Sind Prozesse nur ein Charakteristikum etablierter Organisationen?

Organisationen

Auf den Scrumdays 2022 wurde in einem Vortrag eine Aussage gemacht, die etwa in die Richtung der Überschrift dieses Artikels ging. In dem Vortrag ging es u.a. um die agile Philosophie in etablierten Organisationen. Ein Element des Vortrags war dabei die Entwicklung einer Organisation aus einem Startup in eben eine etablierte Organisation.

Ein Startup wurde dabei mit einer agilen Organisation verglichen bzw. gleichgesetzt (in meinem Verständnis). Das Startup ist dabei durch gemischte Rollen gekennzeichnet.

Mit dem Wachstum der Organisation kommt es dann zu einer Kategorisierung der Rollen.

Im Übergang zu einer etablierten Organisation kommen dann Hierarchie und Prozesse hinzu.

Diese Aussage war dann der Auslöser für die Gedanken zu diesem Artikel.

In meinen Augen ist ein (Unternehmens-)Prozess die Kombination aus Tätigkeiten und begleitender Kommunikation. Spätestens seit Watzlawik sollte klar sein, dass das mit dem Nicht-Kommunizieren nicht funktioniert. Und für Tätigkeiten = Verhalten gilt im Grund das Gleiche.

Sie können es ja mal selbst ausprobieren.

Verhalten Sie sich mal nicht!

Und …, hat's funktioniert?

Es ist das Gleiche wie mit Entscheidungen. Nicht entscheiden geht auch nicht, weil es dann einfach immer eine Entscheidung für den Status Quo ist.

„In jeder Organisation gibt es eine Person, die Bescheid weiß. Diese Person muss entdeckt und gefeuert werden, sonst kann die Organisation nicht funktionieren.“

– Cyril Northcote Parkinson

Meine Schlussfolgerung ist also, dass eine Organisation immer auch Prozesse hat. Es ist im Grund ähnlich wie mit der Schwerkraft. Man muss nicht daran „glauben“ oder ein Bewusstsein dafür haben, sie wirkt trotzdem (Physik halt ;-)

Also können Prozesse kein hinreichendes Kriterium für etablierte Organisationen sein (wenn meine Vorannahme der Kombination aus Verhalten und Kommunikation zutrifft).

Ein weiterer Gedanke aus dem Vortrag war die Gleichung Kultur = Prozesse + Profitmodell

Auch daraus geht in meinen Augen hervor, dass es Prozesse immer gibt.

Warum?

Na ja, Kultur ist immer vorhanden, im Grund egal, wie man sie definiert. Irgendwann mal ist mir folgende Definition begegnet: “The way we do things here.” Also die Art, auf die wir hier „Sachen“ machen (nicht im dinglichen Sinn). Machen = verhalten hatten wir schon, geht nicht geht nicht (gibt's nicht).

Und kein Profitmodell? Das Profitmodell kann sch…. bescheiden sein, aber „man“ hat auch immer eins. Also mathematisch deduktiv betrachtet (oder wie das auch immer heißt), muss es also auch Prozesse geben.

Warum reite ich jetzt auf diesen Dingen rum (man könnte es auch als Wortklauberei bezeichnen)?

Ganz einfach. Man sollte sich immer Gedanken über die (Geschäfts-)Prozesse machen. Man hat sie auf jeden Fall. Man sollte auf die ein oder andere bewusste Art Standards schaffen (schon weil Kunden auch immer ein Wiederholversprechen kaufen, wie das Mari Furukawa-Caspary mal ausgedrückt hat, außer sie wollen ein Kunstwerk kaufen) und weil es ohne Standards keine Verbesserung geben kann.

Man muss dazu nicht Teil einer etablierten Organisation sein (oder das Nicht-sein als vorgeschobene Ausrede nutzen).

Frage: Welches Bewusstsein für Prozesse herrscht in Ihrem Verantwortungsbereich vor? Welche Konsequenzen ergeben sich daraus? Sind Sie mit den Konsequenzen zufrieden?

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