Bei der Frage nach der Bildung im Kontinuierlichen Verbesserungsprozess geht es mir um die (Aus)bildung verschiedener Personenkreise und wie sie auf deren individuelle Bedürfnisse abgestimmt werden sollte.
Dabei liegen zwei bzw. drei Personenkreise ziemlich auf der Hand. Für die anderen beiden dürfte dem in der Regel nicht so sein. Ich denke aber trotzdem, dass Sie meine Gedankengänge nachvollziehen können und mir dann hoffentlich auch zustimmen werden, dass die Einbeziehung dieser Personenkreise in Bildungsanstrengungen für den Erfolg des KVP ebenso wichtig sind, um das maximale Potenzial auf Dauer auszuschöpfen. Genau genommen kann man meiner Ansicht nach sogar so weit gehen zu sagen, dass die Ausgrenzung dieser Personenkreise für den KVP hinderlich ist.
Zuerst will ich aber die (eher) offensichtlichen Personenkreise diskutieren, weil es leider immer noch nicht die Norm ist, dass sie immer und in allen notwendigen Bildungsbelangen einbezogen werden. Die Gründe dafür sind jedoch nicht genereller Natur, sondern vom Personenkreis abhängig.
Insgesamt geht es mir darum zu diskutieren, warum und wie es wichtig ist, den genannten Personenkreisen Wissen über den KVP zu vermitteln.
Bildung der Führungskräfte
Die Führungskräfte spielen aus mehreren Gründen eine entscheidende Rolle im KVP. Sie sind einerseits verantwortlich für die Prozesse bzw. Prozessschritte in ihren Bereichen und damit auch für deren kontinuierliche Verbesserung. Zusätzlich sind sie einerseits Multiplikatoren der Wissenvermittlung und der Umsetzung im Tagesgeschäft und können aus diesen und anderen Gründen andererseits echte Bremsen sein, wenn sie nicht voll hinter dem KVP stehen. Sie können den KVP ausbremsen, wenn sie Wissensweitergabe und Unterstützung ihrer Mitarbeiter nicht fördern und mit dem anderen Führungsverständnis im KVP nicht zurechtkommen (wollen). Dieses andere Führungsverständnis ist dabei ein Teil der Bildungsthemen, speziell wenn die Führungskräfte unter Umständen über eine längere Zeit ein anderes Verständnis gelebt hatten und es ihnen auch so irgendwann mal beigebracht wurde.
Bildung der Mitarbeiter
Diese Personengruppe muss aus mehreren Gründen in die Bildung einbezogen werden. Ersten sind die Mitarbeiter am direktesten in die Abläufe in den Prozessen involviert, haben in der Regel auch die besten Kenntnisse darüber und deshalb auch den größten Einfluss. Aufgrund der zahlenmäßigen Verhältnisse ist es für die Führungskräfte selbst bei (vermeintlich) besserem Wissen gar nicht möglich, dies zeitlich und räumlich entsprechend zu kompensieren (sie können nicht immer und überall sein). Damit wäre die ausbleibende Einbeziehung der Mitarbeiter die achte Verschwendungsart der fehlenden Nutzung des Mitarbeiterpotenzials. Darüber hinaus hat eine fehlende Einbeziehung der Mitarbeiter auch etwa mit fehlendem Respekt für die Menschen zu tun.
– Derek Curtis Bok
Bildung der Unternehmensleitung
Der Unternehmensleitung kommt in noch stärkerem Maß wie den Führungskräften aufgrund ihrer Sichtbarkeit bzw. (unbewussten) Vorbildfunktion und ihrem Einfluss eine besondere Bedeutung im KVP zu. Im Tagesgeschäft und wg. der besonderen Verantwortung und manchmal resultierten Ferne von den Geschehnissen vor Ort passiert es nur leider immer wieder, dass dieser Aspekt in Vergessenheit gerät oder von Beginn an in dieser Wichtigkeit gar nicht bewusst ist. Die Bildung im KVP muss diesem Aspekt entsprechend Rechnung tragen und ihn geeignet und eindringlich vermitteln. Bei der Unternehmensleitung ist es auch wichtig, die richtige Erwartungshaltung für den KVP zu schaffen und welchen Einfluss sie über die Unternehmensvision auf den KVP und dessen Ziele hat.
Bildung des Betriebsrats
Dem Betriebsrat (sofern vorhanden) kommt aufgrund seines Einflusses durch Mitbestimmungs- und Anhörungsrecht eine besondere Bedeutung zu. Daher ist es wichtig, ihn in die Bildungsmaßnahmen einzubeziehen und die notwendigen Hintergründe und Zielsetzungen des KVP ebenfalls zu vermitteln, um mögliche Vorbehalte und die Folgen erst gar nicht entstehen zu lassen. Dazu gehört wie bei anderen Personenkreisen auch die Berücksichtigung möglicherweise negativer Vorerfahrungen. Im Fall des Betriebsrats (und Mitarbeitern) können das Arbeitsplatzabbaumaßnahmen oder zu hohe Arbeitsbelastungen sein, während es bei Führungskräften vermeintlicher Einflussverlust sein kann und bei der Unternehmensleitung Fehlschläge oder Ergebnislosigkeit in früheren Anstrengungen.
An dieser Stelle sind nun alle Personenkreise innerhalb des Unternehmens erreicht und es kann der Eindruck entstehen, dass damit alle relevanten Personen einbezogen sind. Im Zeitalter von Wertschöpfungsketten, die Unternehmengrenzen überschreiten, ist es wichtig, dies auch im KVP und den damit verbundenen Bildungsaktivitäten zu berücksichtigen.
Bildung der Zulieferer
Aufgrund der oben angedeuteten Konstellationen unternehmensübergreifender Wertschöpfungsketten ist es notwendig, auch die Zulieferer in den KVP einzubeziehen, da nachfolgende interne Prozessschritte nur so gut sein können, wie die externen Zulieferungen bzgl. zeitlicher, qualitativer und kostenrelevanten Aspekte sind. Dann kann es unterm Strich sinnvoll und kostengünstiger sein, die Zulieferer im Rahmen des Lieferantenmanagement gezielt und angemessen bei Bildungsmaßnahmen des KVP zu berücksichtigen.
Wie ich dargestellt habe, sollten mehr als die naheliegenden Personenkreise in die Bildungsanstrengungen des Kontinuierlichen Verbesserungsprozesses inhaltlich individuell einbezogen werden, um das maximale Potenzial auszuschöpfen und die zugrundeliegenden Ziele zu erreichen.
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