Also die Armutsschere, die ökonomische Schere oder andere Situationen, die oft aus einem wirtschaftlichen Kontext kommen.
Vor ein paar Jahren hatte ich in einem eher technischen Kontext für mich das Bild der digitalen Schere gefunden, die man nicht nur auf Unternehmen und deren Kompetenz im Digitalisierungskontext anwenden kann, sondern auch auf Staaten und Gesellschaft, die öffentliche Verwaltung aber auch auf ganze Branchen oder einzelne Berufszweigen bzw. die Menschen, die darin tätig sind.
Da gibt es dann Organisationen, die verstanden haben, dass Digitalisierung nie ein Selbstzweck sein sollte, sondern dass mittels dem Geschäftsmodell immer der Kunde im Fokus stehen sollte, weil er es letztlich ist, der durch einen Nutzen aus der Digitalisierung die Organisation für ihr Bestreben belohnt, indem er die damit angebotenen oder verbesserten Produkte oder Dienstleistungen honoriert.
Der andere Flügel sind dann die, die sich mit diesen Fragestellungen entweder gar nicht beschäftigten oder glauben, dass das Einscannen von Papierunterlagen schon genug der Digitalisierung ist.
Diese Aspekte lassen sich dann ausgehend von den Organisationen (wozu ich bspw. auch öffentliche Verwaltungen zählt) bis auf die besagten Menschen herunterbrechen und abbilden, die in diesen Organisationen tätig sind. Dabei ist mir durchaus bewusst, dass aus dieser Zugehörigkeit auch eine nicht zu unterschätzende Fremdbestimmung herrührt.
Soweit erstmal der grundsätzliche Scherenkontext, den ich anhand der Digitalisierung umrissen haben.
Wo treten also noch vergleichbare Effekte auf?
Ohne Anspruch auf Vollständigkeit kommen mir diese größeren und kleineren „Anwendungsfälle“ in den Sinn.
– Paula Modersohn-Becker
Da gibt es die Antriebsformen im Automobilbereich mit den beiden Scherenspitzen des Verbrenners und des Elektromotors. Auch da tun sich zunehmende Lücken auf, die sich nicht nur auf den reinen Antrieb beschränken, sondern auf weitere Bereiche innerhalb des Fahrzeugs erstrecken (Getriebe, Bremsen, Kraftstoffspeicherung/verteilung, …) aber auch Einfluss auf die notwendige Energieverteilung und Energiegewinnung erstrecken und wechselseitige Einflüsse ausüben.
Dann kommt vermutlich jedem ganz schnell das breite der Feld der künstlichen Intelligenz mit ihren beiden großen Bereichen der analytischen KI (bspw. Bild- oder Textanalyse und -auswertung) und der generativen KI mit vergleichbaren Anwendungsbereichen, die sich in der Natur der generativen Sache bedingt wahrscheinlich sogar noch weiter ausweiten wird.
Auch hier sehe ich diese Einflüsse nicht nur auf die Unternehmen oder Organisationen im Allgemeinen, sondern eben auch auf die Menschen, die darin oder dafür tätig sind.
Auf der Lean&Green-Konferenz am 23. und 24.10.2024 in Mannheim[1], welche von der LeanBase veranstaltet wurde und ich die Ehre und das Vergnügen hatte, die Moderation zu übernehmen, ist mir noch eine weitere Schere bewusst geworden, die in den kommenden Jahren in meinen Augen auch an Bedeutung gewinnen wird.
Es ist die Nachhaltigkeitsschere, die sich aus dem Einfluss auf unsere Umwelt und das Klima ergeben wird und die ebenfalls Einfluss auf die Unternehmen und die betreffenden Menschen ausüben wird. Auch dabei erstreckt sich der Einfluss auf das gesamte Geschäftsmodell, der u.U. bzw. tw. auch ganze Branchen erfassen wird und deshalb auch der individuelle Einfluss auf die persönlichen Konsequenzen entweder massiv auf der Strecke bleibt (weil die Branchen und die betreffenden Tätigkeiten im Extremfall verschwinden werden, als historisches Beispiel fällt mir dazu die Textilindustrie durch die Erfindung des mechanischen Webstuhls ein) oder eben die Folge hat, dass sich der Arbeitsmarkt verändert und die Menschen sich dem fügen werden müssen (hier kann man die verschiedenen industriellen Revolutionen mit ihren Konsequenzen als Referenz heranziehen).
Wie schon bei der Digitalisierung und auch beim Einsatz von KI kommt auch bei der Nachhaltigkeit der unternehmerischen Entscheidung, wie mit dem Thema umgegangen werden soll, eine große Bedeutung zu. Dazu gehört auch die Einschätzung, welchen Einfluss das Verhalten andere Marktbegleiter anderer Marktbegleiter ausüben wird. Zusätzlich spielt auch die staatliche Regulatorik eine Rolle und natürlich darf man auch die Natur selbst nicht vergessen, die sich im Vergleich zu allen anderen Mitspielern praktisch nicht beeinflusst lässt. Gleichzeitig unterliegt die Beurteilung aller Einflüsse (auch die der Natur) immer auch der individuellen Bewertung, was die Situation insgesamt nicht einfacher macht.
Welche Schlussfolgerungen lassen sich also aus diesen Überlegungen ziehen? In meinen Augen ist es praktisch das Wichtigste, dass man sich dieser Scheren bewusst ist bzw. macht, die eigene Situation darin verortet, den eigenen Handlungsspielraum ableitet, letztlich die individuellen Konsequenzen zieht und die eigenen Aktivitäten danach ausrichtet.
Frage: Welche Scheren oder vergleichbaren Entwicklungsschnittmuster kommen Ihnen in den Sinn? Welchem Einfluss werden Sie dabei unterliegen? Wie gehen Sie mit dieser Veränderung um?
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