Die Argumentation folgt oft einer einfachen Logik: „Unsere Prozesse, unsere Marktbedingungen, unsere Kundenanforderungen sind so speziell, dass Standards nicht greifen.“ Doch genau hier liegt die Gefahr. Natürlich gibt es Unterschiede zwischen Unternehmen, Branchen und Geschäftsmodellen. Doch auf einer tieferen Ebene basieren viele Herausforderungen auf ähnlichen Prinzipien – und ebenso existieren übergreifende Lösungsansätze, die sich anpassen lassen, ohne blind kopiert zu werden.
Ein interessantes Spannungsfeld entsteht, wenn man diesen Uniqueness Bias im Kontext von Prozessen und Projekten betrachtet. Projekte per Definition als einmalige Vorhaben zu verstehen, ist ein Grundsatz des Projektmanagements. Die Besonderheit eines Projekts wird oft als Begründung angeführt, warum eine Übertragung von Methoden aus anderen Projekten oder gar aus stabilen Prozessen nicht funktionieren könne. Während Prozesse auf Standardisierung, Wiederholbarkeit und kontinuierliche Verbesserung ausgerichtet sind, unterliegen Projekte einer gewissen Unvorhersehbarkeit und einem höheren Maß an Individualität.
– Christian Morgenstern
Hier wird der Uniqueness Bias besonders sichtbar. Es gibt unzählige Unternehmen, in denen jede größere Initiative als „Sonderprojekt“ behandelt wird, selbst wenn bereits ähnliche Vorhaben existieren oder sich zumindest Strukturen ableiten ließen, um wiederkehrende Muster effizient zu nutzen. Stattdessen wird jedes Mal aufs Neue eine eigene Methodik entwickelt, eine eigene Steuerungslogik erdacht – oft mit dem Argument, dass die Rahmenbedingungen zu spezifisch seien, um auf bestehendes Wissen zurückzugreifen.
Gleichzeitig zeigt sich das Problem in der anderen Richtung: In dem Versuch, Lean-Prinzipien universell anwendbar zu machen, wurde in der Vergangenheit oft versucht, Methoden des Toyota Produktionssystems nahezu unverändert auf völlig unterschiedliche Unternehmen und Branchen zu übertragen – oft mit mäßigem und nicht nachhaltigem Erfolg. Hier wurde nicht beachtet, dass Prozesse eben doch in ihren Kontext eingebettet sind und ihre Optimierung eine individuelle Adaption erfordert. Es ist daher eine Gratwanderung: Weder sollte man jede Organisation als so einzigartig betrachten, dass nichts übertragbar ist, noch sollte man universelle Lösungen überstülpen, ohne die wesentlichen Unterschiede zu verstehen.
Letztlich geht es um Mustererkennung und Systemverständnis. Wer sich nur auf die Unterschiede konzentriert, verliert den Blick für grundlegende Mechanismen, die in vielen Organisationen ähnlich funktionieren. Wer jedoch alles über einen Kamm schert, übersieht die kritischen Kontextfaktoren, die über Erfolg oder Misserfolg einer Methode entscheiden. Es ist nicht die Wahl zwischen „Standardlösung oder Individualansatz“, sondern das intelligente Verbinden von beidem.
Wenn Sie wissen möchten, wie Sie den Gesamtüberblick bewahren und gleichzeitig den individuellen Kundenbedürfnissen gerecht werden, dann nehmen Sie gerne Kontakt mit mir über dieses Formular auf oder greifen Sie einfach zum Telefon und rufen Sie mich unter 0171-7342717 an. Wenn Sie spüren, dass isolierte Detailoptimierungen nicht den erhofften Erfolg bringen, unterstütze ich Sie dabei, den idealen Mittelweg zwischen analytischer Präzision und einem ganzheitlichen Systemverständnis zu finden. So schaffen Sie die Basis, um Ihre Prozesse effizient zu gestalten und den Kunden in den Mittelpunkt zu stellen.
Falls die Umstände für Sie aktuell eine Kontaktaufnahme verhindern, legen Sie sich doch eine Wiedervorlage an.
Uniqueness Trap (Harvard Business Review)
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