Vollständig muss es lauten: „Gebt mir einen festen Punkt und einen genügend langen Hebel, und ich bewege die Erde.“
Oft wird aber die Sache mit dem Hebel weggelassen und er selbst hat das in der Überlieferung wohl auch nicht genannt.[1]
Manchmal wird aber auch nur von dem Hebel gesprochen und davon abgeleitet, dass man nur mit einem entsprechend langen (oder starken) Hebel jede Wirkung erzielen könnte.
Wie schon erwähnt, sind aber beide Voraussetzungen zwingend notwendig, um die gewünschte Wirkung zu erzielen.
Diese oft fehlende Vollständigkeit ist nicht nur beim Hebelgesetz eine zwingende Voraussetzung sondern auch im Lean-Kontext.
Das kann man bspw. noch so viele Methoden und Werkzeuge beherrschen, wenn es aber nicht gelingt, bei den beteiligten Menschen den inneren Antrieb zu schaffen, entsprechend mitzuwirken, wird man zumindest mittel- und langfristig kläglich scheitern. Dabei die Verbindung aus dem inneren Antrieb und dem Begriff des Schaffens (von außen) schon fast ein Widerspruch in sich und verdeutlicht damit auch die besondere Herausforderung.
Damit ist es aber noch nicht genug, mit der Vollständigkeit der Voraussetzungen.
Neben den Methoden und Werkzeugen und den beteiligten Menschen wird auch ein gemeinsames Verständnis der Problemstellung und des zu erreichenden Ziels notwendig.
– Aristoteles
Damit dann eine Verbesserung messbar stattfinden kann, muss auch ein Standard vorhanden sein, auf dem man sich abstützen kann (was sich fast wie der feste Punkt anhört, oder?). Sollte kein Standard vorhanden sein, ist das auf jeden Fall auch schon mal ein Problem und im Grunde sogar das brennendste, weil man ja dann nicht hätte, ggü. dem man die Verbesserung feststellen bzw. messen könnte.
Also geht es nicht ohne Standard und in der Konsequenz auch nicht ohne Ziel(-Zustand), weil erst in der Lücke zwischen dem aktuellen Standard (dem Ist-Zustand, und kein Standard ist da dann auch schon ein Standard) und dem angestrebten Ziel-Zustand ein Problem in der allgemeinsten Form entsteht.
Diese Lücke ist dabei immer vorhanden, weil eben auch die vermeintliche Abwesenheit eines Problems schon ein Problem darstellt.
Man könnte also schon fast sagen, dass sich die Sache mit dem Problem wie die Sache mit der Kommunikation oder dem Verhalten darstellt. Man kann nicht nicht-kommunizieren, man kann sich nicht nicht-verhalten und man kann kein Problem nicht haben.
Aber beim Problem kommt noch eine Sache dazu, die beim Kommunizieren und Verhalten keine so große Rolle spielt.
Man muss auch ein Problembewusstsein haben, sonst wird es keinen Antrieb zur Veränderung geben. Die Schaffung des Problembewusstsein als inneren Antrieb ist dabei auch viel leichter, weil man hier durchaus eben externe Maßstäbe ansetzen kann und diese verinnerlichen (lassen) kann.
Wenn es am Problembewusstsein mangelt, kann man das wieder mit dem Hebelgesetz in Relation setzen.
Man hat den festen Punkt und man hat den entsprechend langen Hebel. Aber wenn man keine Kraft auf das Ende des Hebels aufbringt, wird sich nix bewegen.
Aus dieser Gemeinsamkeit kann man also jetzt ein paar Schlussfolgerungen ziehen und Fragen entwickeln.
Haben wir Standards? Wissen wir, wie unser Ziel aussieht? Haben wir bei allen Beteiligten das notwendige Problembewusstsein? Haben wir die Methoden und Werkzeuge, um die Probleme zu lösen?
Zu den Methoden und Werkzeugen zähle ich dabei auch kulturelle Aspekte, die es erlauben, bei den Verbesserungsbestrebungen Fehler zu machen, aus den Fehlern entsprechende Schlussfolgerungen zu ziehen. Man kann das übrigens auch wissenschaftliches oder noch besser wissenschaffendes Denken nennen.
Ähnlich wie beim Hebelgesetz wird sich auch im Lean-Kontext nichts bewegen, wenn es an den Voraussetzungen hapert.
PS: Haben Sie es übrigens gemerkt? Über Archimedes und seine Aussage hatte ich schon einmal einen Artikel geschrieben, allerdings mit einem etwas anderen Ausgangspunkt.[2]
[1] Archimedes-Zitate
[2] Archimedes-Artikel
Frage: Was braucht es in Ihren Augen, um Lean erfolgreich zu machen? Welche Konsequenzen ergeben sich, wenn etwas fehlt? Welche Schlussfolgerungen ziehen Sie daraus?
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