Die Gemeinsamkeit zwischen dem betrieblichen und militärischen Anwendungsfall ist die Vorgabe von Zielen, während die Umsetzung den Verantwortlichen vor Ort überlassen bleibt. Weitere Gemeinsamkeiten sind herausfordernde Ziele in komplexen, dynamischen Systemen. Im Fall der Katas besteht zur Zielerreichung damit ein systematischer Prozess aus Entdeckung und Anpassung. Rother verweist in seinem Vortrag auch darauf, dass es sich damit um keine Problemlösungsmethode handelt, sondern um einen Prozess zur Entwicklung von Fähigkeiten – also eine Meta-Fähigkeit.
Die Ausbildung in diesem Prozess fokussiert sich dabei darauf, die Beteiligten zu befähigen, den Weg der Umsetzung der Zielvorgaben selbst zu finden. Dazu gehört im Bezug zu Genchi Genbutsu (geh hin und sieh) am Gemba (Ort des Geschehens), dass die (Top-)Führungskräfte ihre Aufgabe nicht darin sehen, dass sie schlaue Anmerkungen bzgl. erkennbaren oder unsichtbaren Problemen machen, sondern mittels der Fragen der Coaching-Kata die Weiterentwicklung anzustoßen bzw. in Bewegung zu halten.
Meiner Meinung nach dürfen die „Untergebenen“ aber diese Erwartung der schlauen Anmerkungen umgekehrt auch nicht ausdrücken – auch nicht unbewusst, indem der Anwesenheit der Führungskraft zu viel Bedeutung beigemessen wird. Vielmehr geht darum gemeinsam durch Übung neue Routinen zu entwickeln, die letztlich in Reflexen enden sollten (was vermutlich auch ein nicht zu unterschätzender Aspekt militärischen Drills ist ;-)
– Helmuth Graf von Moltke
Einen Unterschied nehme ich wahr bei der Führungsebene, bis zu der (nach unten) die Methode eingesetzt wird. Dem Wikipedia-Artikel lässt sich entnehmen, dass die Grenzen im militärischen Umfeld (aber auch in der „gewöhnlichen“ betrieblichen Hierarchie) in meinen Augen deutlich oberhalb der Ebene liegt, die im Toyota Production System (TPS) zum Einsatz kommt.
Dies drückt m.E. abermals die Sonderstellung des TPS (Toyota Production System) aus, was auch im Gedanken des Respect für People zum Ausdruck kommt. Interessanterweise ist das ein Aspekt, der seine Wurzeln im der Job Relations Methode des TWI (Training Within Industry) hat, welches wiederum im quasi militärischen Umfeld der War Manpower Commission der USA zw. 1940 und 1945 entstanden ist und letztlich beim zugrundeliegenden Menschbild seiner Zeit weit voraus war (und dem in nicht wenigen Unternehmen heute immer noch ist).
Mehr Informationen zu Training Within Industry im induux Wiki
Rother betont in seinem Vortrag auch, dass die Verbesserungs-Kata nicht im Widerspruch zu vorhandenen Methoden steht, seien sie aus dem Werkzeugkasten des Lean Managements oder anderen Quellen.
Welche Defizite im Führungsumfeld auch heute noch bestehen, welche Folgen das haben kann aber auch wie diesem Dilemma entkommen werden kann, beschreibt sehr schön dieser Artikel.
Da durch die Digitalisierung die Komplexität der System weiter zunehmen wird, kommt in der Zukunft der taktischen Befähigung der Mitarbeiter ebenfalls eine steigende Bedeutung zu, um die Komplexität zu bewältigen.
Eine interessante Unterhaltung zur Auftragstaktik und Querbeziehungen zu Lean und Co. habe ich mit zwei früheren Bundeswehroffizieren in einer Podcast-Episode geführt. Hören Sie gerne mal rein.
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