Wissen und Erfahrung in Unternehmen folgen keinem Mindesthaltbarkeitsdatum. Sie sind weder mit einem klaren Stempel versehen noch mit einem Warnhinweis ausgestattet, der signalisiert, dass sie bald verloren gehen könnten. Das macht sie schwer fassbar, aber nicht weniger anfällig für Verlust. Während ein abgelaufenes Lebensmittel oft noch genießbar ist, endet der Nutzen von Wissen und Erfahrung abrupt, wenn ein Experte das Unternehmen verlässt. Dann stellt sich das Problem nicht schleichend ein, sondern häufig schlagartig – und die Auswirkungen bleiben meist unsichtbar, bis es zu spät ist.
Die Folgen dieses plötzlichen Verlustes sind wie eine unsichtbare Lebensmittelvergiftung. Zunächst merkt man nichts. Prozesse laufen weiter, Entscheidungen werden getroffen, und es scheint, als sei alles in Ordnung. Doch mit der Zeit zeigen sich Lücken. Prozesse geraten ins Stocken, Lösungen wirken halbherzig, und plötzlich ringen Teams mit Herausforderungen, die vorher scheinbar mühelos bewältigt wurden. Diese Symptome bleiben oft unerkannt, bis das gesamte System ins Wanken gerät.
Das Dilemma liegt in unserer Einstellung zum vermeintlich unendlichen Vorrat an Wissen. Oft wird unterschätzt, wie schwer es ist, gelebte Erfahrung zu bewahren oder zu übertragen. Während Technologien und Systeme akribisch dokumentiert werden, bleibt das implizite Wissen – die ungeschriebenen Regeln, die feinen Nuancen von Entscheidungen und das Fingerspitzengefühl – häufig unberührt. Und genau das macht den Unterschied zwischen Erfolg und Scheitern aus.
– Jeanne Moreau
Besonders kritisch wird es in der heutigen Zeit, in der die Baby-Boomer-Generation in den Ruhestand geht. Viele dieser Experten haben Jahrzehnte an Erfahrung gesammelt, in Krisen improvisiert, Brücken gebaut und Innovationen vorangetrieben. Ihr Wissen ist in den Prozessen und der Kultur von Unternehmen verwurzelt, aber gleichzeitig untrennbar mit ihrer Persönlichkeit verbunden. Wenn sie gehen, bleibt oft eine Lücke, die sich nicht allein durch Schulungen oder Nachfolgeprogramme schließen lässt.
Das macht die Frage nach der Weitergabe von Wissen und Erfahrung so dringlich. Es geht nicht nur um die Sicherung von Informationen, sondern um die aktive Gestaltung von Übergängen. Wie können wir sicherstellen, dass diese Übergänge nicht nur reibungslos, sondern auch nachhaltig sind? Wie können wir die Perspektiven und das Wissen der Älteren mit den Ideen und Fähigkeiten der Jüngeren verbinden? Und wie schaffen wir es, diese Verknüpfung rechtzeitig zu beginnen, bevor die Lücke entsteht?
Vielleicht wäre es klüger, das Mindesthaltbarkeitsdatum von Lebensmitteln als Vorbild zu nehmen. Nicht im Sinne eines genauen Datums, sondern als Warnsystem, das uns anzeigt, wann es Zeit wird, zu handeln. Ein System, das uns darauf vorbereitet, dass auch Wissen und Erfahrung nicht unendlich haltbar sind, sondern Aufmerksamkeit und Pflege brauchen. Denn wenn wir erst reagieren, wenn die Symptome sichtbar sind, leidet nicht nur der einzelne Prozess, sondern das ganze Unternehmen – wie nach einer Lebensmittelvergiftung.
Das Mindesthaltbarkeitsdatum von Wissen und Erfahrung macht eines deutlich: Es reicht nicht, auf den schleichenden Verlust zu warten und dann die entstandenen Lücken zu beklagen. Prävention ist entscheidend. Ein bewährter Ansatz hierfür ist das Konzept von Training Within Industry (TWI), insbesondere das Modul Job Instructions. Dieses zielt darauf ab, Wissen so systematisch und strukturiert zu vermitteln, dass es nicht nur erhalten bleibt, sondern auch effektiv in die Praxis übertragen werden kann.
Darauf aufbauend bietet das Job Transfer Training eine moderne Weiterentwicklung, die speziell darauf ausgerichtet ist, Erfahrung und Expertise mit dem Geschäftsmodell und der Prozesslandschaft zu koppeln und dann über Generations- und Hierarchiegrenzen hinweg zu transportieren. Es schafft die Grundlage für einen reibungslosen Übergang, indem nicht nur das „Was“ und „Wie“ eines Prozesses, sondern auch das „Warum“ nachhaltig vermittelt wird. So wird verhindert, dass implizites Wissen unbemerkt verloren geht – und die Organisation bleibt auch in Zeiten des Wandels stabil und handlungsfähig.
Wenn Sie wissen möchten, wie das Job Transfer Traning in Ihrem Verantwortungsbereich wirken kann, nehmen Sie gerne Kontakt mit mir über dieses Formular auf oder greifen Sie einfach zum Telefon und rufen Sie mich unter 0171-7342717 an.
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