Warum es zwar schwarze Schwäne aber keine Kaizen-Events gibt

Kaizen-Events

Schwarze Schwäne sind spätestens seit Nassim Nicholas Taleb [1] ein stehender Begriff, für Dinge über die man bis zu einem bestimmten Zeitpunkt (der Entdeckung [2]) nicht geglaubt hat, dass sie existieren.

Mit Kaizen-Events verhält es sich nun im Grunde komplett umgekehrt. Mit Kaizen-Events werden bestimmte Formen von Verbesserungsaktivitäten bezeichnet.

Jetzt könnte natürlich die Frage entstehen, was dann die Aussage im Titel des Artikels eigentlich bedeuten soll, wenn die Sache doch offensichtlich existiert, weil es ja sonst den Begriff gar nicht geben würde.

Dass es diese Verbesserungsaktivitäten gibt, ist also offensichtlich.

Was soll dann diese Aussage?

Um darauf eine Antwort zu geben, werde ich mal den Begriff zerlegen.

Da gibt es Events und es gibt Kaizen.

Events sind Ereignisse [3], die sich in zeitlicher Natur klar abgrenzen, von einer Zeit davor und danach.

Kaizen ist dagegen der (kontinuierliche) Wandel zum Bessern. Da fehlt also in meinen Augen schon mal die zeitliche Abgrenzung, selbst wenn man dem japanischen Begriff den deutschen Begriff KVP (Kontinuierlicher Verbesserungsprozess) zur Seite stellt.

Damit sollte also klar sein, dass Kaizen-Events in dieser Form nicht existieren können, so wie es auch keine schwarzen Schimmel gibt (zumindest in meinem zoologischen Laienweltbild), weil Schimmel (im Gegensatz zu Schwänen) immer die weiße Fellfarbe impliziert, während bei Schwäne das weiße Gefieder nur eine (Jahrhunderte lange) Annahme war, weil man nichts anderes kannte.

„Gänse sind aber Gänse, auch wenn wir sie für Schwäne halten; und die Wahrheit wird die Wahrheit sein, obwohl sie sich manchmal als demütigend und widerwärtig erweist.“

– Benjamin Franklin

Was steckt nun eigentlich hinter der Aussage im Titel des Artikels?

Mit dieser Aussage will ich zum Ausdruck bringen, dass das, in dessen Rahmen diese Verbesserungsaktivitäten stattfinden, durchaus seinen Wert haben kann, aber man sollte es nicht Kaizen nennen, weil diese Einzelereignisse eben grundsätzlich dem Wesen und der Philosophie von Kaizen widersprechen, so wie eben ein Schimmel nie schwarz sein kann.

Auch wenn diese einzelnen Events Ergebnisse erzielen, besteht gerade in diesen Erfolgen paradoxerweise eine Gefahr. Die Gefahr besteht dabei auf mehreren Ebenen.

Für das Event wird eine Erwartungshaltung aufgebaut, die Verbesserungen aber im Grunde nicht verbindlich einhalten können. Zumindest nicht die Art der Verbesserungen, die über die oft zitierten und nur anfänglich Low-Hanging-Fruits hinausgehen, bei denen der Lösungsweg oft schon vor Beginn auf der Hand liegt.

Irgendwann werden einem aber die Trauben nicht mehr in den Mund wachsen und sie werden dann schnell und leicht wie vom Fuchs in der Fabel als sauer eingeordnet bzw. abgetan.

Dann besteht die große Gefahr, dass der Aufwand sich nach sprichwörtlich höheren Zielen zu strecken als zu mühsam erscheint und nach einer neuen Wiese gesucht wird, auf der das Gras vermeintlich grüner ist.

Daraus folgt dann eben auch, dass die kontinuierlichen Verbesserungen (so man sie eben überhaupt als solche bezeichnen will) langsam aber sicher zum Stillstand kommen und die logische Schlussfolgerung aus diesem Verlauf lautet, dass Lean halt nicht funktioniert.

[1] Nassim Nicholas Taleb
[2] Schwarze Schwäne
[3] https://de.wiktionary.org/wiki/Event

Frage: Welche Erfahrungen haben Sie mit Kaizen-Events gemacht? Wie haben sich diese über die Zeit entwickelt? Was wären Alternativen gewesen?

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