Im Lean-Kontext haben wir vergleichbare Szenarien, bei denen das Verhalten von Menschen in Geschäftsprozessen durch den Kontext eben dieser Prozesse geprägt wird. Das betrifft dabei nicht nur das allgemeine Verhalten, sondern dehnt sich auch auf (vermeintliches) Fehlverhalten, nicht standardkonformes oder nicht sicherheitskonformes Verhalten aus.
Man kann in meinen Augen auch noch „etwas“ weitergehen und die Kontextfrage auch auf allgemeine Verbesserungs- und Veränderungsszenarien ausdehnen. Auch hier lohnt es sich die Frage zu stellen, was die Einflussfaktoren bzw. Auslöser von Widerstands- oder Abwehrverhalten sind.
Dabei kann man jetzt selbst darüber spekulieren, wie über die Zusammenhänge bei anderen Personen. Es wird aber mit ziemlicher Sicherheit bei Spekulationen bleiben. Selbst wenn man die betreffenden Personen befragt, lässt sich die Spekulation nicht völlig ausschließen. Einerseits weil die Zusammenhänge den Personen selbst gar nicht bewusst sind und andererseits weil ihre Antworten wiederum durch den Kontext beeinflusst sein können.
Gleichzeitig kann man aber mit großer Wahrscheinlichkeit konstatieren, das keine Befragung auch kein besseres Ergebnis bringen wird.
Was hält uns also davon ab, einen Versuch zu machen?
– Charles Darwin
Natürlich ist auch das eine Form der Spekulation. Ein Grund könnte dabei sein, dass unser eigenes Weltbild ins Schwanken gerät, vielleicht sogar weil unser eigenes Verhalten und unsere Kommunikation ein Teil des Problemkontextes darstellt. Eine Ausprägung könnte bspw. die fehlendes psychologische Sicherheit sein, primär natürlich bei den befragten Personen, aber wer kann einen vergleichbaren Kontext für uns selbst als fragende Personen wirklich ausschließen.
In einer kürzlichen Unterhaltung mit einem Opex-Verantwortlichen haben wir spekulativ darüber diskutiert, warum Menschen Vorbehalte gegenüber Lean & Co. haben, obwohl es doch primär darum geht, sich das (Arbeits-)Leben leicht zu machen und es keinen objekt erkennbaren Grund gibt, im Bezug zur Wertschöpfung etwas umständliches, unnötiges, überflüssiges, also mindestens wertneutrales oder sogar wertreduzierendes zu tun.
Und trotzdem kommt es tagtäglich vor und vermutlich fast genau so oft trauen wir uns nicht, das aktiv zu hinterfragen. Möglicherweise weil wir dann bewussten Widerstand auslösen, weil wir nicht wissen, wie wir damit umgehen sollen. Vielleicht weil wir selbst „Angst“ davor haben, eine Person mit ihrem Verhalten zu konfrontieren, weil wir vielleicht dabei selbst viel zu leicht auf eine persönliche Ebene rutschen könnten.
Dazu gehört vermutlich auch das latente Bewusstsein darüber, dass die zugrundeliegende Warum-Frage viel zu leicht zu Rechtfertigungen führen, statt die Gründe offenzulegen und gemeinsam einen Ansatzpunkt zu alternativen Vorgehensweisen zu finden.
Ein Grund könnte natürlich sein, dass die „Sache“ der anderen Person schlicht egal ist, wir mit diesem Umstand aber nicht umgehen können, sei es weil wir nicht verstehen, wie und warum das jemand egal sein kann oder weil es vielleicht sogar zu unserer (selbstzugeschriebenen) Rolle gehört, dass das uns nicht egal sein darf, wir also diese Form der Ignoranz sogar überwinden müssen, uns dazu aber vielleicht die Mittel (auf unterschiedlichen Ebenen) fehlen.
An dieser Stelle will ich die Spekulation beenden, aber nicht ohne Sie mit dem Impuls springen zu lassen, vielleicht doch mal eine Rückfrage zu stellen. Es wird Sie bestimmt nicht dümmer machen.
[1] Malcom Gladwell: Talking to StrangersFrage: Welche Bedeutung schreiben Sie dem Kontext zu? Welche Kopplungen sind Ihnen schon begegnet? Welche Schlüsse ziehen Sie daraus?
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