Warum/wann man keine Arbeits-
aufschlüsselungen machen sollte

Arbeitsaufschlüsselungen

Wenn Sie jetzt vermuten, dass es mal wieder um TWI (Training Within Industry) bzw. konkreter um Job Instructions gehen wird, liegen Sie damit richtig. Gleichzeitig werden Sie dann vielleicht auch fragen, welchen Hintergrund der Titel dieses Blog-Artikels hat, wo Arbeitsaufschlüsselungen doch ein zentrales Element von Arbeitsunterweisungen (Job Instructions) sind.

Der Punkt, den ich hier vertiefen will, ist der zeitliche Aspekt bzw. der Ausgangspunkt der Arbeitsunterweisungen. Das sind nämlich nicht die Arbeitsaufschlüsselungen, auch wenn sie grundsätzlich eine wichtige Rolle bei den Unterweisungen spielen. Ohne Aufschlüsselungen gibt es auch keine Unterweisungen.

Aber die Arbeitsaufschlüsselungen (Job Breakdowns) sind eben nicht der Ausgangspunkt bzw. Start der Unterweisungen. Der eigentliche Ausgangspunkt ist der Plan für (notwendige) Unterweisungen, so wie das auch auf der Unterweisungsmerkkarte für die Job Instructions vermerkt ist. Und dieser Plan beginnt damit, dass man sich bewusst macht, welche Tätigkeiten im eigenen Verantwortungsbereich durchgeführt werden und welche Konsequenzen im Sinne von Notwendigkeiten für Arbeitsunterweisungen und damit indirekt auch Arbeitsaufschlüsselungen sich aus dieser Liste der Tätigkeiten ergeben.

Dazu werden zusätzlich die Personen im Verantwortungsbereich aufgelistet und aus diesen beiden Dimensionen entsteht eine Matrix, die erfasst, wer welche Tätigkeiten beherrschen soll, wie der aktuelle Zustand bzgl. dieser Kompetenzen/Qualifikationen aussieht und welche Veränderungen sich ggf. noch ergeben.

Dadurch entsteht dann also eine Priorisierung und Reihenfolge der Arbeitsunterweisungen für bestimmte Personen und erst dann die Notwendigkeit entsprechende Arbeitsaufschlüsselungen zu erstellen. Es wäre im höchsten Maß und wahrsten Wortsinn verschwenderisch Arbeitsaufschlüsselungen zu erstellen, wenn sie gar nicht für Arbeitsunterweisungen benötigt werden, weil bspw. die notwendigen Kompetenzen bei den betreffenden Mitarbeitern schon vorhanden sind.

„Das Prinzip der Priorität besagt, dass man (a) den Unterschied zwischen dem, was dringend ist, und dem, was wichtig ist, kennen muss und (b) dass man das, was wichtig ist, zuerst tun muss.“

– Steven Pressfield

Deshalb ist es auch ziemlich unsinnig, wenn beispielsweise im Rahmen der TWI bzw. Job Instruction Einführung pauschal für alle Tätigkeiten erstmal Arbeitsaufschlüsselungen erstellt werden, nur damit man vielleicht erste Aktivitäten nachweisen kann und evtl. entsprechende Dokumentationen erstellt sind.

Selbst wenn es in dem fraglichen Bereich in nächster Zeit zu Ruhestandssituationen kommen sollte, macht der Einstieg mit Arbeitsaufschlüsselungen keinen Sinn, wenn noch gar nicht klar ist, um welche Tätigkeiten es den eigentlich gehen wird, wenn ein Experte in den Ruhestand gehen sollte. Dabei kann es durchaus zu der Situation kommen, dass es gerade nicht die offensichtlichen Tätigkeiten sind, die diese Person noch ausführt – weil sie durch die möglicherweise hohe Sichtbarkeit sehr präsent sind – sondern, dass es gerade die eher seltenen Tätigkeiten sind, deren Elemente sich auf einer unbewussten Ebene abspielen, oder von denen gar nicht klar ist, dass sie überhaupt durchgeführt werden. Bspw. weil sie gar nicht mit den klassischen Hilfsmitteln (Wertstromdiagramm, Swimlanes, Prozesslandkarte, …) dokumentiert sind, oder diese Dokumentation gar nicht den aktuellen Stand darstellen.

Oder es sind die typisch dringenden Tätigkeiten, die eine hohe Präsenz haben, sondern die verborgenen wichtigen Aktivitäten, die vielleicht in einer niedrigeren zeitlichen Frequenz durchgeführt werden und deshalb eher unter dem Radar der Wahrnehmung bei den Beteiligten/Betroffenen fliegen.

Deshalb beginnt eben die Vorderseite (!) der Job-Instruction-Merkkarte mit dem Punkt Zeitplan erstellen, der auch nicht nur die einzelne Arbeitsunterweisung im Fokus hat, sondern eben alle Fähigkeiten erfasst, die ein Mitarbeiter bzw. die Gesamtheit aller Mitarbeiter (im Verantwortungsbereich des Karteninhabers) bis wann erwerben soll. Dazu gehören dann auch die schon erwähnten Randbedingungen, die allgemein mögliche Veränderungen im Verantwortungsbereich in ihrer Gesamtheit umfassen.

Im Sinne des Titels dieses Blog-Artikels sollten also keine Arbeitsaufschlüsselungen erstellt werden, solange die Gesamtheit der relevanten Tätigkeiten in Form eines Zeitplans mit entsprechender Priorisierung unter Berücksichtigung aller Randbedingungen noch gar nicht bekannt ist.

Wenn Sie wissen möchten, wie die Einführung und Umsetzung von Arbeitsunterweisungen nach TWI-Prinzipien in Ihrem Verantwortungsbereich aussehen können, nehmen Sie gerne Kontakt mit mir über dieses Formular auf oder greifen Sie einfach zum Telefon und rufen Sie mich unter 0171-7342717 an.

Falls die Umstände für Sie aktuell eine Kontaktaufnahme verhindern, legen Sie sich doch eine Wiedervorlage an.

Frage: Wonach richten sich die Prioritäten bei Arbeitsaufschlüsselungen und -unterweisungen in Ihrem Verantwortungsbereich? Wo könnte zu einer falschen Priorisierung kommen? Welche Folgen könnten sich daraus ergeben?

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