KVP – keine Frage des Wissens

Wissen

Wissen ist laut Wikipedia die wahre, gerecht­fertigte Meinung, die sich auf defi­nierte Personen oder Gruppen und diesen verfüg­bare Fakten, Theorien und Regeln bezieht. Im allge­meinen ist Wissen eine gute Sache. Im Bezug auf den Konti­nuier­lichen Verbes­serungs­prozess ist es allerdings nicht ausrei­chend und an bestimmten Stellen kontra­produktiv, limitie­rend und sogar verkehrt.

Wie komme ich zu dieser Ansicht? In der Folge dieses Artikels möchte ich darauf eingehen.

Wissen ist nicht ausreichend

Etwas zu wissen, ist leider nicht ausrei­chend, das Wissen dann auch in konkrete, bewusste Hand­lungen umzu­setzen, die sich je nach Not­wendig­keit – und davon können wir im Zusammen­hang mit Prozessen ausgehen (sonst wären es näm­lich keine) – auch wieder­holen. Wenn das Wissen genutzt wird, um Sys­teme zur Umsetzung zu schaffen, sind wir auf dem richtigen Weg. Dann kann es zu Beginn auch das Wissen einer anderen Person sein, die uns bei der Umsetzung begleitet. Nahezu alle Lern­kon­zepte und Lehrer-Schüler-Systeme bauen darauf aus. Im Lean-Umfeld ist es bei­spiels­weise die Verbes­serungs-Kata und die beglei­tende Coaching-Kata. Im Training Within Industry (der Vorläufer von Lean & Co.) sind es bspw. die Job Instruc­tion und die Job Improve­ment Methods.

Wissen limitiert

Entsprechend der Definition von Wissen kann das Vertrauen darauf zu einer (Selbst-)Beschränkung führen, wenn ver­meint­liche Tat­sachen nicht mehr hinter­fragt oder keine Alterna­tiven zu ersten Lösungen erör­tert werden. Im Artikel „eine Frage des Zeitpunkts“ finden Sie ein Beispiel, wie zu frühe Entscheidungen die Möglich­keit weiterer Alter­nativen verhin­dern und damit die Lösungs­findung beschränken.

Eine Limitierung entsteht fast automa­tisch, weil sich der Umfang des Wissens auf die Gruppe bezieht und von ihr abhängig ist. Natürlich wird der Umfang des Wissens nicht linear mit der Größe der Gruppe anwachsen. Deshalb ist es wichtig, sich über die Zusammen­setzung der Gruppe bewusste Gedanken zu machen, hier eine optimale Gruppen­größe zu finden.

Wissen limitiert auch dann, wenn mit dem Zustand des Wissens eine Zufrieden­heit verbunden ist und damit das sprich­wört­liche Abwinken „Kenn’ ich schon“ verbunden ist. Boris Grundl erwidert darauf wunder­bar aber durchaus provo­kativ „Kennen Sie oder können Sie?“ (Neben­bemer­kung: Sein neues Buch „Mach’ mich glücklich“ ist brilliant und absolut lesens­wert für Führungs­kräfte und Eltern, aber auch alle andere Men­schen, an die Ansprüche gestellt werden oder die Ansprüche an andere stellen).

Wissen ist verkehrt

Die Gruppen­größe beein­flusst nicht nur den Umfang des Wissens, sondern unter Umstän­den auch die Korrekt­heit des Wissens, wenn die Mit­glieder der Gruppe nicht optimal ausge­wählt werden. Eine zu große Gruppe kann dabei nicht nur unwirt­schaft­lich sein, sondern auch den oben beschrie­benen Fluch der frühen Lösungen hervor­rufen. Das hat dann in der Essenz nicht nur eine Limi­tierung zur Folge, sondern auch auch Fehler durch die meist bestim­mende End­gültig­keit der Lösung. Hier können wir dann nicht von den posi­tiven Effekten des Fehlers sprechen, weil uns diese ja gar nicht bewusst und des­halb auch nicht korri­giert werden.

Aber nicht nur als Gruppe, sondern auch als Einzel­person können wir in die Wissens­falle treten, die sich in Vorur­teilen mani­festiert.

„Der Zweifel ist dem Wissen nicht unter­legen, sondern über­legen. Der Fort­schritt ist der Sohn des Zweifels. Der Verstand, der nicht mehr zwei­felt, unter­liegt dem Verstand .“

– Émile-Auguste Chartier (franz. Philosoph und Schrift­steller, 1868-1951)

Was ist besser als Wisssen?

Lernen ist besser als Wissen, weil damit eine Akti­vität und Verände­rung verbunden ist. Mit dem Lernen ist auch der Irrtum verknüpft, der letzt­lich auch der Ursprung jedes Lern­effekt ist, weil ohne Irrtum kein neues Wissen ent­stehen kann. Deshalb ist ein gesundes Maß an Zweifel und damit die Tendenz Wissen in Frage zu stellen auch besser als zu über­zeugtes Wissen. Aus dem Wissen und dem vorge­schal­teten Lernen allein entsteht jedoch noch nichts. Erst mit dem Tun kommt es zur Verän­derung.

Dieses Tun wird dadurch erreicht, dass das WAS des Wissens mit dem WIE des Lernens und dem WARUM der Vision ver­knüpft wird, wodurch ein konti­nuier­licher Antrieb und Moti­vation ent­steht und der KVP seinen Namen verdient. Aber auch das Tun ist nicht der End­punkt, sondern zeit­weilig nur die Ergeb­nisse, die dadurch erreicht werden, um dann nach dem näch­sten Niveau zu streben.

Frage: Welches Wissen über den KVP besteht in Ihrem Unter­nehmen? Wo ist vermeint­liches Wissen eine Limi­tierung? Wie können Sie mit Wissen und Nicht­wissen anders umgehen?

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