Kann man mit Lean Erfahrungen machen?

Erfahrungen

Der Impuls zu diesem Artikel ist aus einem LinkedIn-Posting der vergangenen Woche, in dem die Aussage gemacht wurde, dass die meisten Produktionsunternehmen in Deutschland wohl schon Erfahrungen mit Lean gemacht haben, das aber möglicherweise keine guten waren. Diese Aussage hat bei mir das Bild einer Busreise ausgelöst, nach der Reisende nach der Rückkehr von den Nachbarn gefragt wurden, wie die Reise so war und die Antwort in Richtung „war ganz ok“ ausfiel.

„Erfahrungen gemacht haben“ drückt für mich eine ziemlich passive Verhaltensweise aus, eben wie bei besagter Busreise, bei der man die meiste Zeit aus dem Fenster schaut und die Landschaft an sich vorbeiziehen sieht. Wenn dann mal ein längerer Stop eingelegt wird, rennt man vielleicht in einer Stadt hinter dem Reiseleiter her, bekommt im Schnelldurchlauf die wichtigsten Sehenswürdigkeiten gezeigt, kann ein paar Happen schnappen, bevor es zurück auf die Straße geht.

Irgendwie werde ich den Verdacht nicht los, dass in vielen Unternehmen auch die Lean-Reise einer vergleichbaren Ausprägung folgt.

Es entsteht ein Gefühl von unterwegs sein, ohne wirklich einzutauchen. Die Umgebung verändert sich, aber der innere Kompass bleibt unberührt. Genau an diesem Punkt beginnt die eigentliche Herausforderung. Lean entfaltet seine Kraft erst dann, wenn die Reise nicht mehr von außen betrachtet, sondern von innen gestaltet wird. Statt eines stillen Mitfahrens braucht es die bewusste Entscheidung, den eigenen Platz im Geschehen einzunehmen und selbst Teil der Bewegung zu werden.

„Das Leben ist eine Reise, kein Ziel.“

– Ralph Waldo Emerson

Sobald diese Haltung entsteht, verändert sich die Dynamik. Der Weg wirkt nicht mehr vorgegeben, sondern formbar. Die Lean-Reise bekommt Anklänge eines Abenteuerurlaubs, der nicht nur Abwechslung verspricht, sondern auch Ungewissheit mit sich bringt. Diese Ungewissheit ist kein Makel, sondern der Raum, in dem Entwicklung stattfindet. Jede Person im Unternehmen trägt ein Stück dazu bei, wie sich dieser Weg anfühlt, welche Abzweigungen gewählt und welche Etappen vertieft werden. Das macht die Reise anspruchsvoll, aber eben auch lebendig.

Mit der Zeit wird spürbar, dass Lean nicht als Projekt funktioniert, das irgendwann abgeschlossen werden könnte. Es erinnert eher an eine langfristige Expedition, die immer wieder neue Perspektiven eröffnet. Die Erkenntnisse aus einer Etappe bilden die Grundlage für die nächste. Die Fragen, die unterwegs auftauchen, werden nicht einfach abgearbeitet, sondern dienen als Wegmarken, die Orientierung geben. In diesem fortlaufenden Prozess entsteht eine Art kollektives Lernen, das nicht nur Prozesse verändert, sondern auch das gemeinsame Verständnis von Verantwortung.

Gerade deshalb braucht Lean Menschen, die bereit sind, sich einzubringen, und zwar auf allen Ebenen. Es geht darum, die eigene Rolle im Gesamtbild zu erkennen, ohne dabei die anderen aus dem Blick zu verlieren. Wenn viele kleine Beiträge zusammenkommen, entsteht eine Reise, die sich für alle lohnt. Nicht, weil sie bequem wäre, sondern weil sie Bedeutung schafft. Wer einmal erlebt hat, wie sich dieser aktive Modus anfühlt, möchte meist nicht mehr in den Bus zurück, aus dessen Fenstern man nur zuschauen kann.

Wenn Sie wissen möchten, wie Lean die Form einer Expedition annimmt statt einer passiven Busreise, nehmen Sie gerne Kontakt mit mir über dieses Formular auf oder greifen Sie einfach zum Telefon und rufen Sie mich unter 0171-7342717 an.

Falls die Umstände für Sie aktuell eine Kontaktaufnahme verhindern, legen Sie sich doch eine Wiedervorlage an.

Frage: Wie bewusst wird in Ihrem Verantwortungsbereich entschieden, was wirklich gelernt werden soll? Wie sichtbar ist der Unterschied zwischen passivem Erleben und aktivem Gestalten? Wie würde sich Ihre Organisation verändern, wenn aktives Lernen zur täglichen Routine wird?

Sie können einen Kommentar hinter­lassen, indem Sie hier klicken.

Jetzt eintragen und Artikel/Denkanstöße zukünftig per eMail erhalten.

Artikel teilen auf ...

Hinweis: Ich behalte mir vor, Kommentare zu löschen, die beleidigend sind oder nicht zum Thema gehören.