Warum Fehler eine gute Sache sind

Fehler

Auch diese Überschrift mag erstmal paradox klingen, für Lean-Insider aber (hoffentlich) nicht verwunderlich. Auf jeden Fall kann man die Aussage so nicht alleine stehen lassen, sondern muss noch ein paar weitere Randbedingungen betrachten bzw. beachten, dass man der Aussage zustimmen kann.

Entscheidend ist dabei die Bewertung des Fehlerbegriffs also die grundsätzliche Einordnung des Wesens eines Fehlers.

Fehler eingestehen

Selbst wenn dieser Punkt ebenfalls paradox klingt. Aber ein Fehler muss erstmal als solcher eingestanden werden. Das heißt, man darf ihn nicht kleinreden, bagatellisieren oder sich die Situation insgesamt sonst irgendwie schönreden.

Nur wenn man sich den Fehler eingesteht, lassen sich daraus weitere Aktivitäten ableiten. Es kann auch keine Bewertung geben, wenn er nicht in seiner Präsenz angenommen wird.

Welche Bewertung und Folgeaktivitäten dann ergriffen werden, hängt ganz entscheidend davon ab, dass der Fehler an sich überhaupt so wahrgenommen und eingeordnet wird.

Das mag sich jetzt erstmal trivial anhören, kann aber schon gravierende Folgen haben (wenn unreflektiert überhaupt keine Reaktion erfolgt).

An dieser Stelle beginnt schon ein Teil der Führungsverantwortung, wenn es darum geht, bei anderen Beteiligten das notwendige Erstbewusstsein zu schaffen. Dies ist natürlich nur möglich, wenn das eigene Bewusstsein dafür vorhanden ist.

Dazu kann auch gehören, sich selbst das notwendige Wissen über eine Situation zu verschaffen. Das gilt dann auch für die Zusammenhänge, bspw. die Folgen eines Fehlers inkl. der Bewertung der Folgen (auch im Sinne von Problemverständnis) und die Ursachen eines Fehlers im Sinne eines Verhaltens oder einer Eigenschaft (in der Abgrenzung zum bloßen Zufall).

„Das Schlimmste ist nicht, Fehler zu haben. Nicht einmal sie nicht zu bekämpfen, ist schlimm. Schlimm ist, sie zu verstecken.“

– Bertolt Brecht

Fehler als Lernchance erkennen

Sehr eng verwandt mit dem vorigen ist auch dieser zweite Punkt, in dem dann schon mehr Bewertung auf einer eher abstrakten Ebene einhergeht. Während es im letzten Punkt stärker um den Einzelfall geht, ist die Einordnung als Lernchance eher grundsätzlicher Natur und losgelöst von der spezifischen Situation.

Einerseits wird es dadurch einfacher, andererseits sollte man sich trotzdem bewusst sein, dass gerade die Einzelfallbewertung immer wieder eine Herausforderung sein kann, unabhängig davon, wie das Grundverständnis aussieht.

Auch hier spielt die Führungsverantwortung wieder eine Rolle. In meinen Augen sogar eine wichtigere, gerade weil es um die Abstrahierung des Einzelfalls geht.

Weiterer Umgang mit Fehlern

Erst wenn die ersten beiden Punkte komplett abgeschlossen sind, kann bewusst und gezielt über den dritten Punkt nachgedacht werden.

Hier handelt es sich dann um eine Mischung aus allgemeinem Umgang mit dem Fehler und gleichzeitig konkreter Lösung der Fehler- und damit Problemsituation.

Speziell der allgemeine Umgang sollte ausdrücken, dass ein Fehler immer eine Lernchance ist.

Zu lernen wie die konkrete Fehlerbeseitigung aussieht, aber auch zu lernen, wie der allgemeine Lernprozess gestaltet werden kann und welchen Gesetzmäßigkeiten der Lernprozess gehorcht und eben, dass sich daraus eine Lernchance ableitet.

Im Rahmen der Führungsverantwortung gehört dann auch dazu, dass die Unbequemheit des Lernprozesses also solche akzeptiert wird, sowohl in der Ableitung der allgemeinen Lernchance im Zusammenhang mit dem Fehler als auch in der konkreten Lernsituation.

Dies gilt speziell dann auch für die Fälle, dass innerhalb der Fehlerbeseitigung durch den Erkenntniszuwachs weitere Fehler auftreten können und sogar notwendig sind, was wiederum die Unbequemheit weiter steigern kann und muss.

Auch wenn es vielleicht nicht so offensichtlich ist, sind diese Überlegungen ein zentrales Element der Layered Process Audits und spielen dabei auch eine wichtige Rolle im Selbstverständnis der Führungskräfte und in der Unterstützung ihrer Mitarbeiter in der fehlerfreien Arbeit in den Prozessen.

Wenn Sie wissen möchten, wie die Einführung von Layered Process Audits in Ihrem Verantwortungsbereich aussehen können, nehmen Sie gerne Kontakt mit mir über dieses Formular auf oder greifen Sie einfach zum Telefon und rufen Sie mich unter 0171-7342717 an.

Falls die Umstände für Sie aktuell eine Kontaktaufnahme verhindern, legen Sie sich doch eine Wiedervorlage an.

Frage: Welches Fehlerverständnis herrscht in Ihrem Verantwortungsbereich vor? Welchen Gestaltungsrahmen nutzen Sie dabei? Welche Folgen ergeben sich daraus?

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