Wenn Lean ein Baum wäre

Baum

Die Baum-Metapher ist mir ursprünglich in einem anderen Kontext begegnet (der mir jetzt leider schon entfallen ist). Bei Metaphern habe ich dann oft den Impuls, diese in den eigenen Kontext zu übertragen bzw. dort zu testen. Man/ich weiß zwar anfänglich nie, wo das enden wird, aber meistens springt dann doch ein Blog-Artikel dabei raus.

Wurzeln bilden

Wurzeln stehen für mich metaphorisch für einen festen Stand bzw. eben sprichwörtlich die Wurzel desselben. Im Lean- bzw Verbesserungskontext sind das in meinen Augen unzweifelhaft die Standards, die einerseits die Basis für das implizite Wiederholversprechen einer Leistung bilden und andererseits auch der zwingend notwendige Ausgangspunkt für jede Form der Verbesserung.

Ähnlich wie Wurzeln mit ihren praktisch nicht endenden Verästelungen kann man auch bei Standards keinen wirklichen Schlusspunkt setzen, was vergleichbar dann auch für die Verbesserungen gilt.

Ein weiteres Element der Wurzeln ist die feste Verankerung, die sich auf den Lean-Kontext durch die Verankerung in der Organisation übertragen lässt und die damit entsteht, dass jede einzelne Person ihren Beitrag zu Lean leisten.

Würde man hier sparen und zurückschneiden, würde der Baum sterben, weil er keine Nährstoffe mehr aufnehmen kann, so wie die Menschen vor Ort in den Prozessen die Quellen der Verbesserungsideen sind.

Zum Licht wachsen

Bäume wie alle Pflanzen wachsen zum Licht. Selbst wenn sie dafür kein Bewusstsein haben, hat das damit verbundene Streben keinen Endpunkt. Dieses fehlende Bewusstsein für die Unerreichbarkeit des Licht könnte man sogar als Vorteil bezeichnen, weil ein Baum nie auf die Idee käme, das Wachsen einzustellen.

Hier will ich jetzt nicht so weit gehen und für Unternehmen ein endloses Wachstum zu fordern. Ich sehe vielmehr das Streben nach etwas Höherem vergleichbar zur Ausrichtung am Nordstern der endlosen Verbesserung.

Für Bäume gilt auch das Prinzip, dass eine Pflanze stirbt, wenn sie nicht mehr wächst. Für Unternehmen sehe ich aufgrund der unvermeidlichen externen Einflüsse das Gleiche bzgl. nie endender Verbesserungen.

„Wenn ich acht Stunden Zeit hätte um einen Baum zu fällen, würde ich sechs Stunden die Axt schleifen.“

– Abraham Lincoln

Eine Rinde ausbilden

Die Rinde eines Baumes schützt ihn vor Umwelteinflüssen, ohne ihn im Wachstum zu beschränken. Dieses Merkmal ähnelt auch den oben schon erwähnten Standards, die ebenso das Wachstum und die Veränderung nicht behindern und trotzdem einen Schutz bieten, vor vielfältigen äußeren und inneren Einflüssen.

Gleichzeitig gibt es immer wieder Fälle, bei denen ein Baum an Stellen Triebe ansetzt, die vielleicht seinem generellen Wachstumsstreben dienen, ihn aber in seiner Tragfähigkeit schwächt, wenn es sich um einen Obstbaum handelt.

Das sind dann die Situationen, in denen eine Form der Führung gefragt ist, die dem Wachstum eine Richtung über das allgegenwärtige Licht hinaus gibt. Das ist dann bspw. die Konzentration der Verbesserungen auf das, was nötig ist und nicht auf das, was möglich ist, auch wenn dort ein Wachstum in Form einer Verbesserung vielleicht der einfachere Weg ist.

Die Blätter abwerfen und neue wachsen lassen

Die regelmäßige Erneuerung der Bäume durch Veränderungen in Form des Laubwechsels ist möglicherweise ein Element, in dem sie ggü. dem Menschen einen echten Vorsprung haben.

Auf den Lean-Kontext übertragen, steckt dahinter das Bewusstsein und Verständnis, dass der aktuelle Prozess immer der Schlechteste ist und das ebenfalls ein Element der kontinuierlichen Verbesserung darstellt. Auch wenn diese Veränderung mit einer gewissen Form der Schmerzen verbunden ist, der vorhanden ist, wenn etwas Altes wie eine liebgewordene Gewohnheit abgestoßen werden muss, um Platz für etwas Neues zu schaffen.

Samen oder Ableger bilden

– Wissen teilen und weiterentwickeln
Hinter dieser Eigenschaft eines Baumes sehe im Lean-Kontext die Fähigkeit und Bereitschaft eigenes Wissen und Erfahrungen zu teilen, auch wenn man selbst von der weiteren Entwicklung daraus keinen eigenen Nutzen zieht.

Das gilt sowohl für das Teilen auf der gleichen Ebene mit Kollegen und darüberhinaus als Teil der Führungsverantwortung, die Mitarbeiter so zu entwickeln, dass sie im Grunde die eigene Position übernehmen können.

Dieses sich in der eigenen Rolle überflüssig machen, ist die Basis und der Ausgangspunkt für die eigene Weiterentwicklung. Hier kommt mir der Aspekt der nachhaltigen Waldwirtschaft in den Sinn, bei der Baum im Grunde erst dann für den nächsten Entwicklungsschritt verfügbar wird, wenn er selbst dafür gesorgt hat, dass die entstehende Lücke im Wald durch seine Abkömmlinge geschlossen werden kann, die er hinterlässt, wenn er sich zu einem Möbelstück verwandelt.

Frage: Wie nehmen Sie Verbesserungsaktivitäten in Ihrem Verantwortungsbereich wahr? Woran orientieren sich die Verbesserungen? Wo sind ggf. lenkende Eingriffe notwendig?

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