Was Goethe schon von Lean wusste

Goethe

„Wir lernen die Menschen nicht kennen, wenn sie zu uns kommen; wir müssen zu ihnen gehen, um zu erfahren, wie es mit ihnen steht.“

Als mir dieses Zitat von Goethe begegnet ist, musste ich unwillkürlich an Gemba Walks denken (irgendwie krieg‘ ich halt Lean nicht aus dem Kopf ;-) Der Gedanke, dass sich die Realität nicht in Besprechungsräumen zeigt, ist nicht neu. Schon lange vor uns hat jemand erkannt, dass Verständnis nicht aus Distanz entsteht, sondern aus Nähe. Nähe nicht im körperlichen Sinn allein, sondern in Form einer bewussten Hinwendung. Genau darin liegt für mich die Essenz dessen, was wir im Lean-Kontext mit dem Gemba meinen: dorthin zu gehen, wo Wert entsteht, und zu beobachten, was tatsächlich geschieht.

Dabei geht es um mehr als einen kurzen Rundgang, um Zahlen oder Kennzahlen zu kontrollieren. Es ist eine Einladung, den Kontext zu verstehen. Menschen agieren nicht im luftleeren Raum. Sie sind Teil eines Systems, eines Prozesses, einer Kette von Zusammenhängen aus Handlungen und Kommunikation, eines Kontextes. Wer also nur den Menschen betrachtet, ohne den Prozess zu sehen, wird kein vollständiges Bild erhalten. Ebenso wenig führt es weiter, ausschließlich auf den Prozess zu schauen und den Menschen zu ignorieren, der ihn gestaltet, darüber redet, ausführt oder vielleicht auch unbewusst behindert.

„Das Geheimnis des Erfolgs ist, den Standpunkt des anderen zu verstehen.“

– Henry Ford

Ich habe immer wieder den Eindruck, dass sich Organisationen auf Informationen verlassen, die gefiltert und interpretiert wurden. Sie wirken wie ein sauber geschliffener Spiegel, der Klarheit verspricht, aber in Wirklichkeit nur eine sorgfältig kuratierte Version der Wahrheit zeigt. Wenn man jedoch den Ort aufsuche, an dem etwas geschieht, erkennt man plötzlich Details, die in keiner Präsentation auftauchen. Kleine Unstimmigkeiten, Improvisationen, Routinen, die sich verselbständigt haben. All das erzählt einem eine Geschichte, die sich nur vor Ort erschließt.

Das Spannende daran ist, dass man dabei nicht in die Rolle des Kontrolleurs schlüpfen muss. Ganz im Gegenteil: Je mehr man zuhört, desto mehr öffnet sich ein Raum für Dialog. Man beginnt zu verstehen, warum Menschen Dinge so tun, wie sie sie tun, und wie stark die Prozesse, in denen sie arbeiten, ihre Entscheidungen prägen. Es ist ein Wechselspiel aus Strukturen und Verhalten, das sich nicht mit Präsentationen und Checklisten erfassen lässt.

Und irgendwann wird klar: Die größte Erkenntnis liegt nicht in der Feststellung, dass etwas schiefläuft, sondern in dem Moment, in dem man versteht, warum es so ist. Diese Erkenntnis lässt sich nicht herbeiführen, indem man Menschen zu sich holt, in ein Büro oder einen Besprechungsraum, um Probleme theoretisch zu erörtern. Sie entsteht dort, wo Realität sich nicht mehr beschönigen lässt.

Das sind auch die subtilen Aspekte, die die Layered Process Audits so wirksam machen. Nicht weil damit Kontrolle ausgeübt wird, sondern weil Beobachtungen vor Ort stattfinden und dann auch entsprechende Maßnahmen abgeleitet und ergriffen werden können.

Wenn Sie wissen möchten, wie die Einführung von Layered Process Audits in Ihrem Verantwortungsbereich aussehen können, nehmen Sie gerne Kontakt mit mir über dieses Formular auf oder greifen Sie einfach zum Telefon und rufen Sie mich unter 0171-7342717 an.

Falls die Umstände für Sie aktuell eine Kontaktaufnahme verhindern, legen Sie sich doch eine Wiedervorlage an.

Frage: Welche Erfahrungen haben Sie mit Nähe und Distanz gemacht? Wo haben eigene Bobachtungen den Unterschied gemacht? Welche Erkenntnisse ziehen Sie aus dieser Reflexion?

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