Warum dem Anfang kein Zauber innewohnt

Zauber

Der/die ein oder andere mag sich an dieses Gedicht von Hermann Hesse entsinnen. Obwohl der eigentliche Titel „Stufen“ lautet, ist das Gedicht doch vor allem durch die Aussage präsent „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“.

Auch wenn eine Lean Transformation durchaus vergleichbare Elemente des Gedichts enthält, bin ich persönlich nicht der Meinung, dass das auch für den Anfang gilt.

Da steht man eher von einem Riesenberg an Aufgaben und Aktivitäten, die zu bewältigen sind und ist vermutlich eher überwältigt vom Umfang dessen, was man noch gar nicht wirklich abschätzen kann.

Und dann kommen noch die Berichte von fehlgeschlagenen Anläufen dazu, die oft auch mehr geschadet als genützt haben, nicht selten verbrannte Erde hinterlassen und einen zweiten Anlauf eher erschweren als erleichtern.

Die große Gemeinsamkeit zwischen dem Gedicht und der Lean Transformation ist jedoch die Unweigerlichkeit der notwendigen Veränderung, die ebenfalls in beiden Fällen das Ende offen lässt.

Die entscheidende Frage und Gemeinsamkeit ist ebenfalls, ob man die Veränderung gestalten möchte oder nur von seinem Umfeld getrieben wird.

Letztlich ist Lean Management (auch) nur ein Modell einer erfolgreichen Unternehmensführung basierend auf Toyota, seinem Produktionssystem und einer kontinuierlichen Weiterentwicklung auf Basis von Versuch und Irrtum (was gemeinhin auch als Wissenschaft bezeichnet wird).

Lean (Management) – wie auch das menschliche Leben als Ganzes – gleicht also eher einer nicht endenden Reise, bei der die Richtung sich an einem Nordstern orientiert und der wahre Wert aus den Etappen besteht, die durchlaufen werden und die manchmal auch erst im Rückblick verstanden werden.

„Doch wenn die Gewohnheit eine zweite Natur ist, so hindert sie uns doch die erste kennenzulernen, von der sie weder die Grausamkeit noch den Zauber besitzt.“

– Marcel Proust

Der Zauber entsteht dabei nicht am Anfang, sondern in diesen Etappen, wenn man die bisherige Entwicklung reflektieren kann – eine Entwicklung der Organisation wie auch der einzelnen Menschen, die darin agieren.

Auch deshalb habe ich für meine (Beratungs-)Leistung und ihre Elemente die Metapher der Reise gewählt.

Natürlich ist am Anfang einer Lean-Reise ein gewisser Enthusiasmus bei einem Teil der Beteiligten vorhanden, genauso aber auch Ablehnung bei einem anderen Teil der – dann eher betroffenen – Menschen. Aus dem Enthusiasmus kann jedoch sehr leicht eine Überwältigung und Überforderung werden, wenn man zu Beginn gleich zu viel auf einmal erreichen will. Weniger ist da in vielen Fällen mehr.

Dazu kommt noch die häufig eintretende Situation, dass mit jedem kritischen Blick auf Probleme und einem langsam geschulteren Auge weitere Probleme erkannt und bewusst werden, das heißt mehr Probleme sichtbar werden, als zu Beginn gelöst werden können. Deshalb ist es auch so wichtig, möglichst viele Menschen einzubeziehen, selbst wenn dadurch erstmal die Zahl der erkannten Probleme steigt.

Entscheidend ist auch, dass möglichst viele Menschen erste Problemlösungskompetenzen erwerben und in die Lage versetzt werden, die Kleinigkeiten selbst zu erledigen, statt immer nur nach äußerer Hilfe zu suchen.

Dies beginnt zum Beispiel im Umfeld der autonomen Instandhaltung, wenn schon auf den ersten Stufen die Menschen vor Ort einbezogen werden.

Um die drohende Überwältigung zu beherrschen, können auch freiwerdende Kapazitäten eingesetzt werden. Damit umgeht man gleichzeitig die Sorge vieler Menschen in der Lean Transformation, dass sie sich an ihren Arbeitsplätzen wegrationalisieren.

Mit diesem Beitrag will ich Sie nicht vor Ihrer möglichen eigenen Lean Transformation abschrecken, sondern ermuntern, den eigenen Zauber zu entdecken und gezielt zu gestalten.

Frage: Welchen Herausforderungen sind Sie zu Beginn einer Transformation bisher begegnet? Wie sind Sie selbst damit umgegangen? Wie ging es den anderen Menschen in Ihrem Umfeld?

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