Mit Widerstand im Kontinuierlichen Verbesserungsprozess sind sehr oft auch Ausreden verbunden, warum er nicht funktioniert. Die Gründe dafür, warum diese vorgebracht werden, sind letztlich die gleichen, die auch den Widerstand verursachen.
Ähnlich wie der Widerstand sind auch Ausreden ein Ansatzpunkt diesen zu begegnen. Offen geäußerte Ausreden haben ähnlich zu Einwänden und Vorwänden im Vertrieb den Vorteil, das man etwas hat, mit dem man umgehen kann. Allerdings sollte man im KVP ebenso wie im Vertrieb hinterfragen, ob die geäußerten Ausreden die wirklichen Gründe für den Widerstand sind, oder ob sie nur vorgeschoben sind und in Wahrheit nicht etwas anderes im Untergrund schlummert.
In jedem Fall sollten Ausreden ernst genommen und hinterfragt werden. Dabei sollte allerdings mit der Warum-Frage sehr behutsam umgegangen werden. So wertvoll das Werkzeug des 5 x Warum im Fall der Ursachensuche ist, so gefährlich kann schon ein einziges Warum an der „falschen“ Stelle oder zum falschen Zeitpunkt sein. Die Warum-Frage als naheliegende und oft impulshafte Reaktion auf eine Ausrede wird sehr schnell als versteckter Angriff gewertet und kann den Widerstand steigern, indem Rechtfertigungen initiiert werden.
Wenn mit der Warum-Frage als Antwort auf Ausreden nicht sauber umgegangen wird, kann der „Dialog“ sehr leicht in ein Streitgespräch abgleiten und die aufgewendete Energie wird von beiden nicht ziel- und lösungsorientiert eingesetzt, sondern einzig dafür aufgebracht, Recht zu behalten und damit letztlich verschwendet (der Energieerhaltungssatz hat in der menschlichen Kommunikation leider keine Gültigkeit ;-)
– Taiichi Ohno
Wie können Sie jetzt mit Ausreden umgehen, um Fortschritte zu erreichen? Der wichtigste Aspekt dabei ist meines Erachtens, dass erstmal ein gemeinsames Verständnis bzgl. einer Problematik besteht. Das heißt, es muss zuerst Konsens darüber bestehen, dass eine Ist-Situation bzw. eine Ist-Zustand unerwünscht ist. Hier wird gedanklich der Spieß rumgedreht, die betroffene Person fragt sich selbst oder Sie unbewusst, warum etwas verändert werden muss. Egal, ob die Frage nun offen gestellt wird oder nur unausgesprochen im Raum steht, ist es nun ebenso wichtig, dass Sie selbst nicht in eine Rechtfertigungsposition geraten und die oben geschilderten Effekte auftreten. Eine Argumentation aus Kundensicht ist dabei ein bewährter Weg. Letztlich kann das Kundenbedürfnis und die Kundenanforderungen ja nicht wegdiskutiert werden. Schließlich ist der Kunde die einzige Instanz, die dafür sorgt, dass Geldmittel ins Unternehmen fließen, die einen marktorientierten Hintergrund haben (die andere Geldquelle, die mir hier spontan einfällt, sind Subventionen, die manchmal einen gesellschafts- oder wirtschaftspolitischen Hintergrund haben).
Dieser Aspekt der Kundenorientierung schlägt sich daher am besten in der Unternehmensvision nieder. Wenn sich die Unternehmensvision an den Kundenbedürfnissen orientiert, kann auch sehr leicht dem Konflikt aus dem Weg gegangen, der entstehen kann, wenn der Eindruck (bei der Belegschaft) entsteht, der Unternehmenszweck besteht nur darin, die Taschen des Unternehmers zu füllen.
In dem Augenblick, in dem das gemeinsame Verständnis über den generellen Unternehmenszweck zur Nutzenmehrung für die Kunden besteht, existiert auch eine gemeinsamer Ausgangspunkt im Streben danach. Dadurch rückt das „Ob“ oder „Warum“ in den Hintergrund und die Diskussion dreht sich jetzt um das „Was“ (machen wir) bzw. das „Wie“ machen wir es. Dann treten auch die Ausreden in den Hintergrund, es wird nach Lösungen gesucht und die kontinuierliche Verbesserung und der damit verbundene Prozess wird mehr oder weniger beiläufig zur natürlichsten Sache der Welt.
Sie können einen Kommentar hinterlassen, indem Sie hier klicken.
Artikel teilen auf ...
Hinweis: Ich behalte mir vor, Kommentare zu löschen, die beleidigend sind oder nicht zum Thema gehören.