Eine solche Disruption lauert in der bevorstehenden Welle von Expertenruheständen. Die Baby-Boomer-Generation, jahrzehntelang das Rückgrat vieler Unternehmen, tritt nach und nach aus dem Berufsleben aus. Auf den ersten Blick scheint dies ein langsamer, natürlicher Prozess zu sein, fast wie das gemächliche Wachsen der Seerosen. Doch in Wirklichkeit erreicht auch diese Entwicklung einen Punkt, an dem die Auswirkungen unaufhaltsam und tiefgreifend sind.
Diese Form der Disruption unterscheidet sich von der Einführung neuer Technologien oder innovativer Geschäftsmodelle. Sie ist nicht laut und augenscheinlich, sondern leise und subtil. Aber die Konsequenzen können ähnlich drastisch sein. Fachkräftemangel ist seit Jahren ein beherrschendes Thema, doch was, wenn das wahre Problem nicht allein die Quantität der Fachkräfte betrifft, sondern die Qualität und Tiefe des Wissens? Was, wenn wir gerade Zeuge einer systematischen Erosion von Erfahrungswissen werden, ohne es rechtzeitig zu erkennen?
In vielen Unternehmen wird Wissen oft erst als Problem erkannt, wenn es fehlt. Wir sehen die Lücken, die scheidende Mitarbeiter hinterlassen, aber selten fragen wir uns, wie sie gefüllt werden können, bevor sie entstehen. Hierbei geht es nicht nur um technische oder methodische Expertise, sondern auch um das schwer greifbare Erfahrungswissen, das in langjähriger Praxis gewachsen ist. Solches Wissen lebt nicht allein in Dokumenten, sondern in Gesprächen, Entscheidungen und einer tiefen Intuition für Zusammenhänge.
– Albert Einstein
Der Ruhestand von Experten betrifft uns nicht nur in Schlüsselbereichen wie Technik oder Produktion, sondern auch in der Führung. Viele Baby Boomer haben in ihrer Karriere nicht nur Fachwissen aufgebaut, sondern auch Netzwerke, Kultur und ungeschriebene Regeln eines Unternehmens mitgeprägt. Dieser Übergang kann, wenn er unvorbereitet kommt, eine Organisation destabilisieren – ähnlich wie die letzte Verdopplung der Seerosen den Teich zum Überlaufen bringt.
Wie können wir dieser Entwicklung begegnen? Ein bewährter Ansatz ist, Wissen nicht dem Zufall zu überlassen, sondern aktiv und strukturiert weiterzugeben. Hier setzt Training Within Industry (TWI) an. Insbesondere die Job Instructions ermöglichen es, Kernaufgaben so zu vermitteln, dass sie sicher und nachhaltig ausgeführt werden können. Doch um der Tiefe des Problems gerecht zu werden, braucht es mehr als das. Eine Erweiterung wie Job Transfer Trainings könnte das implizite Wissen erfahrener Mitarbeiter systematisch greifbar und übertragbar machen. Es geht darum, nicht nur Aufgaben zu erklären, sondern Denkweisen und Entscheidungsgrundlagen zu teilen.
Das erfordert ein Umdenken. Es genügt nicht, neue Mitarbeiter einzuarbeiten oder Dokumentationen zu erstellen. Der Wissenstransfer muss ein aktiver, integraler Bestandteil der Unternehmenskultur werden – ein Prozess, der sich nicht auf den letzten Monat vor einem Ruhestand beschränkt, sondern Jahre zuvor beginnt. Denn letztlich ist es nicht nur eine Frage des Wissensverlustes. Es ist eine Frage, wie wir als Organisationen die nächste Generation befähigen, auf den Schultern der vorherigen zu stehen und sie nicht erst aus dem Sumpf zu ziehen.
Wenn Sie wissen möchten, wie Training Within Industry in Ihrem Verantwortungsbereich genutzt werden kann, nehmen Sie gerne Kontakt mit mir über dieses Formular auf oder greifen Sie einfach zum Telefon und rufen Sie mich unter 0171-7342717 an.
Falls die Umstände für Sie aktuell eine Kontaktaufnahme verhindern, legen Sie sich doch eine Wiedervorlage an.
Frage: Wie sehen Sie die Rolle Ihrer erfahrenen Mitarbeiter im Übergang in eine neue Generation? Welche Strukturen fördern oder behindern den gezielten Wissenstransfer in Ihrem Unternehmen? Und wie könnten Sie sicherstellen, dass sich Ihr Unternehmen nicht selbst auf die letzte Verdopplung des Seerosenteichs verlässt?
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