aus der Praxis ist der Einsatz von Robotik in Produktionsumgebungen. Automatisierte Produktionsstraßen können die Effizienz auf dem Papier steigern. Doch was passiert, wenn die vorgelagerten Prozesse nicht optimiert wurden? Lieferengpässe oder Fehler bei der Planung führen dazu, dass die hochmodernen Maschinen stillstehen – eine teure Investition, die nicht genutzt wird. Ein anderes Beispiel aus der Logistik: Der Einsatz von automatisierten Lagersystemen kann schnell zur Frustration führen, wenn die zugrunde liegende Bestandsplanung fehlerhaft bleibt und Kunden dennoch auf ihre Lieferungen warten.
– Bill Gates
Diese Scheinlösungen entstehen oft aus einem Missverständnis heraus: Technologie wird als Ersatz für solides Prozessdenken betrachtet, anstatt als dessen Ergänzung. Digitale Werkzeuge sind mächtig, aber nur, wenn sie auf stabilen Prozessen und klaren Arbeitsweisen aufbauen.
Während meiner Überlegungen zu diesem Thema wurde mir klar, wie stark der Druck auf die Verantwortlichen in Unternehmen ist. Entscheider, die für diese Maßnahmen verantwortlich gemacht werden, sitzen oft zwischen den Stühlen: Sie müssen schnelle Ergebnisse liefern, ohne gleichzeitig die nötige Zeit oder die Ressourcen zu haben, um die Grundlagen zu verbessern. Es entsteht eine paradoxe Situation, in der Investitionen in die Zukunft gleichzeitig Stillstand verursachen können.
Wie können Unternehmen diesem Dilemma entkommen? Zunächst gilt es, Digitalisierung und Automatisierung als Werkzeugkasten zu verstehen, nicht als Ziel. Jeder technologische Fortschritt sollte von einer kritischen Frage begleitet werden: Welches Problem lösen wir wirklich? Diese Frage zwingt dazu, den Blick zuerst auf die eigenen Prozesse zu richten. Eine Wertstromanalyse beispielsweise kann dabei helfen, Engpässe und Ineffizienzen aufzudecken, bevor neue Technologien eingeführt werden.
Ein weiterer Punkt ist die Einbindung der Mitarbeitenden. Technologie sollte nicht dazu führen, dass die Belegschaft überfordert oder entmündigt wird. Im Gegenteil: Schulungen und Kommunikation sind entscheidend, um die Akzeptanz und das Verständnis für die Veränderungen zu fördern. Besonders in Produktions- und Logistikunternehmen, wo viele operative Mitarbeiter tätig sind, kann eine fehlende Integration schnell zu Widerständen führen.
Die Verbindung zwischen Prozessen, der mitwirkenden Technologie und vor allem der beteiligten wie auch betroffenen Menschen ist grundsätzlich komplexer Natur. In der Regel werden mechanistische Ansätze, die der Digitalisierung und Automatisierung zugrundeliegen, diesem Umstand nicht gerecht.
Frage: Welche Probleme sollen Digitalisierung und Automatisierung in Ihrem Verantwortungsbereich lösen? Welche Rolle spielt der Kundennutzen dabei? Wie verändert sich damit Ihr Geschäftsmodell und ggf. das Ihrer Kunden?
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