KVP ist wie Topfschlagen

Topfschlagen

Wenn der KVP nicht funktioniert, kann das unterschiedliche Ursachen haben, die oft zusammenspielen, sich gegenseitig beeinflussen und verstärken. Vor kurzem habe ich eine interessante Podcast-Episode gehört. Darin ging es um eine Metapher für unternehmerisches Verhalten. Die Metapher, die auf Boris Grundl zum Thema Führung zurückgeht, war ganz einfach Topfschlagen, wie wir es vermutlich alle aus unserer Kindheit kennen.

Mein spontaner Gedanke war wieder einmal, dass sich diese Metapher direkt auch auf den Kontinuierlichen Verbesserungsprozess und dessen Erfolgsfaktoren übertragen lässt.

Die einzelnen Elemente des Topfschlagens dabei sind: Erkennen, dass man blind ist; schlagen (bewegen und tun); zuhören; glauben, dass es einen Topf gibt. Im Bezug zum KVP sind mir noch weitere Elemente in den Sinn gekommen, die ich aber jetzt noch nicht verraten will. Außerdem habe ich die Reihefolge etwas geändert, weil sie mir für den KVP so passender erscheint.

Glauben, dass es einen Topf gibt

Entscheidend, um den Prozess der Suche überhaupt zu initiieren, ist es, dass geglaubt wird, dass der Topf existiert. Beim Topfschlagen wie im KVP gilt das natürlich für den Suchenden. Während beim Topfschlagen die anderen Kinder den Topf sehen können, ist dies im KVP in der Regel nicht der Fall (auch wenn die Mitarbeiter die entscheidende Rolle bei der Suche nach dem Weg spielen). Auch wenn ich als Suchender (oft als Führungskraft) den Weg und u.U. Belohnung selbst nicht kenne, kommt die Rolle zu, die Vision der Erreichung den Mitarbeitern einzupflanzen.

Erkennen, dass man blind ist

Zu dieser Erkenntnis gehört ergänzend in meinen Augen auch, dass ich diese Beschränkung akzeptiere und die anderen in die Suche einbeziehe und nicht glaube, dass ich das Problem alleine lösen könnte. Ich werde die anderen umso besser in die Suche einbeziehen können, je offener ich mit der eigenen Limitierung umgehe und dies auch ganz offen formuliere und ausspreche.

Schlagen

Erst mit dem konkreten Tun besteht die Chance den Topf auch zu finden. Bleibe ich nur ruhig im Raum sitzen, werden die anderen Kinder schnell aufhören, Hinweise zu geben. Der ganze Prozess kommt dadurch zum Erliegen und – was viel schlimmer wirkt – es wird dann deutlich schwieriger, ihn wieder in Gang zu bringen, wenn sich die Kinder anderen Spielen zugewendet bzw. die Mitarbeiter den Glauben an den KVP verloren haben.

„Man muss nicht in der Bratpfanne gelegen haben, um über ein Schnitzel zu schreiben.“

– Maxim Gorki

Zuhören

Nur wenn ich zuhöre, was mir die anderen Kinder an Richtungshinweisen geben, habe ich eine Chance, mich auf den Topf zuzubewegen. Ergänzend zu der Original-Metapher gehört dazu, dass es geeignetes Feedback überhaupt gibt. Das sind die anderen Kinder, die im KVP durch die Mitarbeiter repräsentiert werden, die das sehen können, wozu ich selbst keine Chance habe (weil ich ja blind bin bzw. nicht ständig vor Ort sein kann und deshalb gar nicht deren Einsicht haben kann). Wenn ich ständig die Hinweise ignoriere, darf ich mich nicht wundern, wenn die Kinder (und Mitarbeiter) irgendwann verstummen und sich im Stillen sagen „lass ihn doch machen, wenn er glaubt, es alleine zu können“.

Immer nur einen Topf suchen, auch wenn es viele Töpfe gibt

Dieses Element ist das erste, das in der Original-Metapher nicht enthalten ist. Es steht dafür, dass immer nur ein Hindernis und der nächste Ziel-Zustand (im Sinn der Toyota Kata) angestrebt wird. Wenn mehrere Töpfe im Raum wären und die Kinder bei meiner Suche laufend verschiedene Hinweise zu diesen verteilten Töpfen geben würden, wäre die Verwirrung sehr schnell komplett und unterm Strich würde wahrscheinlich kein einziger Topf entdeckt werden.

Die Beschränkung des Raums

Ebenfalls zweckmäßig ist es, die Suche nach dem Topf auf einen Raum zu beschränken. Im KVP steht dieses Element dafür, dass eben nur das nächste Hindernisse auf dem Weg zum nächsten Ziel-Zustand angestrebt wird und dieser einerseits auch nicht zu weit entfernt aber auch nicht im direkten Umkreis platziert sein sollte. Das die Suche soll zwar anspruchsvoll sein, weil nicht auf einem bekannten Weg verlaufen, gleichzeitig aber auch nicht unrealistisch weit entfernt sein (im übertragenen Sinn räumlich und zeitlich), weil sonst die Gefahr besteht, dass bei den Kindern die Lust und im KVP-Umfeld der Antrieb verloren geht, für den Suchenden aber auch für die anderen Beteiligten.

Auch wenn Topfschlagen nur eine Metapher ist, stecken doch trotzdem so viele Aspekte darin, die sich eins zu eins oder im übertragenen Sinn auf den Kontinuierlichen Verbesserungsprozess übertragen lassen, dass es auch lohnt, diese Metapher in der eigenen Kommunikation mit den anderen Beteiligten zu verwenden.

Frage: Wie werden in Ihrem Unternehmen „Töpfe“ gesucht? Welche Aspekte werden dabei be- aber auch missachtet? Was sind die Auswirkungen daraus?

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