Widerstand kann im Kontinuierlichen Verbesserungsprozess in unterschiedlichen Formen, an unterschiedlichen Stellen und zu unterschiedlichen Anlässen auftreten.
Grundsätzlich gibt es für den Widerstand immer gute Gründe, zumindest aus der Sicht des Widerstand-Leistenden. Es ist dabei nützlich, diesen Widerstand grundsätzlich erstmal als solchen hinzunehmen und zu akzeptieren, dass die Person, die den Widerstand leistet, dies auf Basis einer positiven Absicht macht. Wie schon gesagt, passiert dies im Wertemodell dieser Person. Es ist dabei nicht notwendig, dass wir diese Beurteilung teilen. Wir sollten allerdings die Gründe für diese andere Beurteilung hinterfragen, weil es dann typischerweise leichter ist, damit umzugehen und den Widerstand ggf. auch aufzulösen.
Widerstand (gegen eine Sache) und die zugrundeliegende Absicht hat immer etwas mit den zwei Basismotivatoren Freude erlangen oder Schmerz vermeiden zu tun. Im Fall des Widerstands ist es vermutlich in vielen bzw. den meisten Fällen die Motivation Schmerz vermeiden, ein Schmerz, der oft mit Angst zusammenhängt.
Diese Angst kann wiederum verschiedene Ursachen haben, im KVP und in anderen Veränderungssituationen – beispielsweise Angst vor Veränderungen im allgemeinen, Angst vor Verlust an Einfluss, Angst vor dem Unbekannten. Es mag jetzt irritierend anhören, im Zusammenhang mit geschäftlichen Themen wie Widerständen im KVP auf so persönliche und emotionale Aspekte wie Angst einzugehen. Ich denke aber, dass auch das ein Teil gelebter Unternehmenskultur ist, der dann insgesamt dazu beiträgt, dass die Mitarbeiter sich nicht nur als Arbeitskräfte, sondern auch als individuelle Menschen und Persönlichkeiten wahr- und ernstgenommen fühlen. Eine Veränderung in der Art und Weise wie auf die Menschen an dieser Stelle zugegangen wird, wird diese zu Beginn ebenso irritieren und unter Umständen auch schon zu Widerstand führen. Trotzdem ist es wichtig, diesen Widerstand aufzugreifen und ihm nicht mit Resignation zu begegnen. Wenn die Situation sehr schwierig und konfliktbehaftet ist, kann es nützlich sein, sich Unterstützung von außen zu holen, beispielsweise in Person eines Mediators. Allein dieser Aufwand, der letztlich auch Zeit erfordert und erstmal Kosten verursacht, kann – wenn dies auch allen Beteiligten bewusst gemacht wird – zu einer Entspannung der Situation führen und dann auch positiven Einfluss auf die Unternehmenskultur haben.
– Friedrich Dürrenmatt (aus Romulus, der Große)
Formen des Widerstands
Der Widerstand kann unterschiedliches Ausmaß annehmen. Er kann aktiv betrieben werden oder eher passiver, aussitzender Natur sein. Auf jeden Fall sollte mit jeder Form des Widerstands aktiv umgegangen werden, das heißt, er sollte der widerstandleistenden Person mindestens widergespiegelt werden. Das muss nun nicht notwendigerweise sofort beim Auftreten des Widerstands passieren und auch nicht in aller Öffentlichkeit (auch wenn dies unter Umständen durch die hervorgerufene Emotionalität der Situation schwerfällt).
Ursachen für den Widerstand können die oben genannte Ängste sein, aber ein (fälschlich) wahrgenommener oder realer Vorwurf, dass Fehler gemacht wurden. Allein dieser Vorwurf kann schon Widerstand auslösen, ebenso wie eine daraus abgeleitete Angst vor Konsequenzen der Fehler. Eine positive Fehlerkultur trägt also auch hier zur Reduzierung von Widerständen bei, auch im Kontinuierlichen Verbesserungsprozess, der darauf baut, dass Verbesserungen nur durch Versuch und Irrtum entstehen und dadurch ständig begleitet werden.
Stellen des Widerstands
Die Stellen beziehen sich auf die Menschen, die von den Veränderungen betroffen sind. Das können MItarbeiter sein, aber auch Führungskräfte und andere Personen, die unter Umständen von den Veränderungen selbst gar nicht betroffen sind und trotzdem aus den unterschiedlichsten Gründen Interesse an der Veränderungssituation haben und Einfluss ausüben können und wollen. Um mit den Stellen des Widerstands aktiv umzugehen, empfiehlt es sich, die klassischen Methoden des Stakeholder-Managements einzusetzen.
Anlässe des Widerstands
Die Anlässe des Widerstands leiten sich in der Regel von den Situationen direkt ab und lassen sich in die bereits genannten Kategorien einordnen: Angst vor Veränderungen und damit verbundenem Einflussverlust oder auch zusätzlicher Arbeit oder Verantwortung, Fehler(vorwürfe) und der damit verbundenen Angst vor Konsequenzen. Auch diese Aspekte des Widerstands sind Teil des Stakeholder-Managements.
Widerstand gegen Veränderungen ist in Unternehmen insgesamt und im KVP im speziellen oft an der Tagesordnung. Wichtig ist damit der aktive Umgang damit, ebenso wie mit den Widerstand leistenden Menschen. Dies ist der beste Wege, um mit resultierenden Konflikten umzugehen. Dabei sollte jedoch das Verhalten der Person von der Person selbst getrennt betrachtet werden und diesen immer mit Wertschätzung begegnet werden. Dann hat auch der Umgang mit dem Menschen einen positiven Einfluss auf die Unternehmenskultur, damit auf den Erfolg des Unternehmens und schlussendlich wieder auf alle damit verbundenen Menschen.
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