KVP – eine Frage der Generation

Generation

Der Impuls zu diesem Artikel ist aus einer Podcast-Episode von Stephan Heinrich entstanden, in der er die drei Ichs der Trans­aktions­analyse auf Situa­tionen der Einwandbe- und Preis­verhand­lung abbildet. Da es sich dabei teil­weise wie im Konti­nuier­lichen Verbes­serungs­prozess auch um Kommuni­kations­situa­tionen handelt, lassen die Prinzi­pien aus der TA auch auf den KVP übertragen.

Ähnlich wie das Neuro-Linguistische Programmieren mit seinen Vorannahmen basiert auch die Trans­aktions­analyse auf einem positiven Menschen­bild, welche im Bezug zum KVP in der Annahme zum Aus­druck kommt, dass der Mensch die Fähigkeit hat zu denken und (damit) seine Probleme lösen kann.

Die Transaktionsanalyse enthält u.a. das Strukturmodell dreier Ich-Zustände, die Menschen mehr oder weniger bewusst einnehmen. Die Ich-Zustände kommen insbe­sondere in Kommuni­kations­situation zum Vor­schein. Dabei nehmen Menschen je nach den Rand­bedingungen sehr schnell einen der drei Zustände ein und kommuni­zieren bzw. handeln dann auch relativ stereo­typisch.

Bei den drei Ich-Zuständen handelt es sich um das Kindheits-Ich, das Eltern-Ich und das Erwachsenen-Ich. Dabei sind die ersten beiden Ich-Zustände (Eltern und Kindheit) in Kommuni­kations­situa­tionen oft Gegen­spieler, d.h. ein Kommuni­kations­partner nimmt die Position des Eltern-Ichs ein und der andere antwortet aus der Position des Kind­heits-Ichs. Wenn ein Kommuni­kations­partner aus der Position des Erwach­senen-Ichs kommuni­ziert, antwortet der andere dagegen in der Regel eben­falls aus dieser Position.

Eltern-Ich

Das Eltern-Ich arbeitet oft mit Zurecht­weisungen am einen Ende des Kommuni­kations­spektrums und Hilfs­ange­boten am anderen Ende. Im Grunde ent­springen beide Elemente dem Kontroll­bedürfnis. Deshalb agieren und kommuni­zieren Führungs­kräfte oft aus der Position des Eltern-Ichs, weil sie auch die Ergebnis­verant­wortung für die Mitar­beiter ihrer Teams tragen. Selbst wenn die Zurechtweisungen wohl­wollend und freund­lich gemeint und auch so vorge­tragen werden, bleiben sie es in ihrem Wesen und verur­sachen dann die unten beschrie­benen Reak­tionen. Ähnliches gilt auch für wohl­gemeinte Hilfs­angebote, die selbst bei positiven Reak­tionen immer die Gefahr der resul­tierenden, weil dadurch erlernten Unselbst­ständigkeit in sich tragen.

Im KVP sollten die genannten Ausprä­gungen (und damit die Kommuni­kation aus der Position des Eltern-Ichs an sich) vermieden werden, weil sich dadurch Reak­tionen aus der Position des Kindheits-Ichs vermeiden lassen.

„Jede Generation lacht über die alte Mode und folgt inbrünstig der neuen.“

– Henry David Throreau

Kind-Ich

Wie schon angedeutet, ist das Kindheits-Ich der Gegenspieler des Eltern-Ichs und damit oft im betrieb­lichen Umfeld der Kommuni­kations­partner des vorge­setzten Eltern-Ichs. Die zentralen Bestandteile des Kindheit-Ichs sind sowohl Emotionen und Kreativität aber auch Unterwürfigkeit oder Widerstand gegenüber den Äußerungen eines Eltern-Ichs.

Widerstand entsteht beispiels­weise fast schon natür­lich gegenüber Verände­rungen im Rahmen des KVP, wenn diese aus der Position des Eltern-Ichs vorge­tragen werden. Ähn­licher Widerstand wird provo­ziert, wenn Fehler nicht als Entwick­lungs­chance und im Fall des KVP nicht als absolute Not­wendig­keit angesehen werden, sondern aus­schließ­lich negativ angesehen werden.

Ebenso ist Unterwürfigkeit eine uner­wünschte Reaktion, weil dadurch die vorhan­dene Kreati­vität auf der Strecke bleibt. Die ggf. auch unter­drückten Emotionen bahnen sich mög­licher­weise an anderer Stelle (im Unter­nehmen oder außer­halb) ihren Weg – mit den dann evtl. unerwünschten Folgen.

Da sich die Reaktionen des Kommuni­kations­partners selbst nicht steuern lassen (s. Vorannahme des NLP zum Wert einer Kommunikation) bleibt nur die Anpassung der eigenen Kommuni­kation durch Wechsel des Ichs.

Erwachsenen-Ich

Prägendes Element des Erwachsenen-Ichs ist der Selbstbezug in den Äuße­rungen ebenso wie die Darstel­lung und Reflexion des objektiv beobacht­baren Verhal­tens und der sich daraus ergebenden Resul­tate. Dabei fehlen dann auch sub­jektive Beurtei­lungen dieser Aspekte ebenso wie speku­lative Annahmen über die Hinter­gründe.

Das Kommunikationsmittel der Wahl sind dort ehrlich gemeinte Fragen, mit denen ebenso ehrlich gemeintes Inte­resse am Verständnis für die erhaltenen Antworten besteht. Eine nützliche Ausprägung der gestellten Fragen im Rahmen des KVP orientiert sich an den Fragen der Coaching-Kata.

Ebenso nützlich ist die Vorgehensweise zur Schaffung guter Arbeits­beziehung wie sie im Job Relations Training (JRT) des TWI-Programm (Training Within Industry) vermittelt werden.

Auch wenn der direkte Bezug zwischen der Kata bzw. dem JRT und der Trans­aktions­analyse in der jeweiligen Literatur fehlt (auch aufgrund der unter­schied­lichen zeit­lichen Reihen­folge) sind die gemein­samen Grund­lagen in meinen Augen deutlich erkennbar und ein deut­licher Ausdruck des Respekts ggü. den betei­ligten und betrof­fenen Menschen.

Frage: Welche Reaktionen ergeben sich in Ihrem Unter­nehmen durch Verände­rungen in Folge des KVP? Wie lassen sich diese vermeiden bzw. in positive Bahnen lenken? Welche Vorteile können sich dann daraus ergeben?

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